16. Kongress, Aufriss #2: Nach einer viel zu großen Pause…
… stecken die Hofbauerkommandanten den Jungs und Mädchen endlich wieder etwas von einem ihrer liebsten deutschen Erotikfilmer in die Schultüten: VERBOTENE SPIELE AUF DER SCHULBANK von Jürgen Enz – am 07. 01. 2017 um 14 Uhr! Ich hab schon reinschauen dürfen… und kam verstrahlt, mit Sternchen in den Augen wieder raus. Alles ist wieder da: Die brav bürgerlich zurechtgemachten Teenies wie aus einem 70er Jahre Quellekatalog und das Absurde ihres klobig-schüchternen und doch herzhaften Agierens. Die herausfordernden Elkes und Helgas, die aufgeblasene Kaugummis auf ihren Lippen platzen lassen. Die ungeschickten, pseudocoolen Ulfs und Jörgs. Die idyllische Schulausflugnatur mit ihrer friedlichen und zarten Poesie und ihren lächelnden Seen und Enten, einladenden Mädchen und andächtigen Männern (und Unterhöschenbäumen!). Die stylischen Bauernschränke, die ausladenden Wohnlandschaften und die verräucherten Schlager: Die Zeit steht still. Es ist wie ein Besuch in den Mittagsschlaf- und Mitschlafphantasien der Nachbarn von vor vierzig Jahren. „Auch in meine Klasse kommt heute eine neue Schülerin“, klagt der junge Lehrer – Typ Michael Schanze, dunkles Krolleköpfchen und Brusthaardekolleté, hüftlange Zopfstrickjacke im Schafswollchic – gegenüber seinen älteren Kollegen, die wie ARD-Nachrichtensprecher aussehen, „das bedeutet eine zusätzliche Belastung!“ Solch spröde Dialoge und gewisse lange, mit nur leichtem Transportgut belastete Einstellungen (so wenn jemand die Straße entlang geht oder ein Eis löffelt) bringen einen Hauch von Joe D’Amato ins Spiel. Nora heißt die neue Schülerin. Die Klasse spielt ihr den alten Streich mit dem Wassereimer oben auf der Tür, ihr sonnengelbes Trägerkleid wird nass, peinigend transparent; sie soll sich abtrocknen, im Lehrerzimmer. Das Lehrerzimmer! Ausdrucksvolle Ornamenttapete, nougatbrauner Kunstledersessel. Der Lehrer reicht Nora ein orangenes Tuch aus hochwertigem Samtrelieffrottee. Mit aufrichtig zärtlicher Wehmut sieht er sie an. Warm wie ein Heizlüfter pluckert die Musik; die Heimorgel imitiert ein Mandolinenorchester – Pünktchen, Pünktchen, Pünktchen. Der „Katholische Filmdienst“ verachtet diesen zauberhaften, kleinen Schatz als „dümmlich inszenierten Spekulationsfilm“ und schürt damit nur noch mehr unsere Solidarität und Neugier. Spekuliert hat er aber wohl wirklich nur; er durfte bestimmt ja nur die Weichversion sehen. Da werden wir es besser haben! Wir sind die Harten. Wir kommen in den Garten.
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