Zitat(e) der Woche

WHAT IS DIGITAL CINEMA?

We can finally answer the question „what is digital cinema?“ Digital cinema is a particular case of animation which uses live action footage as one of its many elements. […]

Manual construction and animation of images gave birth to cinema and slipped into the margins…only to re-appear as the foundation of digital cinema. The history of the moving image thus makes a full circle.

Born from animation, cinema pushed animation to its boundary, only to become one particular case of animation in the end.

Lev Manovich, 1995

Has cinema not just become another type of gaming in today’s gaming culture? And, to echo Manovich’s statement, was cinema after all not „born“ within the context of optical toys and arcade games?

Wanda Strauven, 2011

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Zitat der Woche

Speaking of fetishism, one thing that isn’t written of enough, is that of digital. Besides, the basic fundamental digital issue of choosing what is a „1“ or a „0“, there is, in the hands of many techs the fetishistic choice of amplifying visual and audio data that is beyond the normal scope of human vision and sound. Too many films have soundtracks with amped up audio details that only a dog would normally discern. HD video also has the tendency to bring out „details“ that the normal eye wouldn’t necessarily fix on. So, there is a counter to the fetishism argument as well.

Kommentar von User JoeS unter einem Twitch-Beitrag zu den Projektionsformaten von THE MASTER. Abgesehen davon, dass ich persönlich prinzipiell weder gegen Fetischismus noch gegen bewusste Künstlichkeit etwas habe, scheint mir gerade der erste Satz des Zitats eine sehr elementare, wichtige Anmerkung in dieser ganzen Diskussion. Das Zitat passt auch sehr gut zu einem Kommentar von Jochen kürzlich hier bei ET, der auf den Aspekt des Futurismus bei blindwütigen Digital-Befürwortern hinwies. Dass Film-Befürworter (bzw. auch lediglich Koexistenz-Befürworter) ständig mit Fetischismus- und Nostalgie-Vorwürfen konfrontiert werden, aber die (möglicherweise weitaus ausgeprägtere) Fetischismus- und Futurismus-Tendenz der Digital-Befürworter nahezu nie thematisiert wird, ist schon frappierend und hochgradig tendenziös.

Aus gegebenem Anlass noch ein weiteres den Nagel auf den Kopf treffendes JoeS-Zitat aus jener Diskussion:

I saw SAMSARA and THE MASTER (both shot on 65mm) in the EXACT SAME theater one week apart. SAMSARA was transferred in 8k and projected in 4K (idiotically, there are NO 70mm film prints – NONE). THE MASTER was shown in 70mm.
There really is no comparison. Film just looks softer, warmer and more realistic. Digital has a glossy plastic image.

I honestly respect Robert Harris for everything he has done for movie restorations, but, with all due respect – I think Harris has spent too much time transferring material to Blu Ray/HD. I cannot believe he honestly feels that digital looks better than 70mm film.

Finally, this reminds me of the early days of CDs. Everybody jumped up and down talking about how great it was to finally hear music without the dreaded surface noises, pops & scratches. All true. But, over time, there was a realization that analogue, for all its flaws, simply has a warmer more natural sound. A number of pros in the industry, both artists and technicians have admitted this in recent years. Hence, the recent uptick in LP sales. Still, a niche, but it IS superior sounding.

Jedes Wort möchte man unterstreichen. Vor allem, nachdem das versammelte Hofbauer-Kommando sowie Sano und weitere Freunde und Bekannte gerade drei beglückende Tage voller wunderbarer 70mm-Kinoerlebnisse beim Todd-AO-Festival in Karlsruhe hatten – trotz eines auf dem Papier zunächst eher nicht so wahnsinnig interessant aussehenden Programms, das dann allerdings eine ganze Reihe sehr schöner Überraschungen bei den Filmen (allen voran: WATERLOO von Sergei Bondartschuk, aber auch DER GROSSE WALL von Shigeo Tanaka, oder ein großartiger namenloser Sovscope-70-Demonstrationsfilm, etc.) und mitunter auch bei den Kopien (allen voran eine in Eastmancolor-untypisch prächtig erhaltenen Farben erstrahlende BRAINSTORM-Erstaufführungkopie) bot. Und gerade gestern kam es dort auch zu exakt jenem Vergleich: Nachmittags die von wunderschönen, filigranen Farb- und Lichtabstufungen durchströmte 70mm-Kopie von THE MASTER gesehen, und abends nach dem letzten Film noch um die Vorführung des 4k-Trailers von SAMSARA (ebenfalls auf 70mm bzw. 65mm gedreht, aber digital geschnitten und gezeigt) gebeten, um zwecks Vergleich im gleichen Saal einen kurzen Bildeindruck zu haben. Ernüchterung machte sich bei den Anwesenden breit: Das flache, sterile Plastik-Bild mit ebensolchen Farben kommt wirklich nicht einmal ansatzweise in die Nähe von 70mm. Es mag auch an der Fotografie und Ausleuchtung des Films selbst gelegen haben, zweifellos auch am leidigen massiven nachträglichen Colorgrading, und auch mag der Trailer womöglich ästhetisch auch nicht komplett dem fertigen Film entsprechen, aber mit einer halbwegs originalgetreuen Wiedergabe des 65mm-Aufnahmematerials hatte dieser bizarrerweise vielgelobte SAMSARA-4k-Bildeindruck wirklich nicht mal näherungsweise etwas zu tun. Trist und trüb kann einem da zumute werden, und ich war sehr froh, mir den Film nicht komplett in 4k angesehen zu haben, was ich kürzlich aus Neugier noch erwogen hatte. Dann lieber gleich digital drehen und tolle, originär-digitale Dinge damit machen anstatt analoge Filme nachträglich derart zu verunstalten. Es braucht letztlich auch keine großen, wenig zielführenden Vergleichsdebatten. „Respektiert einfach nur die Unterschiede!“, möchte man einmal mehr in aller Deutlichkeit fordern. Und in diesem Sinne auf noch viele weitere 70mm-Festivals (nicht nur, aber eben auch) in Karlsruhe hoffen!

