Hall of Shame #1 – DVD-Menüs der Spitzenklasse



 

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Als großer Charles Bronson-Fan bin ich ständig auf der Suche nach neuem Stoff. Doch vor kurzem ist mir bewusst geworden, dass ich die meisten Stoneface-Kracher schon gesehen habe. Das stimmte mich ein wenig melancholisch. Einen neuen Bronson zu sehen hieß, ein Weihnachtsgeschenk auszupacken, und für anderthalb Stunden wie wild mit dem Feuerwehrauto zu spielen bzw. mit der Maschinenpistole. Mittlerweile sind fast nur noch die mittelprächtigen Bronsons geblieben, wie „Der Grenzwolf“. Ein Film, der wahrlich das Qualitätssiegel „okay“ verdient, und der nach einem guten Start etwas versandet. Das Beste an dem Film ist letztendlich Ed Harris, der einen wahrhaft tollen Schurken abgibt. Doch halt! Noch besser ist das DVD-Menü, auf das man automatisch stößt, nachdem der Abspann zu Ende gegangen ist. Allein die Idee, den Titel des Films mit Word Art zu erstellen. Man beachte auch den Button mit der Aufschrift „Internet“. Wahrlich, eine DVD von gestern. Trotzdem weit unterhaltsamer als der Film.

Die DVD von „Der Typ mit dem irren Blick“ hab ich mir zu einer Zeit gekauft, als ich noch nicht viele DVDs hatte und sehr dem Grabbeltisch zugeneigt war. 1 € pro DVD? Fantastisch! Ich nehme zehn! Kenner werden das Label kennen, das mancherorts als „Pest Entertainment“ kursiert. Der Film ist toll, die DVD sollte sich was schämen, und doch macht das Menü Lust auf eine neue Sichtung…
Doch das Schönste an den Pest-DVDs war die Trailershow mit den ewigen Trailern von Boormans „Smaragdwald“ und Nichols‘ „Tag des Delphins“ (große Empfehlung), und Carpenters „The Fog“. Das Bild war selbst sehr foggy, und als Carpenters Schmuckstück irgendwann mal bei Kinowelt rauskam, war mir das Bild viel zu grell… Pest hat mich für andere Labels für immer ruiniert!

Die DVD von „Lobstermann vom Mars“ verliert keine Zeit und startet sofort mit dem Film. Erst durch den Menüknopf kommt man auf das sehr spärliche Menü, dessen beknackte Fotomontage mich aber irgendwie in ihren Bann zog. Der Film ist meiner Erinnerung nach (lang ist’s her) kein Trashfilm, sondern eine Art Hommage an Monsterfilme, in der sogar Regisseur Anthony Hickox als Schauspieler mitwirkt. Und wie man hoffentlich erkennt: der (in Geldnot steckende?) Tony Curtis. 1 € die DVD.

Die Sichtung des „Siegfried“-Films von Adrian Hoven steht noch aus. Ich bin überzeugt, der Film hält sich an die Sage oder historische Fakten, sofern vorhanden. Die DVD hab ich aus einem Indischen Kaufhaus, welches nicht mehr existiert. Da ist jetzt ein KIK drin. War es das wert?

Mario Sicilianos pessimistisches Meisterwerk (just kidding) „100 Fäuste für ein Vaterunser“ mit Uschi Glas hat doch wohl eine bessere DVD als die von Cent Entertainment verdient oder? Das Menü enthält eine Fotogalerie, wie so viele Billig-DVDs. Ich hab den Sinn von Fotogalerien nie verstanden. Miese Screenshots, die mal mit, mal ohne Musik als Diashow präsentiert werden. Diese ganze Bauernfängerei: Fotogalerie, Slideshow, Trailershow, Bewegtmenü, Kapitelanwahl! DVD als Kaffeefahrt…

Die erste DVD von „Dawn of the Dead“, die ich mir gekauft habe, war die „weltweit längste Fassung“, der „Krekel Cut“. Fast drei Stunden ging das Ganze… ich war irritiert, und verkaufte die Scheibe, und kaufte mir den Argento Cut von Laser Paradise. Ach ja, die goldenen Zeiten von Laser Paradise… Filme in Vollbild, miserabler Bild- und Tonqualität, dafür uncut!!!!! Gore, Gore, Gore!!!!!

Manche dieser Filme sind vergessenswert. Doch ihre DVD-Menüs mit ihren liebevollen Photoshop-Verbrechen sind es wahrlich nicht.

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, April 4th, 2013 in den Kategorien Ältere Texte, Blog, Blogautoren, Essays, Sven Safarow, Trägermedien, Verschiedenes veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

2 Antworten zu “Hall of Shame #1 – DVD-Menüs der Spitzenklasse”

  1. Christoph on April 7th, 2013 at 08:18

    Eindeutig dein schönster und persönlichster Text auf ET bisher. Mir ist vor Lachen die Hose geplatzt. Großartig!

  2. Christian on April 8th, 2013 at 00:19

    „DVD als Kaffeefahrt“ – welch Idiom für die Ewigkeit.

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