STB Robert 2012
„Film, das ist 24-mal in der Sekunde Lüge, und weil alles Lüge ist, ist es auch die Wahrheit. Und, dass Wahrheit eben Lüge ist, das gibt jeder Film preis. Es ist nur, dass im Film Begriffe die Lüge tarnen und sie als Wahrheit erklären. Das ist für mich die winzige und einzige Utopie.“ P. J. Lurz
Wertung: Ich kann nichts mit Zahlen zur Bewertung anfangen. Deshalb gibt es hier ein System der euphorischen Aufnahme des Films. In Zahlen übersetzt wäre es wohl ungefähr: fantastisch 10,0 – 9,4 / großartig 9,3 – 8,2 / gut 8,1 – 6,8 / ok 6,7 – 5,0 / mir zur Sichtung nichts sagend 4,9 – 3,0 / ätzend 2,9 – 0,5. Diese Skala ist mit der Qual verbunden, Filme in eine lineare Skala zu quetschen. Deshalb hat die Wertung eine Y-Struktur für mehr freies Atmen. Ab ca. 7.9 kann ein Film eine Wertung der Verstörung erhalten: radioaktiv 10,0 – 9,2 / verstrahlt 9,1 – 7,9.
Legende: Ist im Grunde selbst erklärend. Wenn hinter der eckigen Klammer eine Zahl steht, dann gibt sie die Anzahl der Sichtungen wieder. Je höher die Zahl, desto mehr ist sie geschätzt. Da ich mit Fernsehen und Kino aufgewachsen bin, wo nur gekennzeichnet wird, wenn ein Film nicht in deutscher Sprache kommt, tue ich das schändlicherweise auch. (OmU=Originalfassung mit Untertiteln, OmeU=Originalfassung mit englischen Untertiteln, OF=Originalfassung, EF= englischsynchronisierte Fassung)
Dezember
Sonntag 30.12.
(Abel Ferrara, USA/I 1993) [DVD, OF]
großartig
THE MOTHER OF MIRRORS heißt der Film im Film. Dementsprechend spiegeln sich die Realität ausserhalb des zu drehenden Films und innerhalb vom ihm um die Wette. Regisseur Eddie Israel und der Cast verändern den Film in ihren Händen, wie der Film sie verändert. Ein düsteres, manchmal überkandideltes Spiel der Projektionsflächen und Blicke hinter die Kulissen, das bei aller Holzstange, sich doch seine Rätselhaftigkeit und Widersprüchlichkeit bewahrt.
(Claude Zidi, F 1980) [DVD]
ok
(Jim Johnston, USA 1985) [DVD]
nichtssagend
(Abel Ferrara, USA 1985) [DVD]
ok
Der Zahn der Zeit war nicht gut zu Miami Vice. Hat ein paar gute Szenen, aber habe zu oft ungeduldig gewartet, dass was passiert. Irgendwas. Diese nichtige Glätte in Bildgestaltung, Ausstattung, Handlung, die sich nichts wagt, ist wie ein nettes Hintergrundplätschern. Da ich gerade den Vergleich habe: MIAMI VICE kann mit Sicht auf die bisher gesehenen Folgen (inkl. der düsteren Erinnerungen aus grauer Vorzeit) nur beim Vorspann mit DER FAHNDER mithalten.
(Max Ophüls, F 1952) [DVD, OmU]
gut
Die erste Episode ist die beste und die kürzeste. Wild derwischt die Kamera durch eine manische Szenerie in der alles schief und getrieben ist. Danach kommt die gediegene Nettigkeit von Guy de Maupassant durch und selbst die ewig schrägen Treppenhäuser können da nicht die nötige Wildheit reinbringen, die LE PLAISIR von den wunderschönen Mustern von Omas Kaffeeservices abheben würde.
Sonnabend 29.12.
(Artie & Jim Mitchell, USA 1972) [VHS, OF]
großartig
A CUMSHOT ODYSSEY. Das Gegenstück zu CAFÉ FLESH. Zwei Filme über die Utopie der Pornographie. Ist sie 1982 im Café zwanghafte Sucht und Isolation beim Zuschauer, der seine Unbefriedigung nur noch mehr vergrößert, so ist sie 1972 vor der grünen Tür die Befreiung der Sexualität. In Form eines Afro-Amerikaners, der, mit primitiven Schmuck ausgestattet, die Animalität erst in Marylin Chambers einpflanzt und damit im Publikum eine Orgie hervorruft. Gesunde, natürliche Sexualität, die ohne Scham mit allem und jedem vollzogen wird. Das farbige-psychedelische Zeitlupenejakulationsfinale, in dem alle gleichzeitig kommen, zeigt zwar die Fokussierung auf den Mann (beim einzigen vorher stattfindenden Orgasmus, war aber nur Marilyn Chambers‘ Zucken zu sehen, ohne das ein cumshot ins Bild geriet … auch interessant) aber auch den Einklang der Gefühle, in dem alle sich vereinen. Neben diesem Überbau ist er einfach faszinierend anzusehen. Eigenwillig wird geschnitten und die Kamera positioniert. BEHIND THE GREEN DOOR ist kein Werkzeug, der einen erotischen Dienst zu vollführen hat. Er ist eine naive Feier eines gemeinsamen Glücks, dass am Ende aber doch ganz traut vor allem in Zweisamkeit genossen wird, auf das es etwas zum Schweigen gäbe.
(Ty Jones, USA 2010) [DVD, OmU]
ätzend –
Kurz vor Ende des Jahres noch der absolute Tiefpunkt. Was eine Grütze. Nur der kurze Blick auf die deleted scenes tröstet einen, weil er zeigt, dass es sogar, unglaublicherweise, noch schlimmer hätte sein können.
(Stephan Meyer, BRD 1985) [DVD]
gut –
(Dominik Graf, D 2012) [TV/Digital]
großartig +
Der Vorspann ist unfassbar. Er legt deutsche Fernsehtristesse nahe. Ohne den Namen des Regisseurs hätte ich das wohl nicht durchgestanden, aber dann setzt Graf einfach an und verwandelt alles in einen unfassbaren Sumpf. Ein wunderschöner Sog des Unbehagens, der Geheimnisse und Abgründe. Am Ende etwas sauber die Ende zusammengeknüpft, aber das ist meckern auf höchstem Niveau.
(Roger Watkins, USA 1981) [VHS, OF]
ok –
Vier Frauen stehen vor weißen Wänden und versuchen wie Tennisspieler auszusehen. Sie hüpfen glücklich und zwischen ihnen wird hin und her geschnitten. Am Ende kommt einer der größten Plottwists der Filmgeschichte. Es waren keine Modells beim Shooting oder einfach nur Bilder von föhlichen Frauen, es war ein Tennismatch … in einem vollkommen zerstörten Raum. Wunderschön. Danach kommt aber größtenteils Langeweile und öde Sexphantasien, die wahrscheinlich nur in den trübsten Realitäten etwas Erleichterung bringen.
Freitag 28.12.
(Werner Masten, BRD 1985) [DVD]
gut +
Wennemann spielt alles an die Wand. Eine Naturgewalt. Die krudesten Sachen werden von ihm noch veredelt. Nur Martin Lüttge kann da mit seiner schweißigen Präsenz noch mithalten.
(Dominik Graf, BRD 1985) [DVD]
gut +
Graf gibt den Hitchcock und läuft einmal durchs Bild. Ich musste mich aber daran erinnern, dass es Graf war und nicht Lemke. Seit BIS ANS ENDE DER NACHT haben beide eine seltsame Personalunion in meinem Kopf eingenommen. Lemke, wie er vor der Wand mit dem Guckloch steht, ist Grafs Kino … für mich. Und auch hier gibt es diese bedrohliche Atmosphäre, die hinter den Oberfläche die Abgründe spürbar macht, aber nie den vollen Blick gewähren kann. Irgendwas bleibt immer ungreifbar, auch wenn es hier recht profan der Übeltäter ist.
(Stephan Meyer, BRD 1985) [DVD]
ok
Zu Beginn gibt es die Seitenansicht bzw. den Hinterkopf eines Schuftes. Er kam mir bekannt vor und ich konnte nicht auf seine Vorderansicht warten. Zu beglückend war die Vermutung. Es war tatsächlich Claus-Dieter Reents, dem geneigten Fan auch als Reno aus HERBSTROMANZE bekannt. Es fasziniert mich immer wieder, dass in diesem Film tatsächliche Schauspieler mitgespielt haben, die auch in normalen Formaten auftauchten … vll auch, dass es tatsächlich Menschen waren, die außerhalb dieses Films existierten. Jedenfalls hat mir die imdb auch gesteckt, dass er in DIE KATZE mitgespielt hat. Unwirklich. … ach ja, der Fahnder war auch ok.
(Sidney Lumet, USA 1959) [DVD] 2
fantastisch –
Sie Kind! Ein Mann, der sich bei ihnen vergisst, würde sie zerbrechen wie ein Streichholz.
Anschnallen nutzt nichts. Sidney Lumets/Tennesse Williams‘ hysterische Achterbahnfahrt schleudert einen zwangsläufig gegen eine Wand. Wahnsinn in den selbstgerechten Bürgern, die, zerfressen von Unsicherheit, mit brutalem Irrsinn den verkrampften, kleinkarierten Status Quo ihrer Gegend aufrecht erhalten, sowie in den vereinzelt auftretenden Einzelgängern, Sonderlingen und schlangenbehäutenden Vögeln, die das Pech haben, mit etwas Würde, Kreativität, Fein- und Mitgefühl ausgestattet worden zu sein und deshalb zwangsläufig an ihrem Umfeld zerbrechen müssen bzw. von ihm zermürbt werden. Fieber in ihren Augen, Worten und Taten.
[…] ich hab das alles satt gehabt. Mich hat das angeekelt. Mir war direkt übel und … mir war zumute als wenn mein ganzes Leben mir wie ein verfaulter Fisch im Magen lag […]“
(Werner Herzog, USA 2009) [DVD, OmU]
großartig –
(Stephan Meyer, BRD 1985) [DVD]
ok
Donnerstag 27.12.
(Scott Speer, USA 2012) [DVD]
ätzend +
Ein Film aus der Retorte. Bis auf die Tanzszenen (besonders in der Mitte) nichts aber auch gar nichts Originelles. Wie aus dem Katalog zusammengesetzt … mit allem, was ein Tanzfilm (mit Botschaft) zu bieten hat. Natürlich tanzt auch der Bürgermeister am Ende möglichst peinlich mit, weil er vom Feuer der Tänzer sein soziales Gewissen eingepflanzt bekommt. Am Anfang inszenatorisch ein Totalschaden, aber in den Tanzszenen fängt er sich dann. Sonst wie die durchnummerierte Designervariante von BREAKIN‘ 2. Mir schüttelt’s nur beim Gedanken daran.
(Peter Jackson, USA/NZ 2012) [DVD]
nichtssagend +
Selten einen Film gesehen, der so egal ist … es gibt nichts dafür und nichts dagegen und deshalb fehlt ihm das Leben (um hier mal unbedarfterweise einen Songtext von Mutter in den Dreck zu ziehen.)