Da weiß man, was man hat!

Das Fantasy Filmfest 2012 und die Segnungen der Digitalisierung

Vorabankündigung auf der FFF-Homepage zu den 71 Filmen des durch sieben deutsche Städte tourenden Programms:

„Die Nostalgiker unter uns können sich auf 35mm freuen bei: ACE ATTORNEY – A CHINESE GHOST STORY – EVA – GOD BLESS AMERICA. Alle anderen Filme werden als DCP gezeigt.“

Was man so aus diversen Städten hört und mitbekommt:

Mehrere komplett ausgefallene Vorstellungen in verschiedenen Städten wegen nicht funktionierender DCP-Schlüssel.

In München konnte ein asiatischer Film nur völlig ohne Untertitel gezeigt werden, in Köln ebenfalls.

Mehrere 3D-Filme konnten in manchen Städten nicht in 3D abgespielt werden (PIRANHA 3DD, UNIVERSAL SOLDIER 3D) und wurden entgegen ihrer Konzeption lediglich in 2D gezeigt.

Trotz „sauberer“ digitaler Bildränder ist ein allseitig unnötig stark beschnittenes Projektionsbild nach wie vor keine Seltenheit in manchen Sälen. Besonders auffällig in den letzten Jahren vor allem bei Filmen mit „randnah“ platzierten Untertiteln, die entsprechend an- oder abgeschnitten waren, was nicht in allen Fällen behoben werden konnte.

In Nürnberg ist bereits die Trailershow vor dem Eröffnungsfilm zur Einstimmung mehrmals ins Stocken geraten und eingefroren.

Auch jenseits der Tücken der Technik begeistert der Glanz des „Fortschritts“ die Zuschauer:

Einschätzung eines FFF-Vielsehers im Fanforum f3a.net: „Die Digitalprojektion tut manchen Filmen einfach nicht gut, insbesondere nicht denen, die kein großes Studio für die Postproduction hinter sich haben. Look und Farben sehen durch die Digitalprojektion gleich nochmal billiger aus (extrem beispielsweise bei CRAWL), der Schwarzwert wird nicht zufriedenstellend wiedergegeben (bei THE AWAKENING lief ein großes Ameisenrennen auf der Leinwand) und wenn man dann auch noch bei einigen Filmen die Pixel auf der Großleinwand sieht (EXCISION, THE PACT), frage ich mich, ob der reguläre Eintrittspreis von 9 Euro gerechtfertigt ist, ganz gleich, wie gut der Film ist. Kino erlebe ich dann doch gerne in besserer Qualität.“

Einschätzung eines befreundeten FFF-Vielsehers in Nürnberg, der sich in der Hoffnung auf eine 35mm-Henkersmahlzeit dieses Jahr zum vermutlich letzten Mal eine Dauerkarte besorgt hatte, während die Projektionssituation erst nach Ende der Bestellfrist bekannt wurde: „Waren schon einige gute Filme dabei bisher, aber ist halt so fast ohne Filmprojektion schon eher scheiße, wenn dann kaum einer wirklich gut aussieht.“

Einschätzung von Christoph zum DCP von THE TALL MAN: „Als ob man eine einen Meter starke Plexiglasscheibe über das Bild gelegt hätte.“

Was hingegen bei 35mm projektionstechnisch passieren kann:

Ein analoges worst-case-Szenario trat unterdessen tatsächlich bei ACE ATTORNEY auf, der in der ersten Stadt der Tour teilweise vom Teller fiel (Hinweis: diese Information wurde offenbar nicht korrekt kolportiert, siehe dazu Kommentar #6), woraufhin ein paar Stellen wegen Zerknitterungen herausgeschnitten werden mussten. Einige Kratzer und kleine Sprünge sind vor allem im letzten Akt kaum zu übersehen, die Fehlstellen machen aber kaum mehr als 20 Sekunden aus. Trotz dieses extrem seltenen Desaster-Szenarios lässt sich der Film jedoch in den weiteren Städten noch problemlos und letztlich fast verlustfrei vorführen und ansehen. Wäre ein DCP heruntergefallen und zerdellt, könnte man weitere Vorführungen wohl gänzlich abschreiben.

Was man daraus schließen kann:

„Eine 35mm neu gezogen für ein Festival ist eine Seltenheit daher ist die DCP Qualität immer besser als eine 35.“ (Aussage des FFF-Teams auf Facebook)

Mit Verweis auf den Zwischenfall bei ACE ATTORNEY hieß es dann offenbar auch prompt am Eröffnungsabend in Köln: „Da wisst ihr mal wieder, was ihr an der Digitaltechnik habt!“