Besonders Wertlos – Das 19 1/2. Festival des deutschen psychotronischen Films zu Halloween in Köln!





Es ist soweit: Unsere Freunde vom Festival des deutschen psychotronischen Films laden, nach den Strapazen eines weiteren Umzuges und der nun – es sei ihnen zu wünschen – endgültigen Einkehr in den vor etwa einem Jahr neueröffneten Kalker Lichtspielen, mit ein wenig Verspätung zur unter dem Zeichen des Kompromisses stehenden und daher nur 19 1/2. Ausgabe ihres ehrwürdigen Festivals.
Doch wer sie kennt, ahnt bereits, dass dies dem geneigten Publikum nicht zum Nachteil gereichen soll. Aufgespalten auf zwei distinktive Veranstaltungsorte – den bereits im letzten Jahr dankenswerterweise eine Zuflucht gewährt habenden Filmclub (813) der Herzen für alle Vorführungen von originalen 35mm-Kopien zu Festivalbeginn, 31.10.2018, sowie -ausklang, 04.11.2018, und dazwischen eben die bislang lediglich mit digitaler wie 16mm-Projektion gesegneten Lichtspiele – präsentiert man einen ganzen Tag länger als üblich abermals ein veritables Füllhorn an Kostbarkeiten aus diesen Landen. Darunter in diesem Jahr eben auch solche, die, man sollte es bei allem (auch den Verfassern dieser Zeilen freilich eigenen) Materialfetischismus nicht vergessen, ob ihrer digitalen Herkunft ein besonders trauriges Schicksal in einer Zwischenwelt mittig der Pole des liebenden, zumeist aber analogen Enthusiastenkinos und des letztlich allem Digitalen drohenden Müllhaufens des Vergessens fristen dürften. Auch hierfür ein Dank und ohne weitere Umschweife ab zum Programm!

Dieses zeigt sich im Jahre 2018 von seiner breit aufgestelltesten, verspieltesten Seite. Mit Ausnahme der 40er und 50er Jahre werden tatsächlich alle Jahrzehnte teutonischen Filmschaffens seit den wilden Zwanzigern berücksichtigt – ob stumm, schwarzweiß, in Farbe oder ganz modern vom DCP, für jeden ist etwas dabei. Nicht minder erwähnenswert erscheint der weitestgehende Verzicht auf einige mittlerweile ausgewiesene Festivalheroen wie der Rolfe Olsen und Thiele, Alfred Vohrer oder Zbyněk Brynych zugunsten selten gespielter Filme von Regisseuren, die den genannten in der Gunst der Cinephilie nach wie vor so ein wenig hintenanstehen. Frank Wisbar, Ulli Lommel und das kölsche Original Wally Bockmayer machen den abschließenden, über alle Maßen geglückten Abschlusssonntag fast in Gänze unter sich aus, mit Filmen darüber hinaus, die – es darf nicht unerwähnt bleiben – in dieser Form wohl in absehbarer Zeit nicht mehr allzu oft zu sehen sein dürften. Die entzückende, mechanisch kaum beeinträchtigte Farbpracht der Technicolor-Kopie des Lommelschen zweiten Frühlings, im Januar noch gefeierter Höhepunkt des hauseigenen Hofbauerkongresses, dürfte in naher Zukunft durch das hinterlistig vor sich hin werkelnde Essigsyndrom endgültig gedämpft werden, Frank Wisbars erst kürzlich in Form der möglicherweise (?) letzten deutschen Kopie wieder ans Tageslicht getretener „Marschier oder krepier“ war die sagenhaften 55 Jahre seit Uraufführung wohl nirgendwo, nicht einmal als ranziger VHS-Rip zu sehen und Wallys Zuhälterepos „Kiez – Aufstieg und Fall eines Luden“ eher zur Randnotiz in seinem Schaffen verdammt. Wie gewohnt wird also, allen Hindernissen zum Trotz, von Macherseite aus ein ausgesprochen feinfühliges Händchen für vernachlässigt vor sich hin Darbendes bewiesen.

Den überbordenden Rest des nun hoffentlich angemessen schmackhaft gemachten Programmes, Anfahrtshilfen und alle weiteren Details hält die Internetpräsenz der Kalker Lichtspiele für einen dringend anzuratenden Blick bereit!

Schon vorab ein gutes Gelingen und viel Freude an Schangel, Trunst und Ultrakunst auf Veranstalter- wie Besucherseite wünscht,
Die Redaktion


[Bildmaterial von den besonders Wertlosen geborgt]

Dieser Beitrag wurde am Freitag, Oktober 19th, 2018 in den Kategorien Blog, Blogautoren, Die Redaktion, Festivals, Hinweise veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

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