100 deutsche Lieblingsfilme #75: Es ist nur eine Phase, Hase (2021)

Kommt man später einmal in schlimmstenfalls eingeweihten, scheußlich cinephilen Kreisen, bestenfalls aber breitem rezeptionsgeschichtlichem Konsens auf das deutsche Populärkino der Wechseljahre hin zu den neuen wilden Zwanzigern zu sprechen, so wird man sich hoffentlich erinnern an das, was heute noch als künstlerisch tadelhaft gilt: Jene bemerkenswerte Auffächerung, die die vorwiegend romantische Komödie nach Schweigerschem Patentrezept ungefähr zehn Jahre nach ihrem gemeinhin verhassten Urknall hinlegte. Originär filmisch heraussezierte Weisheiten hinterm literarischen Niveau davonflatternder Kalendersprüche bei Florian David Fitz, das ungezwungen Emanzipatorische bei Anika Decker und Karoline Herfurth, der messerscharfe Blick aus leichter Hand Bora Dağtekins – jetzt: Florian Gallenberger, der schon mit seinem letzten Kinofilm eine pilcherwürdige Altersabschiedsreise ins Sublime überführte und nun ansetzt, das Stiefkind des teutonischen Gegenwartskinos mit internationalem Arthouse auszusöhnen. Vermutlich abermals abseits des Blickes all jener, die die Offenheit neuer Konzepte stets lautstark einfordern, ihnen dann aber selbst nie mit ebensolcher begegnen wollen. Die Reifephase dann eben ohne sie. Weiterlesen…

Zeitnah gesehen: Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon (2018)

Eine doppelte Täuschung direkt zu Beginn, dem Zuschauer und Elmar Weppers alterndem Gärtner gleichermaßen vor die Glubscher gehalten – ein Prachtgolfplatz in Vegas. Mit dem ihn abbildenden IPad aus der Kadrage geschoben, kommt doch nur ein oller bayerischer Rasen darunter hervor. Wichtiger als der schmückende Tinnef von Übersee erscheint etwas ungleich Existentielleres, gleichsam weniger Augenscheinliches. Das Grün der Halme, leicht verblasst, von geringer Leuchtkraft. Später, Wepper hat sich da längst selbst via Kleinflugzeug aus Geldnöten, ätzender Kundschaft und seiner Unfähigkeit, eine wirkliche Bindung zu Frau und Kind aufzubauen, enthoben, schält sich nicht selten ein beinahe kränkliches Gelb aus diesem Grün hervor. Wiesen als Stimmungs-, als Sehnsuchtsbarometer, mannigfaltig eingefangen, vom Himmel, von der Erde aus, digital plattgemacht in unisono, sich wiegend in der mehr oder weniger texanischen Weite der Totalen. Wildwest in Bavaria – doch kein Held weit und breit. Weiterlesen…