Mittwoch 26.12.
(Walerian Borowczyk, F 1974) [blu-ray, OmU]
gut +
Diese UNMORALISCHEN GESCHICHTEN sind kunstvoll erzählt und erinnern an die verkopften/verschlungenen Konstrukte eines fast impotenten Erzählers, der den Geist wenn nicht gar die Luft des 17.-19. Jahrhunderts atmete, der sich nur noch über den feinen Kitzel etwas erregen kann. Selbst der Schmutz wirkt wohlfein und geordnet. Wie durch ein Vitrinenglas fern gehalten. Animalisches Verlangen kennt hier niemand. Erlesen Verführung und gediegene Verkommenheit statt Inbrunst. In GEGEN DEN STRICH von J.-K. Huysmans bekommt der Hauptdarsteller zu Beginn nur noch einen hoch, wenn seine Geliebte bauchredenderweise ihren erzürnten, just hintergangenen Mann wüst klopfenderweise vor der Tür imitiert, während er, der Hauptdarsteller, mit ihr zugange ist. An ihn musste ich denken und sein Wille zur Kunst, aber auch wie viel toller seine Geschichte ist. Sicherlich tolle Episoden, aber etwas mehr Leben hätte ihnen gut zu Gesicht gestanden.
Dienstag 25.12.
(Riccardo Freda, I 1954) [TV]
gut +
*****
Das normale weihnachtliche Potpourrie aus Anfängen, Mitten und Enden von Filmen, die durch Essen, Gespräche und Zappen unterbrochen wurden, aber doch zu einem bedeutenden Teil gesehen wurden. So habe ich u.a. entstellt:
Home Alone [Kevin – Allein zu Haus] (Chris Columbus, USA 1990)
E.T. the Extra-Terrestrial [E.T. – Der Außerirdische] (Steven Spielberg, USA 1982)
(in der Version, wo FBI-Agenten (oder was auch immer) mit abdrückbereiten Zeigefinger ihre Walkies umfassen, während Elliotts Mutter ruft: „Nicht schießen, es sind doch nur Kinder!“. Die wunderbare Welt des digital verbesserten Films.)
Domino [Domino – Live Fast, Die Young] (Tony Scott, USA 2005)
und diverse ARD Märchen, deren Name ich schon wieder verdrängt habe.
*****
(Just Jaeckin, F 1974) [blu-ray, OmU] 2
großartig +
Schon am Anfang sagt es EMMANUELLE klar: die Realität wird ausgesperrt. Daran fährt ihr Mann auch schon nur noch vorbei, ohne sie wahrzunehmen. Die hier porträtierten Menschen sind nicht so, wie sie sein sollten, wie sie selbst gern von sich wöllten oder wie reale Menschen. Sie kommen aus tiefen, verschütteten Schichten eines Bewußtseins. Wie in ein fremdartiges, ihnen feindlich gesinntes Paradies der Fantasie sind sie gesperrt, dass sie in allem Müßiggang nur noch den Thrill des Fickens lässt. Diese Menschen reden sich sonst welche Ideale ein, aber an der Realität zerbrechen sie … oder diese erscheint nicht einmal im Rückspiegel als überfahrener Kadaver. Emmanuelle wird in dieser Welt gleich dreimal scheitern. Als brave Ehefrau, als romantische Geliebte und als sich erniedrigendes Objekt fremder Lüste. Gerade im Letzteren gleicht sie O. aus HISTOIRE D’O von wahlweise Pauline Réage, Dominique Aury, Anne Desclos oder wie sie auch immer heißt. Immer mehr passt sie sich fremden Sehnsüchten an und verliert so selbst an Kontur und damit an der Fähigkeit Begehren zu wecken. Wie in einem Traum wandelt sie durch die Phasen und Momente, die von mal schwitzender, mal kitschiger Musik unterlegt werden, die den Sirup der Geschichte gekonnt unterstreichen. Ein Sirup, der in seiner Exotik wahrlich zu sich kommt und den Zuschauer in eine süßlich verkommene Welt auf der Suche nach Lust, Wahrhaftigkeit und Aufregung in der überdrüssigen Leere der verlorenen Gefühle mitnimmt.
(Habe ich ihn schon mal gesamt gesehen? Ich weiß es nicht. Sagen wir so, nichts davon war neu für mich, aber einige Szenen habe ich deutlich öfter gesehen als andere. Oft habe ich bzw. mein jugendliches Ich mit seiner erwachenden/unterbefriedigten Libido nur nach Stellen gesucht bzw. auf Stellen gewartet, während ein Ohr auf den Flur gerichtet war, ob da nicht Eltern von den verdächtigen Geräuschen des nächtlichen Vox zu viel Informationen bekommen würden.)
Montag 24.12.
(C. Geronimi, W. Jackson, H. Luske, USA 1950) [DVD] 2
ok
Disney hat bessere Filme, aber auch schlechtere. Mehr als ein Schulterzucken wusste er mir nicht zu entlocken.
Sonntag 23.12.
(Jesús Franco, E 1984) [DVD, OmeU]
gut
Die am lustlosesten eingefügten nachgedrehten Harcoresexszenen, die ich je sah. Minuten lang nur monotone, schnittlose Bewegungen von Hüften und Genitalien unbekannter Menschen. Eine Geisterbahn der Erotik. Die Mischung aus von Protagonisten Erzähltem und tatsächlich Gezeigten verläuft, mehr noch als bei allen anderen Francos, die ich sah, extrem schräg zum „normalen“ filmischen Erzählen. Statt Rückblenden wichtiger Ereignisse zu zeigen, bleibt die Kamera einfach mal auf einem schmierbäuchigen Polizisten in einem offenen Strandhemd gerichtet … oder anderen beliebigen Dingen, während unwichtige Dinge, wie der Gang einen Garten herunter und ähnliches, voller Liebe erzählt wird. Es rätselt mich, fasziniert mich und macht die Schönheit von LILIAN aus.
(Zbynek Brynych, BRD 1981) [DVD]
großartig –
Der Alte bzw. der König bundesdeutscher Trübnis wirft mit Lehrsätzen über ein Leben, dass er nur aus Kitschromanen kennt, um sich, dass es nur so eine zweifelhafte Freude ist. Auch er (wie Derrick, Harry und Ludewig) wirkt wie ein Fremdkörper in einer fast normalen Welt, in der Menschen in ihren Gefühlen hysterisch ertrinken. Vll soll er beruhigen, der Alte mit seiner Sicherheit zum Anlehnen, aber er ist nur ein Verzichter, dessen Nähe, so fühlt es sich an, einen Austrocknen lässt.
Sonnabend 22.12.
(Jean-Luc Godard, F 1983) [DVD, OmU] 3
fantastisch –
Drei ist die magische Nummer. Wie DÉTECTIVE erst bei der dritten Sichtung eingeschlagen. Ich finde es ja immer wieder spannend, wie ein Film (oder sonstwas), der einem erst gar nichts sagen wollte, plötzlich so durchstarten kann. Voll von Dialogen, die mich neidisch zurücklassen. Könnte ich doch nur so völlig Banane antworten. Voll Leidenschaft und delirierenden Gefühlen, die nur so hin und her schwappen. Und keiner weiß wohin.
(Zbynek Brynych, BRD 1983) [DVD]
großartig
Die Bundesdeutschen Kommissariate scheinen auf ein unendliches Arsenal an Trüblingen und Miefern zurückgreifen zu können. Zumindest wenn es nach Ringelmann-Krimis geht. Derrick erholt sich von einem Attentat und Harry muss alleine ran. Ganz alleine? Nicht ganz. Der Richtung Pension trübende Ludewig will den Mörder, der die Frauen Münchens hinter jedem kullernden Auge ihren letzten Atemzug vermuten lässt, ebenso fangen. Wie eine Spinne sitzt dieser Meuchelmörder auf dem Herrenklo und macht von dort „Jagd“. Harry fischt trotzdem im Trüben und muss durch eine heruntergekommene Welt streifen, die er nicht versteht, weil dort noch einige Emotionen und Menschlichkeit vorhanden sind, auch wenn es sich meist nur um Verletzungen, Bewusstsein von Unzulänglichkeit und Furcht handelt. Eine düstere Welt am Abgrund. So schön wie ein kahler Baum im Winter.
Freitag 21.12.
(Michael Powell & Emeric Pressburger, UK 1944) [DVD, OF]
gut
Powell & Pressburger sind wunderbare Geschichtenerzähler. Selbst einen Durchhaltefilm, der den Erfolg, das unerwartete Glück, mit welchem schon nicht mehr gerechnet wurde, dem erscheinen lässt, der nur frohgemut durch England streift … auf dem Pilgerweg nach Canterbury („Burg (oder Stadt, Ort) der Leute von Kent“) … sich mit England verwurzelt, so dass selbst ok ist, dass jemand Kleber nachts in Frauenhaar schüttet, damit sie aus Angst nicht zu den umliegend stationierten Soldaten flanieren und dadurch ihren Männeren/Freunden an der Front treu bleiben, selbst so einen Film können sie so aufbereiten, dass ich ihn genossen habe. (Ein etwas bitterer Nachgeschmack bleibt aber trotzdem, leider, irgendwie.)
(Lucio Fulci, I 1988) [DVD]
großartig –
Das Kontrastprogramm zu A CANTERBURY TALE. Nicht so wunderbar erzählt torkelt Fulci durch eine Komödie, die repetetiv den gleichen Witz erzählt und sich danach immer wieder verliert. Bis sie am Ende sich selbst auflöst ohne etwas aufgelöst zu haben.
Donnerstag 20.12.
(Joe D’Amato, I 1979) [VHS]
großartig +
Joe D’Amato wird zusehends einer meiner Lieblingsregisseure. Ruhig erzählt er reißerische Geschichten und reißerisch wird er in den ruhigen Momenten. Immer kann sich zurückgelehnt werden. Nie kann sich ausgeruht werden. Etwas ist immer. Vor allem Magie.
Mittwoch 19.12.
(Quentin Tarantino, USA 2012) [DCP]
großartig
Nachdem Frauen einen Frauenmörder vermöbeln durften und Juden Nazis wie räudige Hunde jagen, ist es nun ein Afroamerikaner, der wie das schlechte Gewissen aus den Ecken der weißen, männlichen, kaukasischen Normalität hervorschießt und über weiße Sklavenhältergentlemen und KKK-Bettlagenträger herfällt. Natürlich ein riesen Spaß, auch wenn der Fahrigkeit die 10jährige Arbeit am Drehbuch deutlich angemerkt werden könnnen. Aber niemand anderes hätte seinen Film bei allen Unebenheiten noch so im Griff. Tarantino ist 2012 vielleicht der dekadenteste Geschichtenerzähler, der sich noch für jede Nebenspur ordentlich Zeit lässt und mit Schnörkeln verziehrt. Und wie gut er seinen Spencer/Hill kennt, hat mich doch etwas überrascht.
(Recht früh erschießt Django zwei sadistische Skalventreiber unter den verträumten Weidenbäumen des Südens. 2012 kaum ein schöneres Bild gesehen. Blutiges Erwachen aus einem tiefen Schlaf.)
Dienstag 18.12.
(Hans Billian, BRD 1970) [DVD]
radioaktiv –
„Wenn ich den seh, krieg ich Bauchschmerzen!“ (Sylvia H.) Aber nicht wegen dem Film, sondern wegen den bis zu den eigenen Knien reichenden Vorzügen des schwarzen Begatters. Sonst nur ein riesen Gaudi. So funktionierte also Se…Geficke in den 70ern.
(Jürgen Enz, BRD/A 1982) [DVD]
gut
Tristesse, Schenkelklopfer, Unverständnissex – alles mit Handbremse. Da hat er es schonmal mehr darauf angelegt, den Zuschauer zu fordern. Nur die endlosen Darbietungen des Hausmeister-Ehepaares (ein Walross geteilt: der Herr trägt einen monumentalen Schnauzbart, die Frau die schweren Knochen) und die romantisch-verstrahlten Schnellschüsse beim Eheschliessen können vollends begeistern. Der erste Enz, der mich nicht sehr packt.
Sonntag 16.12.
(Lamont Johnson, USA 1976) [DVD, OF]
gut
Chris McCormick (Margaux Hemingway) wird von Musiklehrer Gordon Stuart (Chris Sarandon) vll aus denselben Gründen vergewaltigt, aus denen die Jury ihn dann freispricht. Empörte Geilheit. Die Polizistin, welche frisch nach der Tat die erste Aussage aufnimmt, fragt auch gleich mal Chris vor ihrer 13-jährigen Schwester Kathy (Mariel Hemingway), ob Gordon auf sie gepisst oder gekackt hat. Irgendwo unfassbar. Der abschließende Off-Kommentar hinterlässt aber Zweifel, ob sich hier alle im Klaren darüber sind, wie lächerlich jeder Versuch ist, „Sozialkritik“ in diesen überzogenen Zirkus zu stopfen. Zu tendenziös und plakativ bleibt er, um tatsächlich ernst genommen zu werden. Der um sich greifende populistische Sozialmist ist noch verkommener, als es alle faschistoiden Rape&Revenge-Phantasien sein können und hinterlässt einen faden Nachgeschmack … sowie ein paar Lacher.
Edit: Je mehr ich drüber nachdenke oder es wirken lasse, desto mehr mag ich diese lächerliche Ernsthaftigkeit. Da wird die geistige Verkommenheit des Angeklagten mit seiner Vorliebe für experimentale Musik vorgenommen. Was ein unsagbarer Zirkus.
(Michael Curtiz, USA 1945) [DVD, OmeU]
großartig +
Aus der Reihe „Die widerlichsten Sprößlinge der Welt“ bringt ihnen Michael Curtiz einen Traum aus Licht und Schatten.
(Lucio Fulci, I 1972) [DVD, OmeU]
(fantastisch –)
Essen, der größte Feind des Filmfans. Die knapp zwei Stunden von MILDRED PIERCE ohne Eintrübung durchlebt, gegessen und dann bei Fulci immer wieder die Augenlider freundlichst gebeten, doch oben zu bleiben. Doch sie hörten nicht. Was ich sah, war aber jenseits von gut und böse. Unglaubliche Bilder, Stimmungen und Ab-/Umwege. Bald wieder.
Sonnabend 15.12.
(Jean Rollin, F 1971) [DVD, OmeU]
großartig
Aufgewacht und im warmen Bett liegen geblieben. Nichts Verantwortungsvolles zu tun, also einen Film angeschmissen. Bevor die Hektik des Alltags losgeht, einmal von Rollin komplett ausbremsen lassen. Dazu zwei Stücken der gestrigen Pizza zum Frühstück. Das Leben kann so schön sein.
(Wong Kar-Wai, HK 1988) [DVD, OmU] 2
fantastisch –
Eine Hommage, die noch besser ist, als das Original (und auch besser als die andere von Fatih Akin). Vll das Gegenstück zu IN THE MOOD FOR LOVE in Wong Kar-Wais Filmography. Hier ist die immer mehr an den Rand gedrängte Action nicht nur da, sondern zentral. Und die Liebe, die Romantik blitzt nur in kurzen Momenten auf, kurzen, wagen Momenten, die für die Protagonisten vll genau so überraschend kommen, wie für den Zuschauer. Ein bißchen weht auch STRANGER THAN PARADIES durch die Szenerie. Besonders zu Beginn. Lakonisch schlagen, schießen und Maulen sich fast alle, auf nichts mehr hoffend, außer etwas Anerkennung. Die besagten Momente ziehen an ihnen vorbei und sie wissen gar nicht was geschieht. Es blitzt halt nur unmerklich in ihrer Männerwelt.
Freitag 14.12.
(Jack Deveau, USA 1972) [VHS, OF]
fantastisch
Kein Film nach dem einer gerne alleine ist. Fast durchgängig herrscht unfassbare Wärme. Der erste Film des Golden Age, der mir wirklich klar gemacht hat, welche Utopie mal in Pornographie/Sex lag … zu liegen schien(?). Kaum eine Geschichte hält die Sexszenen … die unaufgeregte, wunderschöne Feiern zweier Körper zusammen. Die Bilder flimmern, zeigen manchmal nur abstrakte Haar- und Hautgemälde und haben die Wärme und Geborgenheit von … naja Matsch an einem wunderschönen Sommertag. Es ist schwer zu sagen, was den Zauber dieser Bilder ausmacht, aber sie ist da und macht selbst noch den Gang ins öffentliche Herrenklo zu einem unbeschreiblichen Vergnügen. Vll ist es nur die sagenhafte Musik (und die sagenhäften Ärsche(?) *hüstl*)… aber nein, das ist nur der letzte Abschluss. Am Ende steht vll die Zerstörung der Utopie in zwanghafter, cooler Lust, aber nur vll. Danach traute ich mich kaum, dass Licht anzumachen und zu erkennen, dass ich jetzt wieder auf mich alleine gestellt war. (Seltsam, dass ich den vor nichtmal zwei Jahren wahrscheinlich sagenhaft nichtssagend gefunden hätte.)
(Kathryn Bigelow, USA 1987) [DVD, OF]
ok +
Von der Machart ein Fall von Ultrakunst. Es fällt mir deshalb auch etwas schwer ihn nicht richtig zu mögen, aber als der Film nicht mehr überlegt, ob ein endloses Leben in Sünde, Lust und Ungebudenheit (jaja, in Gesellschaft eines abartigen Haufens Abschaum) vll ganz lebenswert ist und stattdessen die normale Familie zur Rettung vor den schlimmen Winkeln des Lebens präsentiert, da habe ich irgendwie die Lust verloren.
Mittwoch 12.12.
(David Cronenberg, USA 1993) [DVD, OF]
gut +
Sonntag 09.12.
(Jules Dassin, USA 1950) [DVD, OF]
fantastisch –
Blut, Schweiß und Tränen am Revers, an den Händen, unter den Achseln, im Gesicht. Hinterlassen an den Stellen, wo sie hinfassen, hinfallen, berührt werden, allgegenwärtig. Zugeklatscht wird noch die kleinste Szene mit melodramatischer Musik am Anschlag, nur um an der wichtigsten Stelle endlose, erstickende Stille herrschen zu lassen. Richard Widmarks Grinsen, Hadern, Schwitzen, Bluten, Verzweifeln geht unter die Haut. De Niro, einziges Highlight, was mir vom Remake noch in Erinnerung ist, wird davon an die Wand gepresst und die Luft aus seinem Spiel herausgelassen. Unvergleichliche Schäbigkeit hat nur der Harry Fabian von Richard Widmark, der durch eine Welt voll Verkommenheit, Diebstahl, Neid, Rache, Missgunst torkelt, in der keine Liebe eine Chance hat. Noir auf dem Höhepunkt. Dieser unamerikanische Auswuchs musste zur Verbannung führen.
(Gordon Chan, Dante Lam, HK 1998) [DVD, OmeU]
großartig –
Komödie und psychopathischer Wahnsinn, Schönheit und blutiger Dreck, Gelassenheit und Rausch, Weisheit und debiler Quatsch. Wunderbar unausgewogen. (Aber auch einer der Filme, die nach einem gutem Ende, ein „Ende gut, alles gut“-Ende dranklatschen, was einen faden Beigeschmack hinterläßt.)
Donnerstag 06.12.
(Masumura Yasuzô, J 1957) [DVD, OmeU]
großartig
Ein Film, dem seine geschichtliche Wirkung angesehen werden kann. Naruse und Mizuguchi sind ebenso zu sehen, wie die kommende Welle. Aber das ist natürlich egal. Masumuras Debüt zeigt ihn schon in einer riesigen Form.
Mittwoch 05.12.
(Aman Chang, HK 1998) [DVD, OmeU]
ok –
Gruselige deutsche Synchro. Hatte nach der Synchro von NAKED KILLER wieder Lust auf so eine tolle und kaufte mir die DVD, die nur die dt. Tonspur enthält. Diese hört sich aber an, als ob zwei emotionslose Ritalinzombies, ein männlicher und ein weiblicher, alle Figuren einsprechen und die Übersetzer entweder alles Anzügliche beseitigen wollten oder einfach keinen Sinn für Zweideutigkeiten hatten. Einige Szenen haben nach Umstellung auf OmeU plötzlich Sinn ergeben. Aber RAPED BY AN ANGEL III ist dadurch auch nur bedingt besser geworden. Der bisher trübste Teil, der sich kaum um erotische Phantasien kümmert, sondern nur ein plotgetriebene parapsychologische Version von BASIC INSTINCT ist/sein will.
Montag 03.12.
(Rudolf Lubowski, BRD 1968) [35mm]
fantastisch –
Habe Christoph versprochen, einen Text zu schreiben, deshalb hier nur: der modernste deutsche Film seiner Zeit.
(Cesare Canevari, I 1969) [DVD, OmeU]
fantastisch +
In Italien hatten sie es zu der Zeit einfach raus, die schönsten Filme zu machen (nur in Hongkong sollte solche Schönheit, wenn auch eine andere, wieder erreicht werden). Die Kamera jagt über die Gesichter. Schneidet sie an. Nimmt sie aus verzerrten Positionen unter die Lupe. Rast um die Menschen und die sie umgebende Architektur. Die Plattitüden, mit denen der Manierismus der Worte nach Erklärungen für die Verlorenheit für Emmanuelle sucht, müssen scheitern. Viel tiefer sitzt sie. Ton und Kamera zeigen sie nicht, sondern verpflanzen diese in den Zuschauer, der sich mit Emmanuelle auf die Suche nach Zärtlichkeit und Schmerz begibt. Nach Gefühl, nach etwas Greifbaren. Die Männer bei denen sie sucht, sind aber nur nett und selbstfixiert, von ihnen kann sie nicht nur keins der beiden erwarten, geschweige denn ein Gefühl, dass mehr erzeugt, als ein gelangweilter Blick an die Decke. Lauwarm sind sie alle und können ihr auch nicht mehr bieten, denn die Verlorenheit kommt aus ihr. So flieht sie auch vor dem Clown, der ihr zumindest den so dringend gebrauchten Schmerz verschaffen kann. Sie dreht und dreht sich um sich selbst, auf der Jagd nach ihrem eigenen Schwanz und will Erlösung finden, von der Welt, dem Leben, dem dumpfen Unwohlsein, dass nicht zu greifen ist. Und bei allem Depressionismus und dem Terror, den Canevari bei seiner Hauptfigur findet beziehungsweise mit den er sie konfrontiert, so betrachtet er sie doch mit der ihr fehlenden Zärtlichkeit. Er versteht sie nicht, aber fühlt mit ihr mit … genauso wie der Zuschauer, genauso wie ich.
(Peter Fratzscher, BRD 1985) [VHS]
verstrahlt
Der Trailer ist ein Meisterwerk. Der Film selbst gehört zum Unerträglichsten, was ich je durchgestanden habe. Ein kleines Körnchen Esprit hatte ich erwartet oder Drive, aber nicht diese 90minütige Flaute von nicht nur Geist, sondern von allem. Die beiden Supernasenfilme haben ja diese interessante Struktur, wo die Handlung dauernd für Witze unterbrochen wird, als ob beides zusammen nicht möglich wäre. Doch so sehr es dort kalauert und unglaublich dümmlich erzählt wird, so wird dort wenigstens gekalauert und dümmlich erzählt und sich nicht diesem fast schon autistischem Fegefeuer der grenzdebilen Hanswurstigkeit hingegeben, in der kein Grad von Zug die drückende Luftfeuchte dieser minderbemittelten Sauna der Trübnis stört. Vll doch auch ein Meisterwerk des Grauens.
(Jürgen Enz, BRD 1981) [TV]
(radioaktiv)
Fürs Fernsehen gekürzt. Aber wie. Marian mutmaßte, dass wahrscheinlich mit einer Machete geschnitten wurden. Geräuschvoll sprang die Handlung. Personen wurden mit einem Knarz ins Bild gezaubert. Szenen verschwanden im Nirgendwo, kurz nachdem gerademal der Hauch von 3 Einstellungen von ihr kurz über die Leinwand zogen. Unwahrscheinlich. Es war eine Version, die einem kurzen durchspulen glich, aber erahnen lies, welch ein Meisterwerk zu erwarten ist.
Sonntag 02.12.
(Johannes Flütsch, Manfred Stelzer, BRD 1980) [35mm]
fantastisch
Ein Mann, der davon lebt, einarmige Banditen zu leeren. Entbehrungsreich und voller Verzicht versucht er sich einer verzichtenden Gesellschaft zu entziehen und sein Leben zu leben … oder besser, er versucht zu gewinnen, egal was es kostet. Ein Mann, in dem sich die Gesellschaft spiegelt, die am Rand um ihn nur um zu deutlicher wird. All die Menschen, denen er begegnet, die singenden tristen Tröpfe, die mit einem Bier in der Hand von der Welt, vom Leben zerdrückt wurden, die Restaurantbetreiber, die nicht ertragen, wenn zur Ausnahme sie mal ausgenommen werden, weil ihr gottgegebenes Recht zur Überfortteilung verletzt wird, die Geier, die ihm folgen wollen, aber doch lieber nach Marokko flüchten. Die Maschine, die seine emotionale Verkrüpplung ist. Denn der Monarch kann nicht mit Menschen umgehen. Zu oft wurde er laut verschroben-poetischen off-Kommentar verletzt. Bei einer Maschine, weiß er was er bekommt. Sie kann er beherrschen. Es ist leider selten, aber Dokus, ob sie nun wirklich tatsächlich wahr sind oder auch nicht, können mehr sein, als nur nette Fingerübungen und triste Betroffenheitsformeln. So viel und noch viel mehr.
(Pasquale Festa Campanile, I 1971) [35mm]
großartig +
Ein Mann dessen einzige Eigenschaft seine Frau ist. Eine Komödie, die seltsam schräg verläuft. Die sich alt eingesessenen Mustern entgegenstellt. Der Spaß der Dekonstruktion.
(Ernst Hofbauer, BRD 1972) [DVD]
großartig
Sascha Hehn als Rocker. So geht das.
(Sergio Bergonzelli, CH 1982) [VHS]
radioaktiv
Action-Thriller der verstrahlten Sorte. Auch nach zwei Tagen Abstand habe ich keine Ahnung, was das jetzt war. Wunderbarer Quatsch. Ich will fast sagen: Kram.
(Hans Billian, BRD 1978) [VHS]
radioaktiv –
DIE STEIFEPRÜFUNG. Mehr muss wohl nicht gesagt werden, oder? Ach ja, ein Kurzfilm.
(Doris Wishman, USA 1983) [VHS, OF]
radioaktiv
Wild zusammengefügte Filmschnipsel mit einem wilden Off-Kommentar, der mal mehr, mal weniger nachvollziehbar, die mal mehr mal weniger nachvollziehbaren Bilder und ihr Zusammenspiel erklärt. Nein, nicht HISTOIRE(S) DU CINEMA, ein Slasher, in dem Wildkatzen in Räumen herumziehen, den eintretenden kulleräugigen Darsteller erschrecken bis er wieder geht, und nie wieder auftauchen. Was ein Wahnsinn. Was eine kranke Poesie.
Sonnabend 01.12.
(Jules Dassin, GR 1960) [DVD, Om(e)U]
nichtssagend –
Zu Beginn von SONNTAGS … NIE! sehen wir eine Prostituierte, die ihr Leben genießt und Spaß an ihrem Job hat. Illya (Melina Mercouri) ist eine Hure mit einem Herz aus Gold und so weiter. Sie trifft auf einen trüben Bildungsbürger, Homer Thrace (Jules Dassin), dem nichts über Griechische Philosophen und Dramatiker geht, einen Agenten fantasieloser Realität und unendlicher Tristesse. Sicherlich sind das Klischees, aber SONNTAGS … NIE! weiß sie im Sinne der Heldin zu einem naiven Reigen zu verflechten, der das Leben feiert, ohne sich einen Kopp zu machen. Irgendwann will Dassin dem Zuschauer aber rein prügeln, dass Illya das richtige Leben lebt und Thrace das falsche. Nach ca. einer halben Stunde kippt der Film in eine flache Moralpostille, die all die Klischees problematisiert und auf die Ebene eines Diskurses hebt. Dort können sie nur verlieren und heuchlerische Lügen werden … und der Film damit eine trübe Belehrung. Nach dem Film standen ein paar ältere Damen vor dem Saal und sangen TA PEDIA TOU, doch nicht wie Melina Mercouri voll Dreck und Leben, sondern wie ein keimfreies Kirchenlied. Die beiden „Versionen“ des Liedes fingen perfekt die beiden Teile des Films ein.
(Gunther Wolf, BRD 1967) [35mm]
verstrahlt
Reißerische Kurzreportage über (finnische) Saunas, die weder Kosten noch Mühe scheut um nackte Frauen zu zeigen, während sehr informative Dinge erzählt werden. Hach und die Saunawurst.
(Julius Hofherr, BRD 1967) [35mm]
verstrahlt +
Tiefenentspannt. Eine Studentin steigt kurz aus und beobachte Tiere auf der Teufelsinsel. In einer traumartigen Unsicherheit startet der Film. Tiere und eine nackte Frau (manchmal auch mehr) wird es bei TANJA zu sehen geben. Nicht mehr. Ein Naturfilm, der keine Hektik kennt, keine Ahnung von Geschichten hat. Er kennt nur Zeigen. Viele unterschiedlichste Tiere werden in ihrem natürlichen Habitat gezeigt, die durch die nackte, sie beobachtende Tanja etwas Verträumtes bekommen. Kino, das aus Raum und Zeit gefallen ist.
(?????, ??? 19??) [35mm]
nichtssagend
„Potzblitz und Mösendampf“, Sex kann so öde sein. Besonders wenn mit solchen Sprüchen kredenzt.
(Gianfranco Parolini, I 1967) [DVD]
gut +
Salti-schlagender, naiver Spaß.
(Hans Billian, BRD 1979) [VHS]
radioaktiv –
Knallrot leuchtende Eicheln weisen den Weg zum Bordell, in das Hans von seinen Vater geschleppt wird, damit er endlich so ein Stecher wird wie sein alter Herr. Muss mehr gesagt werden? Ach ja, ein Kurzfilm.
(Walter Boos, BRD 1980) [VHS]
gut +
DIE KÜCKEN KOMMEN meets TAIFUN DER ZÄRTLICHKEIT. Erreicht zwar nie das verstrahlte Lebensgefühl des Ersten und die verständnisvolle Qualität des Zweiten, aber trotzdem schafft es DREI SCHWEDINNEN AUF DER REEPERBAHN das mal debile, mal verlorene Befinden seiner Hauptcharaktere mitfühlbar zu machen. Die wunderbare VHS-Kopie hatte vier Delfinstempel im Bild, die rhythmisch durch den ersten Teil des Films zuckten. Wenn das mal nichts ist.
(Dominik Graf, BRD 1990) [DVD]
fantastisch
Die Nebelschwaden ziehen durch eine Nacht, in der hinter Löchern in miefig tapezierten Wänden von Zuhälterbehausungen nagende Alpträume warten, in der die Verhältnisse zwischen den Menschen voller abgrundtiefer Rätsel sind und die Verzweiflung den Menschen den fiebrigen Schweiß in die Achseln und auf die Stirn treibt. In dieser Nacht gibt es oberflächlich einfach nur eine Geiselnahme. Hinter dieser Oberfläche lauernd aber endlose Beklommenheit. Und sowas wurde fürs deutsche Fernsehen produziert. Es ist kaum zu glauben.
November
Freitag 30.11.
(Wolfgang Glück, BRD 1961) [DVD]
großartig
Der beste Truffaut-Film überhaupt, wenn auch nicht von ihm. Die Einflüsse von SCHIEßEN SIE AUF DEN PIANISTEN und AUßER ATEM sind kaum zu übersehen. Trotzdem macht Glück etwas Eigenes, etwas Beschwingtes daraus, dass im Grunde fast perfekt versteckt wie düster es auf der Handlungsebene zugeht.
(Sergio Bergonzelli, I/TR 1979) [VHS, teilweise OF]
radioaktiv
Ein „Sonnenklar TV“-Redakteur träumt auf Crystal vom perfekten Programm. Touristenimpressionen von Istanbul jagen über die Leinwand und hysterische Freude verzerrt die Menschen auf ihr. Wild dreht sich alles und er, der Redakteur, schweift immer wieder ab und träumt auch eine Hardcore-Sex-Klamotte. In Stößen nimmt das ein oder andere die Leinwand ein. Doch sie werden sich nie vermengen. Ein kaum umgerührter Cocktail aus Hysterie, Euphorie, Witz, Albernheiten, Wahnsinn und außerirdischem Sex.
(Paul Lynch, CDN 1982) [VHS]
(verstrahlt)
Öfters in den Schlaf getrübt. Was ich sah, lies aber auf eine verstrahlte Bombe schließen. Besonders der unmotiviert hereinbrechende Dreischnitt. Frau schlägt auf dem Boden auf – Humongous schlägt zu – Telefonhörer schlägt in die Gabel. Zack Zack Zack. So geht das.
Dienstag 27.11.
(Chang Aman, HK 1998) [DVD, OmeU]
radioaktiv –
Sonntag 25.11.
(Reinhold Schünzel, D 1933) [DVD]
nichtssagend
„Das von Reinhold Schünzel mit Charme und Spielwitz inszenierte Musical gehört zu den kultiviertesten Unterhaltungsfilmen der Ufa nach 1933“ Lexikon des Internationalen Film
Zwei Dackel in bayrischer Tracht, die auf einer Bank sitzen und sich nach langsamer Annäherung küssen, sind das Highlight, die einzige Erholung in diesem Höllenpfuhl des kultivierten Witzes.
Sonnabend 24.11.
(Armando Crispino, I/BRD/Y 1972) [VHS]
großartig +
Ein Schnittfeuerwerk sondergleichen. Vielleicht liegt es daran, dass die FSK 16 Kassette geschnitten war, aber DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES ist ein Lob der Elipse. Immer wieder diese Lücken und unvollständigen Blitze aus der Vergangenheit, die mehr die Geschichte aufreißen, als dass sie die Enden schließen würden. Das wunderbare Gelb am Anfang. Die schanglige Verführung aus der Antike. Ganz groß. (Und es ist schön zu sehen, wie jemand im jugendlichen Übermut diese Version bei der ofdb abkanzelte und jetzt nicht mehr ohne sie leben kann. ♥)
(Jürgen Enz, BRD 1980) [VHS] 4
fantastisch
Langsam werde ich zum Propheten der frohen Kunde des Jürgen Enz… Wieder zwei unbescholtene Bürger in sein Netz gelockt.
(Brian De Palma, USA 1981) [DVD, OmeU] 2
großartig
(Richard Donner, USA 1989) [DVD, OmeU] 8
gut
Ein Film, der mir früher viel bedeutet hat und von dem ich fand, dass er immer besser wird im Verlauf. Heute sagt er mir nicht mehr viel, zumindest je länger er läuft. Vielleicht kann ich ihn noch nicht in einer gelassenen Normalität gucken, ohne die ganzen alten Gefühle zu erwarten. Vielleicht war es auch der billige Aldi Whisky der hier gereicht wurde…
Freitag 23.11.
(Curtis Bernhardt, USA 1947) [DVD; OmeU]
großartig +
Joan Crawford overactet so wahnsinnig, dass der Wahnsinn ihrer Figur schon naturalistisch wird. Jeder Griff an ihre Schläfe, jeder Blick in die Unendlichkeit, jedes Beben des Kinns, jedesmal wenn sich ihr ganzes Gesicht zu einer Fratze des Terrors verzieht, dann wird der Titel POSSESSED zu einer unumgänglichen Wahrheit, die einen vor Panik in den Sitz presst.
Mittwoch 21.11.
(Pete Travis, UK/USA/IND 2012) [3D]
fantastisch
Er hat das erbarmungsloseste Ende in der Hand, das je einen Hollywoodfilm beschlossen hätte. Ein passendes Ende, zu einem Film in dem über 90 Minuten jede Hoffnung zu Grabe getragen wird. Eine uneingeschränkte Verdammnis hätte den Film beschlossen. Doch DREDD greift nicht zu. Er entlässt den Zuschauer mit etwas Milde in die Nacht. Aber selbst das verringert nur etwas die Wirkung dieses nihilistischen Rausches, der die Zukunft in comicartig-überzogenen Bildern zu einem taumelnden Alpdruck voll Adrenalin verwandelt.
Dienstag 20.11.
(T. Tykwer, A. & L. Wachowski, USA/D/HK/SGP 2012) [DCP]
ok
Ist ganz nett erzählt. D.W. Griffith wäre bei den ganzen Ebenen, die durch Parallelmontage sich gegenseitig kommentieren und dadurch Drive aufbauen, der Sabber das Kinn runter gelaufen. Der esotherisch verkitschte Überbau konnte so fast vergessen werden.
Sonntag 18.11.
(Riccardo Freda, I/F/BRD 1971) [DVD]
großartig –
Erster Freda. Plot macht was er will und die Bilder, die Bilder…
(Ringo Lam, HK 1992) [DVD, OmeU]
fantastisch
Ich habe dieses Jahr das erste Mal von der Existenz von Ringo Lam gehört (mal davon abgesehen, dass ich MAD MISSION IV natürlich sah). Welche Verschwendung von Lebenszeit. Ein Film schöner als der andere. Die Nebelschwaden, der Rauch, die Luftfeuchte … in etwas verfangen sich die Sonnenstrahlen immer und lassen alles leuchten. Und doch werden sie dem Dreck nie Herr. Vielmehr wird auch dieses Licht dreckig. Deep down and dirty.
Sonnabend 17.11.
(Andrzej Wajda, PL 1959) [DVD, OmeU]
fantastisch +
Ein Jahr nach dem wunderbaren ASHES AND DIAMONDS setzt Wjada noch eins drauf. Er verabschiedet sich vom Schwarz-Weiß, dem Handwerklichen, dem Denken, dem (Neo-)Realistischem, dass noch 4 Filme vorher alles ausgemacht hatte. Endgültig ist er im Gefühl angekommen. Das gelbliche Braun/Orange der Nacht kündet davon, wie die träumerischen Geschehnisse. Statt einer femme fatale gibt es eine jument fatale, eine wunderschöne Stute, über die alle stolpern werden. Meine Faszination für Pferde hält sich ebenso in Grenzen, wie für Autos, aber Wajda zeigt dieses Pferd wie eine Göttin. Nie muss sie gut aussehen, denn die Blicke, die Gesten machen klar, was Cadet Grabowski aussprechen wird: „Für dieses Pferd würde ich jede Frau verlassen.“ Oder war es Lieutenant Wodnicki? Egal. Sie verfallen ihr alle und stehen im Bombenhagel und haben nur Blicke für sie. Ihre kleinen, tragischen Gefühle/Idiotien, strahlen von der Leinwand und lassen einen von etwas Edlem im Menschen träumen, von ergreifender Würde in seinem Taumeln. Dieser zweite Weltkrieg ist zudem nicht der hochtechnische, der einem sonst um die Ohren gehauen wird. Die Ulanen reiten mit Säbeln und Speeren bewaffnet auf eine Linie schwer bewaffneter deutscher Infanterie zu und ihr Erfolg kann nur ein kurzer bleiben. Die polnische Armee wird aus ihrem Heimatland vertrieben und mitten in der Natur stehen antike Statuen. Wajda macht aus LOTNA ein Märchen, denn Realität kann diese brutale Welt nicht sein. Ein Märchen mit kleinen, zarten, unwahrscheinlichen Entwicklungen, die Kameramann Jerzy Lipman schlicht und zum verlieben schön zeichnet. Ein Film für Herz, Bauch und Kopf.
(Klaus Lemke, D 2012) [DVD]
großartig –
Da hat er extra seinen Arsch gezeigt und trotzdem hat sich niemand für seinen Film interessiert. Begegnungen von 5 Menschen in der Hauptstadt. Sie drehen sich um sich, schlafen miteinander, betrügen sich, hintergehen sich, sind miteinander glücklich, tun sich gegenseitig Gewalt an. Ein Plot wird nie auftauchen. Manchmal erscheint es willkürlich. Es geht um ein Gefühl. Am Anfang steht ein Zitat, wonach jeder nehme müsse, was er/sie will, weil einem die Stadt nichts schenkt. Dementsprechend handeln die Fünf. Sie fordern nach dem, was ihnen zusteht. Konsequenzen gehören nicht dazu. Um die machen sie einen großen Bogen. Zu emotionalen Krüppel werden sie, die durch ihre Beziehungen wandern und ihren Schmerz mit hedonistischer Raserei ersticken versuchen. Von ihrem täglichen Leben fordern sie mehr, als ihnen ein Alltag bringen kann. Sie sind Helden, die sich nicht unterkriegen lassen, die immer wieder aufstehen, die etwas von ihrem Leben wollen. Dabei werden sie aber zu Aussätzigen. Auch im Kino.
Freitag 16.11.
(Lau Wai-keung, HK 1993) [DVD, OmeU]
verstrahlt +
Kurz danach habe ich einem Freund gesagt, dass Hongkonger krank sind. Aber das kann ich natürlich nicht sagen, ohne mich selbst gleich mit ab zu kanzeln, denn das schlimme an diesen Horrorfilmen ist, wie sich einem die Hose zum platzen spannen kann, wenn da nicht gleichzeitig der Ekel kommen würde und das Entsetzen. Das Hoffen und das Wissen, dass sie immer da sein werden, der Terror, dass dem nicht so sein muss. RAPED BY AN ANGEL hält sich aber seltsam zurück und verliert sich etwas in Nichtigkeiten. Simon Yam ist wieder großartig und was zumindest an Wong Jing seltsam ist, ist sein Verständnis von Engeln. Dem Vergewaltiger können sehr viel Attribute gegeben werden, aber von einem Engel hat er nichts, außer dieser Begriff wird auf Dämonen ausgeweitet.
Donnerstag 15.11.
Bei der letzten Silvesterfeier ließ ich CAFÉ FLESH und andere verstrahlte Pornos und Sexfilme auf meinem Laptop laufen und dachte ein ganz nettes Gimmick für die Party zu haben. Zumindest bis dieser Typ kam, der sich einfach nur durch die Sexszenen klickte und über Stunden diese Szenen schrecklich ernst nahm. Dann verwünschte ich meine Idee etwas. Wenigstens eine Bekannte konnte ich von der Großartigkeit, der Unfassbarkeit überzeugen. Sie wollte eine Kopie von CAFÉ FLESH und ich gab ihr die HERBSTROMANZE gleich dazu. Ich lernte sie besser kennen und traf sie im Sommer auf dem Weg zu dieser Drogerie, in der Jenas größtes DVD-Sortiement zu finden ist. Ich wollte mir ZARDOZ kaufen und erzählt ihr in blühenden Bildern von einem Sean Connery in einem rotem Schlüppi und Lederstiefeln, die bis zu den Oberschenkeln reichen. Die Drogerie war leider schon geschlossen, aber ich versprach ZARDOZ nicht ohne sie und diverse Freund(inn)e(n) von uns zu sehen. Nun war es endlich soweit und da HERBSTROMANZE noch nicht gesehen war und ich in leuchtenden Farben ständig von seiner Großartigkeit kündete, haben wir es zum Double Feature zusammengepackt. Als sich danach beschwert wurde, dass zu wenig Sex und zuviel getease war, erregte sich die Menge. Irgendwann rief ich: „Ihr haltet doch keinen Enz-Porno aus.“, doch nach langem hin und her endeten wir in DIE LIEBESVÖGEL. Das Inferno war perfekt und das aller Seltsamste ist, dass Enzens Tristesseporno am besten ankam und die Schönheit von HERBSTROMANZE eher verkannt wurde. Perplex kroch ich ins Bett und überlege, was das heißt.
*****
(Jürgen Enz, BRD 1980) [VHS] 3
fantastisch
Je mehr ich ihn sehe, desto mehr denke ich, dass er das alles bewusster macht, als es zuerst aussah. Die Inszenierung der Blicke ist großartig. So viel Unausgesprochenes schwebt so durch den Film, das da auch sein soll. Die Schnitte, die verstrahlte Darstellung von Vergewaltigungen, Homosexualität, Lustgreisen, dass kann kein Zufall sein. Die Pösie wird mit jedem Durchlauf deutlicher, schöner.
(John Boorman, UK 1974) [DVD, OmeU]
großartig
Wären noch Zwerge zu sehen, könnte die letzte halbe Stunde von ZARDOZ in ein Lexikon als Definition von Schangel gestellt werden. Dialoge, Bilder, Menschen, der Schangel ist omnipräsent, allumfassend. Wild ins Zelluloid gespritzt. Hätte Connery auch mal seinen Lümmel gezeigt, hätte der Film sogar ein Happy End. Ein Film, der mehr oder weniger mit dem Satz „The penis is evil“ beginnt und die körperfeindliche Welt von Wesen anklagt, die ganz Ratio, ganz ohne Aggression und Gefühl überlebt in die Unendlichkeit schweben, sollte ihn, den Lümmel, vll nicht weiter verstecken. Die unsterblichen Ratiomenschen haben ihn geistig abgeschnitten, während Zed (Connery) ihn nicht zeigt, um seine männliche Macht zu sichern. Wer nackt ist, ist schwach und hier sind es nur wieder die Frauen. Der Sieg von Zed ist ihre Niederlage. Aber wer braucht schon ein Happy End, wenn er die bittere Erkenntnis haben kann, dass das Leben alles tötet möchte/wird, was es ausschalten will. Und Leben ist Schmerz und nicht ein glückliches Ende, in dem sich alle Probleme auflösen.
(Jürgen Enz, BRD 1979) [DVD] 2
radioaktiv
Wenn sich Peter und Veronika (so heißt sie zumindest in der HERBSTROMANZE) in der Disco fallen lassen und in ihrer Wohnung auf der Couch landen, dann ist das ganz großes Hollywoodkino. DIE LIEBESVÖGEL wird nicht nur erträglich mit der Zeit, sondern irgendwie schön. Wahrscheinlich die ersten Anzeichen von Demenz. Aber es ist immer noch unfassbar wie unsexy der Sex ist, aber die Widerlichkeit kann ich immer nachgiebiger betrachten.
Mittwoch 14.11.
(David Cronenberg, CDN/F/P/I 2012) [DVD, OmU]
nichtsagend –
Dann lieber wieder einen Godard-Essay-Film. Der weiß wenigstens, dass er ein Spinner ist. Lieber WAKING LIFE, der ist wenigstens bunt. Lieber SONGS FROM THE SECOND FLOOR, der ist wenigstens witzig. Die beginnende Künstlichkeit der Außenwelt, die Abkapslung Pattinsons von der Realität, seine dämlichen, nach Bedeutung suchenden Dialoge, die sich in esoterischem Blah verlieren, das vorbeiziehen der Menschen, Cronenberg folgt seiner Hauptfigur ins Herz der Teflonbeschichtung und verliert sich dort. Der Film wird eins mit Eric Packer/Pattinson und ergibt sich in die Leere, in manierlichen Symbolismus und der künstlichen Aufblähung der eigenen Gedanken. Nur strebt er leider nicht so beharrlich in den Tod wie sein Protagonist und zieht sich ermüdend in die Länge, im Glauben Leben in sich zu tragen. Doch COSMOPOLIS ist innerlich genauso leer wie die Finanzwelt, die er denunzieren möchte. Bei A DANGEROUS METHOD schien Cronenberg (wieder) locker zu werden. Freizügigkeit wehte durch die Inszenierung voller Elipsen und Ungenauigkeiten. Dabei aber fokusiert. Bei COSMOPOLIS kneift er den Arsch fest zusammen, weil er auf einen Diamanten hofft, bekommt aber nur Verstopfung und ein paar harte Köttel. (Nur die wunderbare Szene mit dem Arzt, die weit mehr als nur absurd ist, bleibt zurück)
Dienstag 13.11.
(Mark Buntzman, USA 1984) [DVD, OF]
fantastisch –
In meinem Kopf läuft so was als Ghul-Film. Filme, wie POLICE ACADEMY 2 oder SURF NAZIS MUST DIE, in denen urbane Slums von Punks, bunt und zerrissen gekleideten Gangs eben Ghuls bevölkert sind. (falls das keine offizielle Bezeichnung sein sollte, dann ist das bei mir hängen geblieben, weil einige Gangs in Filmen sich so nannten, „The Ghouls“) Die 80er waren unvergleichlich in ihrer Endzeitstimmung. Nahender Atomholocaust, die zweite Weltwirtschaftskrise, die alle Hoffnung auf eine sich ewig verbessernde Welt (von der nicht nur Hippies in den 60ern träumten) zerstörte, abschreckende No-Future-Auswüchse, manch einen muss des Nachts der Horror gepackt haben. Mad Max lag plötzlich nicht so weit in der Zukunft und in Ghul-Filmen kommt der gefährliche Abschaum, wie durch die Lupe eines Paranoikers vergrößert, mit den unmenschlichen Fratzen hedonistischer, sadistischer Punks in die Gesellschaft, die sie verdrängt, gespült. Das Klo läuft über, das Weggespülte liegt plötzlich wieder vor den eigenen Füßen. Mich fasziniert dieses Motiv unendlich. (Tipps für Ghul-Filme nehme ich immer gern an, besonders da ich vll einige aus meiner Jugend wiederentdecke, die ich aber vergaß) EXTERMINATOR II ist ein wunderbares Exemplar. Der junge Mario Van Peebles spielt X, den Messias der Ghuls, der sie ins Angesicht der Gesellschaft zurückführen möchte und der Gesellschaft zeigen möchte, wie animalisch sie wirklich sein können, sie, die von oben herab wie Tiere behandelt werden. Heroin kaufen sie im großen Stil und entführen „unbescholtene“ Bürger um sie in die Sucht zu stoßen. Ihnen tritt Kriegsveteran John Eastland (Robert Ginty) mit Flammenwerfer entgegen. Er nimmt endlich die Rolle ein, die das Poster von THE EXTERMINATOR versprach. Irgendwie motivationslos zieht er durch die Nacht und verbrennt Missetäter und Abschaum. Er wird Müllmann – eine treffende Wahl. Er zeigt offen die Schattenseite der faschistischen Actionhelden und Racheengeln. Am Rand der Gesellschaft tritt er nach denen unter ihm, um sich zu zeigen, dass er noch in ihr ist, nicht wie der Dreck, den er entsorgt. Er oder sein Freund Be Gee (Frankie Faison)sprechen es auch aus, die Actionhelden der 80iger sind selbsternannte Müllmänner. Ghuls und Exterminator beide sind wie das Fieber der Gesellschaft, deren Keime sie in sich trägt. Reinigung unmöglich. Wie matschig Buntzman das alles inszeniert ist wunderbar. Komplett fahrig verliert er sich in konturlosen Actionszenen, aufgesetzten enzianischen Momenten des Glücks und „Shakespeare“-Momenten, mit denen Laurence Olivier sich nicht mal den Arsch abwischen würde. Eine traumhaft verkommene Atmosphäre kriecht aus diesem Schlick. Vll der heilige Grall des Ghul-Films.
Freitag 09.11.
(Enzo G. Castellari, I 1968) [DVD, teilweise OmU]
großartig
Was für ein Bildereigen. Unfassbar. Hatte durch Sanos Post schon einiges erwartet, aber das, was dann kam, war ein atemnehmender kinetischer Rausch.
(William Friedkin, USA 2011) [DVD, OmU]
ok
Matthew McConaughey ist einer der unterschätztesten Schauspieler, die es gibt. Er sollte aber auch mal mehr Filme aussuchen, in denen ihm sein Hühnerbein gelutscht wird. Sonst ein anständiges Kammerspiel über Intrigen einer heruntergekommenen Familie und einen psychopatischen Polizisten. Bestimmt nett, aber ich kann kaum was mit anfangen.
Donnerstag 08.11.
(Kitano Takeshi, J 1993) [DVD, OmU]
großartig
Donald Richie wirft Kitano in „A Hundred Years of Japanese Cinema“ Coolness vor, d.h. Distanz von Gefühl. Doch seine redefaulen Gangsterfiguren sind nicht wie Clint Eastwood in der Dollar-Trilogie. Sie haben ein Innenleben, das über die Handlung hinaus geht. Sie reden nicht, weil sie fast schon autistisch sind. In ihren Gefühlen und Gedanken sind sie vergraben und können nicht mehr hinaus in eine Welt, die ihnen nichts mehr zu sagen hat. Sie sind verloren. Ihre Gewalt ist zumeist nur noch gedankenlose Reaktion. Im Kugelhagel bleiben sie stehen. Warum auch Deckung nehmen? Die Welt ist eh für sie verloren. Doch Kitano hat mehr von Kaurismäki als es scheint, denn wenn die Grobiane den größten Teil von SONATINE am Strand in der Pampa von Okinawa sitzen, warten und plötzlich abgetrennt von der Welt Spuren von Menschlichkeit in ihrem autistischen Starren finden, dann ist er auf eine asketische Weise kitschig. Bedingungslos wird ihre naive Lebensfreude ohne Angst vor Lächerlichkeit gefeiert. Diese Feier ist schweigsam und ruhig, aber nur außen. Innen ist fröhlicher Taumel.
Dienstag 06.11.
(Joël Séria, F 1971) [DVD, OmU]
(großartig +)
Die Nacht vorher nur 4 Stunden geschlafen. Ein kurzes Koma am Nachmittag lies mich denken, wieder fähig zu sein, einen Film zu sehen. Es war ein Irrtum. Nach einer 1/4 Stunde kämpfte ich gegen meine Augenlieder. Irgendwann sah ich Lotter Lothar (WG-Kater) wie er sich vom Sessel Richtung Bild stürzen wollte und sagte laut „Na!“, aber bei genauerem Hinsehen, war da kein Kater, ich hatte ihn geträumt. Was wohl der neben mir sitzende Christian P. dachte. Der Film war, wenn ich ihn sah, super. Gucke ich nächste Woche nochmal.
Sonntag 04.11.
(Douglas Sirk, USA 1956) [DVD, OmU]
fantastisch +
Ich hoffe, ich bekomme mal einen langen Text hin. Kein anderer Film, den ich bisher sah, hat diesen brutalen Schmerz des Lebens mit seinen unauflösbaren Widersprüchen so brutal eingefangen wie dieser. Fast alle Charaktere nagen an mir, reißen mir das Herz auf. Diese fürchterlichen Kinder, die leblose Frau, die mehr Rex, the walkie-talkie-robot ist, als Ehemann Fred MacMurray, der sich dafür hält, eben der eingesperrte Ehemann, aber auch die einsame Barbara Stanwyck. Einer der schlimmsten Horrorfilme über die Familie überhaupt. Aber auch ein wunderbarer Film über das Leben und die Flüchtigkeit, die Intensität des Glücks. Und Barbara Stanwyck ist eine Göttin. The high-riding woman with a whip habe ich noch nie in einem Film gesehen, in dem sie nicht reitet. Hollywood weiß, was es tut. Sie weiß, was sie will, auch wenn sie es nicht bekommen kann. Ihrer Stimme, mit der sie Felsen schmelzen lassen kann, würde ich schrecklicherweise jede Garstigkeit vergeben … oder besser nicht mal hören, weil ich mich nur von diesem warmen Timbre umschlossen fühlen würde. Und Sirk inszeniert wieder mit dieser feinfühligen Garstigkeit. Es ist einfach unglaublich, was THERE’S ALWAYS TOMORROW alles kann.
Freitag 02.11.
(Aki Kaurismäki, FIN 1986) [DVD, OmU]
großartig
Es sollte ein Trübel-Feature werden, aber ich habe bei Kaurismäki über die Jahre, wo ich keinen Film von ihm sah, weil ich nur seine Leningrad Cowboys Filme wirklich interessant fand, zu sehr vergessen, wie schön und hoffnungsvoll er ist. Oder besser, das sie nicht so trüb sind, wie von ihnen immer erzählt wird. SCHATTEN IM PARADIES war wunderbar und ich weiß nicht, wie er mit diesen simplen Bildern, dieser simplen Geschichte, so viel Zauber hervorrufen kann.
(Jürgen Enz, BRD 1982) [DVD]
verstrahlt
Der fehlende Plot (nur Handlungen, Dinge die passieren). Die ständigen Wiederholungen. Die ewig selben Handlungen. Anziehen. Ausziehen. Leiter hoch. Leiter runter. Witze, zum auf die Knie schlagen. So ist also Enz, wenn er beschwingt und heiter ist/sein will, falls er das denn wirklich will. Ich musste an Robbe-Grillet denken. Es ist erkennbar ein Enz, das Enzetzen spricht für sich, aber ohne Trübsinn ist er erst wirklich trübsinnig. Eine (Gr)Enzerfahrung.
Oktober
Mittwoch 31.10.
(Umberto Lenzi, I 1991) [VHS]
gut
Die Exposition ist wunderbar. Kulleräugiger Voodooschangel vom Feinsten. Als die Fünf auf der ehemaligen Fazenda eintreffen, trübte dies sich langsam ein. Zu wenig Voodoo, zu viel warten. Ein langer Blick von Dick auf einen alten Kupferstich der Fazenda, auf dem Afrikaner als Sklaven missbraucht werden, setzt das Grauen in BLACK ZOMBIES frei. Sein schlechtes Gewissen als Weißer für das Unrecht, ruft 6 brutal getötete, nach Rache dürstende Sklaven ins untote Leben zurück. Sie sind sein schlechtes Gewissen reinkarniert und machen die Opfer in seiner Phantasie wieder zu Monstern. Irgendwann habe ich überlegt, ob es nicht toll wäre, einen Film über jüdische Zombies zu machen, die aus einem KZ auferstehen und den autonormalen kaukasischen (arischen) Deutschen bedrohen. So ein Film würde wahrscheinlich schon in der Entstehung Antisemitismus-Rufe nach sich ziehen und viel schlimmer wohl auch Befürworter, die niemand will. Denke ich.
(Carlo Ausino, I 1977) [DVD]
großartig
Dienstag 30.10.
(John Carpenter, USA 1976) [DVD, OmU]
großartig –
Welch verzückende Musik.
(Oliver Stone, USA 2012) [DCP]
ok
Nett anzusehen. Oliver Stone lässt mal wieder die Bilder flirren. Aber zwischen seinen vormals typischen Impressionsfeuerwerken ist nicht viel Spannendes, Innovatives, Mitreißendes. Dieses Wildheitsthema ist nett, aber hätte ein bisschen mehr Differenzierung vertragen. Das beide Seiten (mexikanische Drogendealer (vll inzwischen der All-American-Alptraum als verzerrendes Spiegelbild der angenommenen eigenen (us-amerikanischen Ober- und Mittelschicht) Verweichlichung durch die „höhere“ Zivilisation) vs. Irakveteranen) verroht sind und dies beim Anderen auch erkennen, aber sich selbst einfach nur als realistisch sehen, ist jetzt nicht gerade eine Offenbarung. Vor allem wird es etwas l(i)eblos vorgetragen. Das andere Konzept zwei Hauptdarsteller einer Utopie von Wildheit in der eine idealisierte unzivilisierte Vergangenheit/Wildheit wiedererlangt werden soll, als alle Menschen noch gut waren und die durch die Zivilisation (inkl. korrupter Polizisten) zerstört wurde, ist eine nette Gegenüberstellung zum „Realismus“ der Gangster und Soldaten, die sicherlich anstrebenswerter ist, aber wie in einem aalglatten Werbefilm vorgetragen wird. SAVAGES weiß einfach zu wenig Faszination für seine 08-15 Charaktere („Ein Benicio Del Toro, der aussieht wie seine eigene mexikanische Faschingsmaske.“ wie luzifus von the-gaffer.de sagte) und seine nur auf Coolness bedachte Geschichte zu wecken, weshalb auch seine Thematik mich kalt lässt.
Sonntag 28.10.
(Małgorzata Szumowska, F/PL/D 2011) [DVD, OmU]
nichtssagend
Hölzerne Charakterstudie über eine Frau, die durch Interviews mit sich prostituierenden Studentinnen erkennt, wie leblos ihr Leben ist. Traurig wie ernst das sein soll. Traurig wie gewollt die Szenen teilweise sind. Traurig, wie die intimen Szenen dadurch zerstört werden.
(Seth Holt & Michael Carreras, UK 1971) [DVD, OmU]
gut +
(Dario Argento, I 1985) [DVD]
großartig
Das Beste an diesem Traum ist, dass niemand am Ende entschuldigend für die Irrationalität der Handlung aufwacht.
Sonnabend 27.10.
(Sam Firstenberg, USA 1984) [DVD, OF]
großartig –
War der erste Teil ein standardmäßiger Tanzfilm, der mit eine neue kulturelles Phänomen ausbeuten wollte/sollte und der bei allen Klischees doch in den Grenzen eines Hollywoodrealismus blieb, ist die Fortsetzung komplett durch. Ice-T, der im ersten Teil noch ins kunterbunte Ambiente passte, ist der Einzige der einen Schritt Richtung Düsternis nimmt und den Gangster-Rap, den er bald begründen sollte, am Horizont erkennen lässt. Sonst wird alles farbenfreudiger, fast schon surreal. Niemand strengt sich an, irgendwie realistisch zu sein. Die ganzen Teilgeschichten sind wie Fahnen im Wind, die je nach Gusto verlaufen. Mit felsenfesten Begründungen hält sich niemand auf. Wie aus heiterem Himmel fällt zum Beispiel dem korrupten Stadtplaner gegen Ende ein, dass Wahljahr ist und er ja nicht weiter so unpopuläre Dinge tun kann. Solange sich alles in tanzendes Wohlgefallen auflöst, ist egal wie. An einem Punkt kommt eine Frau aus einem Schrank im Krankenhaus, um dem Patienten etwas zu trinken zu geben. Manchmal kann einem der Gedanken kommen, dass niemand mehr mit einem Erfolg rechnete und deshalb jeder sich hemmungslos gehen ließ. Die 80er Jahre-Kleidungen sind noch bunter, noch verstrahlter. Diesmal auch mehr Breakdance, statt dem ganzen Jazzdance des ersten Teils. Lucinda Dickey kann es weiterhin nicht und Adolfo ‚Shabba-Doo‘ Quinones bleibt ein Locker, der fehlende Breakdance-Skills durch bemühtes Starren in die Kamera wettmachen möchte. Würde wieder Jean-Claude van Damme am Rand rumstehen, wäre dieser Teile in allen Belangen überlegen. So ist er einfach nur wunderbar.
(Clarence Fok Yiu-leung, HK 1992) [DVD]
fantastisch
Supreme Film hat wieder nur die FSK 16 Version veröffentlicht und das zerstört den Spaß deutlich. 30 Minuten haben gefehlt und besonders gegen Ende ist es deutlich. Der Showdown verläuft abgehackt und endet abrupt. Was das nur immer soll. Sonst ein hemmungslos durchgedrehter Film. Der Farbwahnsinn steht den unglaublichen Dialogen in nichts nach. Die Männer, die unisono „Wir sind Schlappschwänze!“ skandieren um ihrer Chefin zu gefallen. Die an die Wand geketteten Vergewaltiger/Tiere, die nichts mehr in ihrem Kopf haben als gewaltsamen Sex. Die Auftragsmörderinnen, die nur die schlechten Menschen töten. Betörend aufgenommen und geschnitten. In einem Kinoland, das over the top in den 80ern und 90ern neu definiert hat, ist dies eines der ganz großen Würfe. Wong Jing (♥) forever. Jetzt müssen die RAPED BY AN ANGEL Filme her.
(Peter Godfrey, USA 1948) [TV]
großartig –
Welch Intrigengeflecht. Kurz weggepennt und nichts mehr kapiert. Dafür sind das blendende Weiß und die Schatten atemberaubend. Und die kullernden Augen… hach.
(Albert Lewin, UK 1951) [DVD, OF]
gut
Wenn der Erzähler nicht so grenzenlos vor sich hintrüben würde, wäre der Film fantastisch. So ist diese Geschichte von Obsessionen und Bessessenheit zwar überwältigend und wahnsinnig in ihrer Farbgestaltung, aber in einem erstickend biederen viktorianischen Stil erzählt.
Freitag 26.10.
(Emile Ardolino, USA 1987) [DVD, OmU] 21
großartig –
Das ist ja der Vorteil eines Sehtagebuchs, keine Düsternis bleibt unbeleuchtet. Der Vorspann ist einer der besten seiner Zunft. Ikonographisch teilweise ganz groß. Jennifer Grey gibt eine der größten schauspielerischen Leistungen überhaupt … vll ist sie ja wirklich wie Baby, aber trotzdem. Und als sich die Tür zum Saal der schmutzig tanzenden Mitarbeiter vor Baby auftut und sie durch die eng umschlungenen Paare taumelt, dann fließt der Schweiß nur so von der Leinwand. Wunderbar. Nur eins werde ich nie verstehen, in diesem Saal lauert es vor instinktiv sleazigen Tänzern und Baby verliebt sich in einen vertrockneten Standardtänzer, der wie im Finale der deutschen Tanzmeisterschaften bedacht vorgefertigte Figuren abarbeitet. Nichts gegen Patrick Swayze, aber seine Figur lässt mir alles wegschrumpeln.
Donnerstag 25.10.
(Dario Argento, I 1975) [DVD] 2
fantastisch
PROFONDO ROSSO war vor langer Zeit der allererste Film, den mir die unendlichen Weiten des Internets bescherten. Ich hatte endlich die Möglichkeit diese glücksverheißenden Filme von Bava und Lenzi zu sehen, aber vor allem war ich auf Argento gespannt. L’UCCELLO DALLE PIUME DI CRISTALLO hatte ich eines Nachts im ZDF gesehen. Das ließ sich vielversprechend an. Mit der dann vorliegenden Datei bekam auch gleich alle Macke zu spüren, die in Zukunft öfters mal drohten. Der Ton lief schneller als das Bild, die Bildqualität war gruselig und nach der Hälfte musste eine neue her, welche zudem die Erste in OmeU werden sollte, mit einem Englisch, wo selbst ich die Fehler sehen konnte. Aber auch so hätte mir PROFONDO ROSSO nicht gefallen. Im letzten Jahr ungefähr hat sich irgendwas an meiner Wahrnehmung von Filmen total verändert. Über Argento hatte ich früh gehört, dass der Plot nicht so wichtig ist, dass die Bilder das sind, was einen fertig machen wird. Vielleicht war das der Fehler, denn der Plot ist nicht egal. Sicherlich ist er aus Sicht eines plotgetriebenen/inhaltsbedachten Filmverständnisses hanebüchen. Aber es geht um Gefühle, um Angst, um Obsessionen und Alpträume. Wie bei RATTENNEST lauern die Sackgassen, die nichts bringen, die wie Sand durch die Hand zerrinnen, ohne das etwas zurück bleibt außer das Gefühl, dass nur ein kleiner Schritt fehlt um es doch noch zu erreichen, und das ständig anwachsende Unbehagen. Die Bilder ohne diese Atmosphäre wären leer und nur bedingt so lasziv verführerisch.
Mittwoch 24.10.
(David Koepp, USA 2012) [DCP]
gut –
PREMIUM RUSH ist manipulativ bis zum geht nicht mehr. Kleine Kinder für deren Rettung sich alle gegen den einen Bösen zusammenschließen, dass lässt einem ja wohl das Herz aufgehen. Der Musikeinsatz ist teilweise unfassbar plump. Irgendwo in Hollywood muss es ein kleines Archiv geben, indem sich Filmmacher immer schnell ein passendes Lied für die zu erzeugende Emotion heraussuchen können. Das Ergebnis ist dann auf dem Niveau eines Werbefilms und passt hier perfekt zu den Witzen, die auch aus dem 08-15 Werkzeugkasten entwendet zu sein scheinen. Gewollt wird bei PREMIUM RUSH viel, gekonnt wenig … zumindest sobalb die Actionszenen verlassen werden. Wenn Joseph Gorden-Levitt auf dem Rad sitzt und durch New York rast, dann läuft einem das Adrenalin aus der Nase. Manchmal vielleicht etwas zu gewollt cool, aber wen schert sowas, wenn Fahrradfahrer wie die Henker durch und gegen den Verkehr stürmen.
(John Waters, USA 1972) [DVD, OmeU]
fantastisch
Nachdem ich einen Tag vorher am filthiest place on earth war (einem Keller, der über 10 Jahre zur überfüllten Müllhalde umgewandelt wurde und in dem ich Leinenbeutel fand, durch die sich Moder und Schimmel durchgefressen hatten, Papierhaufen, die verklumpt am Boden klebten, einen Beutel mit (Spitzen-)Damenunterwäsche, die schon am schimmeln war (ein Griff hinein setzte Düfte aus der Hölle frei), die bis 2000 gültige Krankenversicherungskarte eines ehemaligen Dozenten von mir, der damals noch nicht mal Doktor war und leider vermodernde Frank Schöbel, Karel Gott, Scorpions und Udo Jürgens LPs (des Schmutzes letzter Schluss). Gegen Ende schmerzte die Lunge beim einatmen und ich hätte meine Klamotten am liebsten verbannt, wenn ich nicht Angst vor den dann freigesetzten Dämpfen gehabt hätte.), passte es, nun endlich die filthiest people alive anzusehen. Hach, war es herrlich. Während ich nach dem Keller am liebsten fünfmal geduscht hätte, hoffe ich diesen Odeur nicht zu schnell zu verlieren. Als ich vor 10 Jahren das Mitternachtskino-Buch von Hoberman und Rosenbaum las, konnte ich kaum warten, diese Filme zu sehen. Als ich dann die Filme fast chronologisch nach Vorstellung im Buch unter Steinen im Wald fand, dann war es eher ernüchternd. QUEEN OF SHEBA MEETS THE ATOM MAN oder LITTLE STABS OF HAPPINESS waren nicht ansatzweise so verstandsprengend wie es sich anhörte. Vielleicht lag es an der unterirdischen Bildqualität, aber vor allem war ich angeödet. Wahrscheinlich hat es deshalb so lange gedauert, dass ich mich dem Frühwerk von John Waters traute. MULTIPLE MANIACS erfüllte letztes Jahr entgegen entstandener Vorbehalten alle Erwartungen. Es war ein Erlebnis an Verkommenheit und PINK FLAMINGOS steht dem in nichts nach. THE GIRL CAN’T HELP IT von Fank Tashlin, wenn er 10 Jahre in Anfangs erwähnten Keller gereift wäre, würde wahrscheinlich genau so aussehen. Filthy as filth can. Die verführerische Seite von Verdorbenheit.
Dienstag 23.10.
(Brian G. Hutton, USA/Y 1970) [DVD, OmU]
großartig
Sonntag 21.10.
(Roger Corman, USA 1962) [DVD, OF]
großartig –
Die Nebelschwaden, die Farben, die Augen, wunderbar. Der Plot vielleicht zu zentral, aber das Ende, das ins komplette Leere steuert, in dem sich die Geschichte selbst ein Bein stellt und direkt vor der Wand landet, zeigt, worauf sich hier konzentriert wurde: die Atmosphäre möglichst creepy (kenne leider keine deutsche Entsprechung für dieses wunderbare Wort) zu gestallten.
(Johnnie To & Wai Ka-Fai, HK 2000) [DVD, OmeU]
gut
Grob gesagt verdient Milkyway sein Geld mit Liebeskomödien, mit denen sie das Geld für den ganzen Gangsterkram zusammentragen. Hongkong Koryphäe Jenny hat mal geschrieben, dass diese RomComs aber nicht unterschätzt werden sollten. Was dann bei NEEDING YOU… auf mich prallte, war aber unglaublich. FULLTIME KILLER hatte es schon angedeutet, aber hier schangelt To ohne Ende. Ganz ohne Elegie oder Geometrie jagt die Kamera betrunken durch die Szenerie. Naiv, albern und herzlich sind die Figuren, wie der Plot offensichtlich manipulativ ist. Kunst will hier niemand ablegen oder den Geist fordern. Stattdessen gibt es wilde Süßigkeit.
Freitag 19.10.
(Takechi Tetsuji, J 1965) [DVD, OmeU]
großartig +
Die USA sind überall. An den Wänden sind ihre Rockstars. Durch die Luft schallen ihre Hubschrauber und Flugzeuge. Ihre G.I.’s schlafen mit den Prostituierten/Frauen. Ihre Jazzmusik wird in den Bars gespielt. Die USA sind überall und keine Szene vergeht, in dem nicht us-amerikanische Kultur und ihre Träger zu sehen, zu hören sind. Ein junger Japaner hält es nicht mehr aus und sein unsicheres Kreisen um seine Wunde wird Raserei. Doch sich seinen Trieben und Idiotien überlassend, zerstört er vor allem sich und sein Umfeld ohne es zu merken. Das Rauschen des Tons und die assoziative „Unschlüssigkeit“ der Kamera werfen einen Nebel über BLACK SNOW, durch den nur der bescheuklappte Blick seiner Hauptfigur zu sehen ist. Dem Zuschauer bleibt nur tasten bis am Ende das Melodram ihm die Augen öffnet. Vielleicht ist der Schnee deshalb dann schwarz.
(Marran Gossov, BRD 1968) [DVD]
großartig
(Alfred Hitchcock, USA 1954) [DVD, OmU] 4
großartig +
Mittwoch 17.10.
(Michael Haneke, A/F/D 2012) [DCP]
nichtssagend
Der zu erwartende Betroffenheitsporno nahm, als vielleicht zu erwarten war, dass es jetzt wirklich trist und ernst und bedeutend werden wird, an diesem Punkt nahm er … und jetzt kommt’s … eine romantische Abbiegung. Die Zentner auf den Schultern des Films wurden von all den Vögeln, die durch die Bilder torkelten, davon getragen. Zumindest etwas, denn so viel wie darauf lag, kann niemand heben.
(Leos Carax, F/D 2012) [DCP]
nichtssagend
Der Bauch von Holy Motors wächst über knapp zwei Stunden an. Er ist bedeutungsschwanger. Die erste Hälfte ist er froh und tänzerisch aufgrund des Glücks, aber dann wird es zunehmend eine rührselige Qual das Gewicht vor sich her zu tragen. Und am Ende steht ein warmer, selbstironischer Furz ins Gesicht, der einen glücklich machen kann. Ich fand mich kichernd. Aber auf dem Weg nach Hause verzogen sich alle Rückstände. Der anfängliche Frohsinn war erdrückt und der Geruch der absurd dargebrachten Botschaft verzog sich in die Nacht.
Sonntag 14.10.
(Joel Silberg, USA 1984) [DVD, OF]
gut
(Raoul Walsh, USA 1953) [TV]
großartig +
LES DÉMONIAQUES in melodramatisch, im Gewand des klassischen Hollywood.
„Von Napoleon weiß man es nicht, aber Knoblauch wird es hier immer geben.“
(Tommy Lee Wallace, USA 1982) [DVD, OmeU]
großartig
Sonnabend 13.10.
(ein tierischer Tag)
(Franz Marischka, BRD 1960) [VHS]
gut –
(Brian De Palma, USA 1996) [TV] 2
gut –
(Imamura Shôhei, J 1963) [DVD, OmeU]
gut +
Ein Elipsenmonster. 45 Jahre einer Biographie voll Inzest, Prostitution, Leid und Verirrung werden auf einige Momente gerafft, die kaum Schlüsselmomente sind, sondern auf die Lücken weisen, die nicht gezeigt werden. Wie die Bildkomposition von Schatten bestimmt ist, welche dem strahlenden Weiß des Erkennbaren erst seine Tiefe geben, so weist das Erzählte auf die Unmengen des Nichterzähbaren. Ein Lob der Schatten in den Bildern und der Art zu Erzählen. Wenn auch die Insekten völlig fehlten, auf die ich so sehr hoffte, und die Hoffnung, dass eine neue Generation alles besser machen wird, mir nicht schmecken möchte, sind die Schatten doch jeden Blick wert.
(Lucio Fulci, I/E/F 1971) [DVD, OmeU]
fantastisch
Repetetiv blickt die Kamera immer wieder hin, auf das Gleiche, aus leicht veränderten Perspektiven. