Ganz richtig merkte Gary Vanisian vom „Filmkollektiv Frankfurt“ – welches uns im November 2014 zu einem auswärtigen Sondergipfel lud – im Vorfeld selbiger Veranstaltung an, dass die Lehrfilme des FWU (Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht) inzwischen ein unentbehrlicher Teil des HK-Lebensgefühls geworden seien. Eng ans Herz gewachsen sind sie uns in der Tat, jene kleinen, grobkörnigen und wahlweise rührenden, trübsinnigen, amüsanten oder finsteren Schmalfilm-Zeugnisse deutscher Tristesse, die wohlmeinend, aber unvermeidlich steif und altväterlich den Schwierigkeiten des Gefühls-, Familien-, Sexual- oder des Soziallebens im ganz Allgemeinen nachspüren. Viele von uns erlebten diese Filme noch im Kontext ihrer ursprünglichen Bestimmung: Als Anschauungsmaterial im Schulunterricht, mit einem aus dem „Technikraum“ herbeigerollten 16mm-Projektor an die Wand des Klassenzimmers geworfen. Heute sind diese Filme aus den Schulen und Sozialeinrichtungen verschwunden. Produktionen jüngeren Datums auf digitalen Datenträgern haben ihren Platz eingenommen. Das ist verständlich, legt aber auch nahe, dass es an der Zeit ist, sich dem über die Jahrzehnte hinweg in enorme Dimensionen aufgedunsenen FWU-Filmkörper aus einer anderen Perspektive zu nähern. Weiterlesen…
Dezember 23, 2014 | Veröffentlicht in
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Das Hofbauer-Kommando,
Festivals
Ein tollpatschiger Milchmann zieht aus, um die Welt den Genuss frischer Milch aus traditioneller Familienproduktion zu lehren. Denn bedrängt von der Konkurrenz, die immer nassforscher die eigene Milch ins fremde Revier spritzt, gilt es den bedrohten Verwandten zur Seite zu stehen, damit bald wieder das weiße Gold aus der richtigen Quelle die durstigen Kehlen der Kunden hinab rinnt. Eine Herausforderung, vor der andere in trüber Ratlosigkeit kapitulieren würden, wird von unserem rundlichen, unbekümmerten Milchverteiler voller Energie und Enthusiasmus angenommen. Ob jung oder alt, dick oder dünn, Mädchen oder Junge, Dame oder Herr – unser eifrig-stoischer Milchhandelsreisender macht keine Unterschiede, denn er ist stets im Dienst und zur Stelle, um jeden Willigen mit den erquickenden Ergüssen praller Kuheuter zu beliefern. Bei so viel Tatendrang fliegt unserem Helden freilich bald auch das ein oder andere reizende Exemplar des anderen Geschlechts in die Arme, wovon er sich in seinem höheren Auftrag indes nicht beirren lässt und stets gern verzichtet – sollen ruhig andere sich den leichten Vergnügungen hingeben, während er sich ganz seiner Milch verpflichtet fühlt. Weiterlesen…
November 29, 2014 | Veröffentlicht in
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Das Hofbauer-Kommando,
Festivals
Hart, trocken und steinig war der Weg des jungen Menschen zum Honigtopf der Intimitäten in den von Mief und und Moral vernebelten 1950er Jahren. Weit weg waren die Pforten zum Paradies, und erst bei Durchquerung eines zähen Morasts aus Pomade, Lockenwicklern, Schicklichkeit, elterlichen Erwartungen und Sittenbildern von anno dazumal zu erreichen. DAS RECHT ZU LIEBEN (Rätten att älska, Mimi Pollak, 1956), man wollte es der geschlechtsreifenden, heranwichsenden Jugend nicht zugestehen, und wenn sie es sich einfach nahm, wurde aus ihr flugs die „Jugend von heute“, über die man beim Kaffeekränzchen mit Nachbarinnen und beim Geschäftsessen über Sauerbraten gestreng polterte – zu unserer Zeit gehörte sich das nicht, und geschadet hat uns das auch nicht, da war man sich einig – und rupfte damit das zarte Pflänzchen der knospenden Liebe grob aus der Saaterde. Zu groß war die Angst, die eigene Tochter „in anderen Umständen“ oder den Sohnemann als frühen Zeuger zwangsverheiratet zu sehen.
Vor den Gefahren derart rigider Verkehrsregulierung warnen wollte in jenen entsagungsvollen, eng geschneiderten Tagen einer der ersten „Schwedenfilme“, der die vor Neugierde platzende, aber vor Scham berstende Bundesrepublik erreichte. Weiterlesen…
Bereits der 9. außerordentliche Filmkongress des Hofbauer-Kommandos Ende Januar, von dem Silvia jüngst wieder einmal wunderbar anschaulich berichtete und der auch in den Sehtagebüchern von Robert und Christoph seinen kommentierten bzw. protokollierten Niederschlag fand (Lukas hingegen war diesmal leider nicht dabei, widmete in letzter Zeit einigen HK-relevanten Filmen allerdings sehr schöne schriftliche Betrachtungen, darunter die vorletztes Jahr vom Hofbauer-Kommando wiederentdeckte und mittlerweile unentwegt immer größere Kreise ziehende HERBSTROMANZE sowie VERDAMMT ZUR SÜNDE), wurde von Zwischenfällen heimgesucht. Ein vorzeitiger Rauswurf an einem Abend, was immerhin aber zu einem denkwürdigen Barbesuch führte, dann über eine große DVD-Kiste verschütteter Eistee am nächsten Abend und schließlich ein fälscherlicherweise ausgelöster und nicht enden wollender Feueralarm am dritten Abend. Bei der kaum eine Woche später startenden Berlinale setzte sich das nahtlos fort, so dass aus verschiedenen Gründen nur eine stark dezimierte Berlinale-Gutachterkommission des Hofbauer-Kommandos vor Ort ihren Dienst verrichten konnte, allerdings auch diesmal wieder ausgewählte Filme mit einer kleinen Prämierung versehen möchte. Weiterlesen…