9. Todd-AO-70mm-Festival 2013 & weitere Herbst-Hinweise



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Auch dieses Jahr findet in der Schauburg Karlsruhe in angemessenem Ambiente und auf gekrümmter Cinerama-Leinwand wieder das deutschlandweit einmalige Todd-AO-70mm-Festival statt – die bereits 9. Ausgabe präsentiert erneut drei Tage lang eine Auswahl von „large format“-Filmen in hochauflösenden, jedoch lebendig-plastischen 70mm-Bildern und (von einer Ausnahme abgesehen) allesamt im 6-Kanal-Magnetton. Die Materiallage im als Königsformat des analogen Films geltenden 70mm-Bereich ist allerdings schwierig: Nachdem die westlichen 70mm-Produktionen stets auf farbstichanfälligem Kodak-Eastmancolor-Material kopiert wurden, sind viele historische 70mm-Kopien mittlerweile mehr oder weniger stark verblasst, auch wenn dieser Umstand ihrer beeindruckenden Bild- und Tonwirkung oft erstaunlich wenig anhaben kann (erst in den 1980ern entwickelte auch Kodak endlich farbstabiles Material, was die Besucher des letztjährigen 70mm-Festivals in den Genuss einer exzellenten Kopie von Douglas Trumbulls BRAINSTORM brachte). Vor diesem Hintergrund ist die 9. Ausgabe des Festivals insofern bemerkenswert, als dass der Schwerpunkt mit drei Lang- sowie einigen Kurzfilmen diesmal dem DDR-Breitfilm gilt, mit einem entscheidenden Vorteil: Dort wurde nicht auf Kodak, sondern stets auf Orwocolor-Material kopiert, das zwar nicht ganz die Feinkörnigkeit und Schärfe von Kodak erreicht, dafür aber auch Jahrzehnte später noch farbstabil ist. GOYA, DU BIST MIN und ORPHEUS IN DER UNTERWELT werden als DDR-70mm-Langfilme zu sehen sein.

Zusammen mit einer in anamorphotischem Ultra Panavision 70 neu restaurierten KHARTOUM-Kopie, einer SPARTACUS-Rekonstruktion von 1991, und einem jüngeren, bereits auf farbstabilem Kodak-Material kopierten 35mm-to-70mm-Blow-Up von THE BIG BLUE sind also bei mindestens sechs der zehn in dieser Festivalausgabe präsentierten Filme neben allen anderen Qualitäten auch kräftige Farben zu erwarten. Ebenso bemerkenswert: Sechs der zehn Langfilme werden in der Originalsprache präsentiert. Auch das keine Selbstverständlichkeit angesichts der horrenden Übersee-Transportkosten der sperrigen 70mm-Kopien, weshalb hier schon aus Kosten-, aber auch aus Zugriffsgründen in der Regel mehrheitlich synchronisierte Filmkopien aus Deutschland zum Einsatz kommen. Zwei besonders gute Gründe also, diesmal den Weg nach Karlsruhe anzutreten. Bislang am ersten Oktober-Wochenende beheimatet, steigt das 9. Todd-AO-70mm-Festival diesmal zwei Wochen früher, von 20. bis 22. September 2013. Einzeltickets kosten 10 Euro (ermäßigt 7 Euro), Tagestickets 40 Euro (ermäßigt 30 Euro), Festivaltickets 100 Euro (ermäßigt 70 Euro). Tages- und Festivaltickets umfassen neben den Filmen allerdings auch eine umfangreiche tägliche Verköstigung in Form eines Frühstücksbuffets, einer Kaffee-/Kuchen-Pause, eines warmen Abendessens, eines Freibier-Umtrunks am Eröffnungsabend und einer Festivalbroschüre. Außer KHARTOUM, der mit DTS-Ton gezeigt wird, laufen alle Filme im originalen 6-Kanal-Magnetton. Das Programm in der Übersicht:

Freitag, 20. September
11:00 Uhr: The Great Waltz (USA 1972, Andrew L. Stone – Blow-Up)
15:00 Uhr: Goya (DDR 1971, Konrad Wolf – Orwo-70mm)
19:15 Uhr: Khartoum (USA 1966, Basil Dearden – Ultra Panavision 70mm)
ab 22 Uhr: Get Together

Samstag, 21. September
10:30 Uhr: Seven Brides for Seven Brothers (USA 1954, Stanley Donen – Blow-Up)
13:00 Uhr: Du bist Min (DDR 1969, Annelie & Andrew Thorndike – Orwo-70mm)
16:00 Uhr: The Big Blue (Frankreich 1988, Luc Besson – Blow-Up)
20:00 Uhr: Spartacus (USA 1960, Stanley Kubrick – Super Technirama 70mm)

Sonntag, 22. September
10:00 Uhr: Lecture: The DP 70 Projector
10:45 Uhr: Orpheus in der Unterwelt (DDR 1974, Horst Bonnet – Orwo-70mm)
13:00 Uhr: Shorts, Trailers & Specials
16:00 Uhr: Chitty Chitty Bang Bang (USA 1968, Ken Hughes – Super Panavision 70mm)
20:30 Uhr: Close Encounters of the Third Kind (USA 1978, Steven Spielberg – Blow-Up, Effektszenen in 65mm gedreht)

Weitere Infos zum Programm und Festival findet man außerdem an dieser Stelle sowie hier im Detail. Hier gibt es außerdem den Festivalflyer.

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Auch sonst ballen sich im Herbst allein im deutschsprachigen Raum wieder die Filmfestivals und Sonderveranstaltungen. Allein parallel zum 70mm-Festivals gibt es zwei interessante Überschneidungen: Der Geheimnisvolle Filmclub Buio Omega zeigt eine in Handarbeit selbst vervollständigte Filmkopie eines italienischen Gangsterfilms, während das Filmkollektiv Frankfurt den deutschen Experimentalfilmer Wilhelm Hein eingeladen hat.
Eine Woche früher ist am Freitag, den 13.9., Jess-Franco-Starlet Katja Bienert in Nürnberg zu Gast – und über den Franco-Abend hinaus sind noch einige weitere zwielichtige Raritäten an jenem Wochenende dort zu sehen… Ebenfalls in Nürnberg zeigt das Filmfestival der Menschenrechte von 2. bis 9. Oktober eine ambitionierte Auswahl, zu der auch der neue Film von Lav Diaz und noch mehr Spannendes aus Asien gehört.
Bei Cinestrange in Dresden ist unterdessen Joe Dante von 4. bis 6. Oktober zu Gast (Ende September ist er zudem auch in Wien beim Slash-Filmfestival), unbestrittener Höhepunkt einer Werkschau zu seinen Ehren dürfte dabei die über 40 Jahre verspätete deutsche Erstaufführung von THE MOVIE ORGY sein, eine Art heiligem Gral der Cinephilie, der allein aus Lizenzgründen vermutlich nie auf Heimvideomedien veröffentlicht wird. Eine Woche später widmet sich Underdox in München von 10. bis 16. Oktober wieder dem internationalen Dokumentar- und Experimentalfilmschaffen, filmhistorische Ausgrabungen inklusive.
Und während von 23. bis 27. Oktober das Pornfilmfestival Berlin unsicher macht, wird Wien von 24. Oktober bis 6. November von der Viennale okkupiert. Nicht zu vergessen, dass vorher im Filmclub 813 in Köln von 18. bis 20. Oktober eine komprimierte Retrospektive sämtlicher knapp 30 Kurzfilme (mit einer momentan als verschollen geltenden Ausnahme) zu sehen ist, die der Bulgare Marran Gosov in den 60er und 70er Jahren vor allem in und um München drehte. Auch das eine seltene und unbedingt lohnenswerte Gelegenheit inmitten dieses mal wieder viel zu veranstaltungsreichen Herbstes.

Dieser Beitrag wurde am Freitag, August 30th, 2013 in den Kategorien Ältere Texte, Andreas, Blog, Festivals, Filmschaffende, Hinweise, Trägermedien veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

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