Fantasy Filmfest 2010 – Wertungen und Fazit
Ähnlich wie bereits beim Fazit zum Filmfest München, gibt es nun auch zum Fantasy Filmfest wieder eine Wertungstabelle, die während des Nürnberger Festivals laufend aktualisiert wird. Leider fehlen ausgerechnet unsere beiden einzigen regelmäßigen Filmbewerter Christoph und Alex S. diesmal beim FFF. Trotzdem sind immerhin vier regelmäßige Teilnehmer dabei (darunter auch unser zukünftiger Gastautor Marian), wobei die Filmausbeute allerdings nicht mit dem Filmfest München vergleichbar sein wird, nachdem niemand von uns eine Dauerkarte besitzt. Viel wird daher wohl von spontaner Lust und Stimmung abhängen…
Abkürzungen wie gehabt:
() = unter Vorbehalt (wegen Sichtungsumständen, Müdigkeit o.ä.)
* = vorher abseits des FFF gesehen
** = wiederholt gesehen
sowie:
B/C/AS/S = Benjamin/Christoph/Alexander S./Scott
Filmtitel | Alexander P. | Andreas | B/C/AS/S | Marian | Sano |
AMER (Hélène Cattet, Bruno Forzani) | 6.5 * | 8 ** | 9 * (C) 8 (AS) | 8 | 5 |
EVIL – IN THE TIME OF HEROES (Yorgos Noussias) | * (B) | ||||
THE PACK (Franck Richard) | 6 (B) | 5 | |||
OUTRAGE (Takeshi Kitano) | 8 | 7 (B) | 8 | 6 | |
FROZEN (Adam Green) | 2.5 | 4 | 5 | 4 | |
THE APE (Jesper Ganslandt) | 6 | 7 | 6 | ||
DER DOPPELGÄNGER (Christopher Lenke, Philip Nauck) | 4 | 2 | 4 | ||
KABOOM (Gregg Araki) | 8.5 | 5 | 7.5 | ||
THE LOVED ONES (Sean Byrne) | 8 | 7 | 8 | ||
THE KILLER INSIDE ME (Michael Winterbottom) | 4 | 3 | 7 | ||
METROPIA (Tarik Saleh) | 6 (S) | ||||
SOLOMON KANE (Michael J. Bassett) | 3 | ||||
MONSTERS (Gareth Edwards) | 6 | 7 | 7 (S) | 7 | |
THE HUMAN CENTIPEDE (Tom Six) | 9 | 3.5 | 2 | ||
CENTURION (Neil Marshall) | 1 | 1 | 6 | ||
GALLANTS (Derek Kwok, Clement Cheng) | 8.5 | BLACK DEATH (Christopher Smith) | 5.5 | 14 BLADES (Daniel Lee) | 4 | LOVE CRIME (Alain Corneau) | 8.5 | 1.5 |
RED HILL (Patrick Hughes) | 4 | ||||
WE ARE WHAT WE ARE (Jorge Michel Grau) | 6 | 6 | 8 | ||
IP MAN 2 (Wilson Yip) | 6 | 7 | |||
RUBBER (Quentin Dupieux) | 7 | ||||
REYKJAVIK WHALE WATCHING MASSACRE (Julius Kemp) | 4.5 | 5 | |||
FOUR LIONS (Chris Morris) | 3 | 3 | |||
SYMBOL (Hitoshi Matsumoto) | 6.5 | 8 | |||
HARRY BROWN (Daniel Barber) | 5 |
Das Fazit in bewährter Listenform:
***
Alexander P.
