14. Hofbauer-Kongress, Aufriss #5



Das Hofbauer-Kommando bereist die Welt

„Glamour, Glitter und Diamanten“ verspricht uns diesmal ausgerechnet der triste Überraschungsfilm und liefert damit einen willkommenen Kontrast zu den Heuschobern und Heidegräsern, zu denen uns der singende Roy Black im letzten tristen Überraschungsfilm entführte. Diesmal geht es hinaus in die weite Welt und zugleich doch wieder zurück zu den Wurzeln des TrÜF, wie wir ihn liebevoll-abkürzend zu nennen pflegen. Wir rechnen wie bei den ersten TrÜFfeln mit kräftigen Prisen von Kargheit, Tristesse und eigentümlicher Poesie, so sehr uns auch Glanz versprochen wird in diesem Film, der alles erzählen, alles zeigen möchte – von den Begierden und Sensationen, die sich im geheimnisvollen Dunkel des urbanen Treibens zur Geisterstunde vollziehen.

Statt in die heimatliche Heide nimmt er uns mit auf eine aufregende Reise rund um den Globus, zu Neon-leuchtenden Weltmetropolen und exotischen Vergnügungsstätten, wo verstohlene Kenner und schweigend-genießende Gentlemen ebenso verkehren wie schmuckfunkelnde Playgirls und trittbrettfahrende Bordsteinschwalben. Hinein nach Paris, Las Vegas, Haiti, Acapulco, New York, Tokyo, London und bis ins Zillertal! Auf dieser Weltkarte eifrigen Devisenhandels entfaltet sich eine filmische Arena, in der sich kosmopolitisches Weltenbummlertum und der heitere Humor regionaler Mundarten begegnen! Oder wie das Leben so spielt, wenn der Mann von Welt auf die Frau von der Hintertreppe trifft…

In Amüsiermeilen und einschlägigen Lokalitäten versammelt man sich. Man bummelt, man flaniert – und stiert, was es in den üppig ausstaffierten Auslagen so zu bewundert gibt. Vom Mieder bis zum Kimono legen die wendigen Damen des windigen Entkleidungsgewerbes mit einigem Geschick bereitwillig alles ab, was den freien Ausblick auf Naturwüchsiges versperrt. Begleitet werden sie gern von Showeinlagen und Musik, und so mischen sich Trommelfeuer und jauchzende Töne aus gut geschmierten Blasinstrumenten in das bunte Treiben. Auch Speis und Trank dürfen freilich nicht zu kurz kommen, so mancher kehrte vielleicht gar mit der Absicht ein, sich zunächst zu einer leiblichen Stärkung zu verhelfen. Man knabbert an saftigen Hühnerschenkeln, schlürft Weichteile aus feuchtwarmen Muscheln und nippt an überteuertem Fusel – und stellt mit neugieriger Beobachtungsgabe bald fest, dass sich an den richtigen Orten die fleischlichen Freuden nicht nur auf dem Speisebesteck befinden. Auf diese Weise isst das Auge auch jenseits des Tellers mit und schwelgt in den Darbietungen offenherziger Animiermädchen, die in zwielichtigen Spelunken ein fragwürdiges Auskommen gefunden haben. Ob man ihnen ansieht, wessen Geistes Kind sie sind und ob ihr Publikum zuhause arg zu kurz gekommen ist? Zwei der Rätsel, über die sich bereits andere Filme und Kommentatoren den Kopf zerbrochen haben. Vielleicht kommen wir ihnen endlich ein Stück näher, wenn wir unsere Wissbegierde mit diesem lehrreichen Streifzug gestillt haben?

Noch eine Besonderheit zeichnet diesen voraussichtlich am 4.1. erstrahlenden TrÜF aus – nicht in schwarz-weiß und Normalformat wie manche seiner Artgenossen wird er sich vor uns entblättern, sondern im ausladenden Glamour von CinemaScope und prächtigen Farben!

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, Dezember 4th, 2014 in den Kategorien Blog, Blogautoren, Das Hofbauer-Kommando, Festivals veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

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