So leere Augen, und alles reflektiert an ihnen vorbei. Zweifach – einmal auf den getönten Scheiben des Luxuswagens, dann auf der Sonnenbrille. Die Ikonographie von Anika Deckers nunmehr dritter eigener Regiearbeit nach einer Karriere als einsame Spitzenautorin der deutschen Filmkomödie ist schnell aufgebaut und bedarf keiner der schlagfertigen Worte, für die sie über Nacht berühmt wurde. Elyas M’Barek ist nicht Elyas M’Barek und doch der größte Star des deutschen Kinos. Marvin Bosch heißt er hier und stiert, nimmt man ihm die Gläser einmal ab, trüb vor sich her. Vom Tropenflair aus „Türkisch für Anfänger“, dem Kinodurchbruch des einen, ist im Leben des anderen nur mehr ein fades Abziehbildchen im Toilettenwagen geblieben. Zu groß, zu hübsch zum Aufgeben, zu desplatziert zum Losziehen. Diese durchsichtige Intertextualität – man merkt es schon, so geht „8½“ auf Neudeutsch und im Jahre 15 nach Schweiger. Weiterlesen…
Seht ihr den Mond dort stehen?Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.
(Matthias Claudius – Der Mond ist aufgegangen)
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Fabrizio Collini (Franco Nero) schreitet stoischen Schrittes durch einen trotz Cinemascope ins Erdrückende verengten Hotelkorridor, die Lichtverhältnisse durch die eigene, von hinten angestrahlten Umrisse ein wenig weiter abdimmend, ganz einem gedungenen Killer aus Hollywoods Thrillerschule gleich. Plötzlicher Schnitt zu dem Mann, der ihn später, da ist er den vorgezeichneten Weg des Mörders längst zu Ende gegangen, vor Gericht verteidigen wird – Jungjurist Caspar Leinen (Elyas M’Barek). Agil graziöse Schlagübungen aneinanderstrickend testet dieser seine Grenzen in einer nach allen Seiten offenen Halbnahen aus, bemerkt dabei gar nicht, wie sich sich von einem Moment zum anderen die Einstellungsgröße verschiebt. Von der Raumdecke aus wirkt das den Boxer so ermächtigende Ringviereck nun winzig, Leinen ist im wahrsten Sinne des Wortes eingefangen worden in einer Supertotalen. Collini indes hat es nach der Tat in die Hotellobby verschlagen, wo er sich in einem bequemen Sessel niederlässt. Cool, calm, collected, würde Mick Jagger das wohl nennen, befreit – man ahnt es lange bevor der Film sich ins Narrative stürzt – von einer Last in einer weiteren halbnahen Aufnahme, die das Treiben um ihn herum schlicht ausblendet. Weiterlesen…