Top 5:
1. THE HUMAN CENTIPEDE (Tom Six)
2. CRIME D’AMOUR (Alain Corneau)
3. KABOOM (Gregg Araki)
4. THE LOVED ONES (Sean Byrne)
5. BLACK DEATH (Christopher Smith)
***
Andreas
Top 5 (den zuvor schon in München gesehenen AMER ausgeklammert):
1. GALLANTS (Derek Kwok, Clement Cheng)
2. OUTRAGE (Takeshi Kitano)
3. MONSTERS (Gareth Edwards)
4. RUBBER (Quentin Dupieux)
5. THE LOVED ONES (Sean Byrne)
Flop 3:
1. CENTURION (Neil Marshall)
2. LOVE CRIME (Alain Corneau)
3. FOUR LIONS (Chris Morris)
Wobei FROZEN und REYKJAVIK WHALE WATCHING MASSACRE nüchtern betrachtet noch weitaus lausiger als FOUR LIONS waren, sich aber durch ihre spaßigen ersten Hälften einen deutlichen Trash-Bonus verdient haben.
***
Marian
Top 5 (alphabetisch):
AMER (Hélène Cattet, Bruno Forzani)
THE LOVED ONES (Sean Byrne)
OUTRAGE (Takeshi Kitano)
SYMBOL (Hitoshi Matsumoto)
WE ARE WHAT WE ARE (Jorge Michel Grau)
Flop 3:
1. CENTURION (Neil Marshall)
2. THE HUMAN CENTIPEDE (Tom Six)
3. FOUR LIONS (Chris Morris)
***
Sano
Top 3:
1. KABOOM (Gregg Araki)
2. THE KILLER INSIDE ME (Michael Winterbottom)
3. IP MAN 2 (Wilson Yip)
Flop-Liste gibt’s keine, weil ich zum ersten Mal auf dem FFF keinen schlechten Film gesehen habe. Enttäuschend waren höchstens einzelne Aspekte bestimmer Filme, insgesamt war es aber ein überraschend tolles FFF.
Ist ja jetzt nicht gerade des Wahnsinns fette Beute!
Bitte genauer lesen: „Wertungstabelle, die während des Nürnberger Festivals laufend aktualisiert wird“… 😉
Nachdem das FFF in Nürnberg, der letzten Festivalstadt, erst vorgestern begonnen hat und noch bis kommenden Donnerstag geht, wird im Laufe der nächsten Tage schon noch ein bisschen mehr dabei rum kommen…
Allgemeine Anmerkung für alle Leser der Tabelle: wie beim Münchner Fazit wird die 10er Bewertung natürlich von jedem etwas unterschiedlich ausgelegt. Christoph wird angesichts der recht strengen Auslegung wohl den Kopf schütteln, aber gerade bei Sano und mir darf eine „7“ schon als richtig guter Film verstanden werden. Insofern herrscht bislang durchaus Zufriedenheit mit der bisherigen Ausbeute (zumal auch die durchwachseneren Filme meistens noch recht unterhaltsam waren), was angesichts der Wertungen vielleicht nicht für jeden sofort ersichtlich ist. Das nur als Hinweis, nachdem mancherorts Leute 8/10 für Filme geben, die sie „ganz okay“ fanden, was bei mir dann eher 5/10 entspricht.
Auch ein Grund, warum ich nach Möglichkeit versuchen werde, auch Kurzkommentare zu schreiben, weil sich in einer einzelnen Ziffer halt ambivalentere Haltungen kaum adäquat abbilden lassen. Besonders problematisch ist es bei (gutem) Trash, aber den gibt’s im heutigen Genrekino leider sowieso kaum noch in so liebenswerter Form wie vor einigen Jahrzehnten.
Mag so ein Filme bewerten eigentlich nicht, aber hatte gerade doch Lust und Motivation. Aber Andreas liegt vollkommen richtig, dass von mir wohl „strengere“ Bewertungen als üblich ausfallen. Möchte halt das ganze Spektrum der Bewertungsskala nutzen, und da ich früher in 100er Schritten bewertet habe, gehts bei mir auch von 0 – 10.
Der beste „aktuelle“ Film den ich dieses Jahr gesehen habe (Benjamin Heisenbergs großartiger „Der Räuber“) wäre z.B. – wenn ich denn gewungen wäre ihn zu bewerten – ne 8/10.
