Venedig ist keine gewöhnliche Kulisse für einen Film. Gerade was die dunklen Seiten der Menschen angeht, scheint die Stadt mehr als geeignet, diese offenzulegen. Vielleicht liegt es an der verwirrenden Infrastruktur oder an dem ganzen Wasser, aber Filme wie „Don’t look now“ oder „The Comfort of Strangers“ suggerieren das Bild einer Traumstadt, die niemals wirklich ist, niemals greifbar. Menschen verschwinden im Nebel. Menschen tauchen unter in der Postkartenidylle, der sie ja doch nicht trauen. Tauchen unter in den historischen Stätten, die ihre eigenen Geheimnisse verschlingen.
Die meisten Venedig-Filme haben die Gemeinsamkeit, das Irreale und den Wahnsinn spürbar zu machen. Und der Wahnsinn hallt nach. Vor allem bei „Night Train to Venice“, ein Film wie ein schlechter Traum. Weiterlesen…
Eine kurze Link- und Neuigkeitensammlung zum aktuellen Festivalgeschehen, das jetzt von Spätsommer bis Herbst mit den drei „Großen“ Locarno, Venedig und Toronto hoffentlich für viel Diskussionsstoff sorgen wird:
Gestern abend ist das 62. Filmfestival in Locarno zu Ende gegangen, Sieger des Goldenen Leoparden ist der chinesische Film She, A Chinese von Xiaolu Guo. Zweiter großer Gewinner ist der russische Film Buben, Baraban von Alexei Mizgirev, der sowohl den Spezialpreis der Jury, als auch den Preis für die beste Regie gewann. Alle Preisträger gibt es auf der offiziellen Festivalhomepage.
Ausführliche Berichterstattung über das Festival gab es von Lukas Foerster bei CARGO und im (auch sonst sehr lesenswerten) Blog von Michael Sennhauser vom Schweizer Radio DRS.
Noch interessanter als der aktuelle Wettbewerb dürfte die Reihe Manga Impact zum japanischen Animationsfilm gewesen sein, die einen kompletten Abriss seiner Geschichte von den Anfängen bis heute darstellte. In ihrer Ausführlichkeit ist diese Retrospektive bisher in Europa wohl kaum übertroffen, leider lassen sich darüber bisher abgesehen von den beiden schon erwähnten Festivalberichten kaum nennenswerte Artikel im Netz finden. Lediglich von Rüdiger Suchsland gab es in der Printausgabe (aber nicht online) der FAZ vom 13. August einen Bericht, in dem er vor allem von First Squad: The Moment of Truth von Yoshiharu Ashino schwärmte, in dem japanischer Anime und russisches Revolutionskino aufeinandertreffen. Auch Michael Sennhauser war sehr angetan von dem Film, der in Locarno internationale Premiere hatte. Den Trailer dazu gibt es hier.
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