17. Hofbauer-Kongress, Aufriss #9: Dort, wo glühende Schweißtropfen…
…die Druckerschwärze des Groschenromans verschwimmen lassen, wo die Bleispritze in der Hose spannt und der Sensationswanst aus dem Korsett der Konventionen platzt, dort ist Das Rasthaus der grausamen Puppen zuhause. Es ist Rolf Olsens natürliche Gabe, rauen, gierigen Pulp auf deutsche Straßen zu bannen und allen eine lange Nase zu drehen, die das Genre als Vorrecht der Amerikaner missdeuten. Wie kein zweiter weiß der ruchlose Rolf, dass Sex & Crime nicht im Widerspruch zu Hosenträgern und Karo-Tischdecke stehen. Krawall, das kann er. Taucht Olsen 1966, ein Jahr vor den „grausamen Puppen“, noch mit dem HK-Herzstück In Frankfurt sind die Nächte heiß in die Niederungen des Rotlichtmilieus ab, so streift er das Kiez-Kolorit für diese deutsch-italienische Co-Produktion komplett ab: Fünf Mädchen brechen aus dem Zuchthaus aus und verstecken sich in einem Rasthaus im schottischen Hochland, wo in kürzester Zeit Begehrlichkeiten pekuniärer wie libidinöser Natur die Harmonie bröckeln lassen. Es folgen Sensationen.
Aber genug davon. Weshalb Worte verschwenden, wenn der katholische Filmdienst es doch gewohnt süffig auf den Punkt gebracht hat:
„Rolf Olsen, bereits mit einer Reihe Kino-Klamotten mit schmierigem Anstrich unrühmlich hervorgetreten, hat die kolportagehafte, verlogene Geschichte distanzlos ins Bild gesetzt. Die Kamera schwelgt in Abartigkeiten: Auspeitschungen, gefesselte nackte Frauen unter der kochend heißen Dusche, lesbische Liebe – und immer wieder Morde, unterbrochen von Striptease und eindeutigen Intimszenen. Eine schmuddelige Atmosphäre, in die zu allem Überfluß auch noch ,humorige‘ Töne gemischt werden, die wohl den ordinären, rüden und zynischen Gossenton neutralisieren sollen, der in den meisten Passagen vorherrscht. Der Film ist das Produkt einer ungesunden Phantasie. Er ist um so ärgerlicher, als er vorgibt, ein ernsthaftes Problem abzuhandeln. Bedauerlich ist die Mitwirkung von Helga Anders in diesem Film. Sie fiel in „Mädchen, Mädchen“, einem mittelmäßigen Film, durch eine gute Leistung auf. Sie sollte weiter mit der „Jungen Welle“ arbeiten und sich nicht von Spekulanten verschleißen lassen.“
Diesen Rat möchte das Hofbauer-Kommando im Übrigen auch an die Besucher dieses Films weitergeben. Lasst euch nicht verschleißen. Aber bringt vielleicht eine Hose zum Wechseln mit.
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