5/10 heißt bei mir also auch in etwa gut/interessant/sehenswert, und Durchschnitt, bzw. eher uninteressant Missglücktes sind dann 4/10. 😉
CENTURION ist wirklich der größte Schlock des Festivals. Marshall hat sich endgültig verabschiedet.
Mich würde interessieren wie Sano AMER findet.
Tja, hmm… Vielleicht schreib ich noch nen Kurzkommentar.
Von Amer halte ich nach meiner ersten (und hoffentlich letzten) Sichtung nicht viel. Wirkt wie ein netter Versuch von einem Filmhochschüler: 20+ Minuten Idee auf Spielfilmlänge gedehnt, moderne Schneidemätzchen statt überlegter Montage, kein wirkliches Konzept, Standardkamera, und überhaupt alles sehr steif, zwischen Plattitüden und inspirierten Ideen schwankend.
Tarantino hat seine Hommagen besser verpackt, hat mehr Ahnung vom Filmemachen, und vor allem eine eigene Idee von Kino! Die hat mir bei Amer etwas gefehlt.
Wenn es denn ein Debutfilm ist, ist er auf jeden Fall vielversprechend für die weitere Entwicklung der Regisseure – wenn denn der Film keine bloße Fingerübung war, nach der er zu oft aussieht. Aber allein für „Versuch und Engagement“ gibts von mir keine Bestnoten. Und was das alles mit den 70ern zu tun haben soll ist mir leider entgangen – alles so steril wie die Gegenwart, und von Italokino schonmal gar nichts verstanden.
Ist ja mal das radikale krasse Gegenteil zu allem, was ich bisher über AMER vernahm! O.o
Zu AMER:
Mir hat der Film (wie ja auch meinem Sehtagebuch zu entnehmen ist) sehr gut gefallen, aber dennoch kann ich Sanos Wahrnehmung des Films teilweise auch nachvollziehen. Einerseits habe ich den Film im Kino schon sehr genoßen, vor allem wegen seiner großartigen Oberflächenreize im Sinne von eye und ear candy, andererseits ging er mir in seiner relativen stilistischen Monotonie aber zwischenzeitlich auch etwas auf die Nerven.
Close-Up um festischistisches Close-Up, Jump-Cut um Achsensprung und bis ins Ohrenschmerzende gesteigerter Soundeffect um Soundeffect rattert der Film über einen hinweg und nutzt sich dabei leider doch etwas ab, weil er sich eben ein bißchen zu sehr in seinem ausgestellten Stilwillen gefällt. Vor allem, fehlt meiner Einschätzung nach ein echter atmosphärischer „Kontrapunkt“, auch wenn die mittlere Episode von den Filmemachern vielleicht als ein solcher angedacht ist.
Die Schwächen des Films erinnern daher durchaus ein bißchen an Filmhochschule und Fashion Shoot, aber letztlich ist er dann doch wesentlich interessanter und schöner anzusehen. Recht geben muss ich Sano allerdings auch damit, dass der Film als Kurzfilm (oder 3 Kurzfilme) vermutlich noch besser wirken würde.
Cattet und Forzani haben denselben Rotz ja schon mal als Kurzfilm verpackt, „Chambre jaune“. Dieser Film steht „Amer“ in nichts nach, der einzige Unterschied ist die Länge.
Sehe den Film ähnlich wie Sano. Technisch ist das ja alles sehr schön, aber das ist „Transformers“ auch… Ich sage nicht, dass ein Film unbedingt Handlung braucht, aber er braucht mehr als aneinandergereihte Fetischobjekte. Mehr als Freud für Arme. Mehr als geborgten Soundtrack (das Beste am Film).
Da muss ich Sano wieder Recht geben, wenn er sagt, dass selbst Tarantino seine Hommagen besser verpackt.
Ich denke, die Regisseure versuchen einerseits eine gewisse fan-crowd, andererseits aber auch Arthaus-Schnösel anzulocken. Damit hätte man ein gewisses Zuschauerspektrum abgedeckt. Die Einen kommen wegen den Giallo-Referenzen, die Anderen wegen den Kenneth Anger-Bildern.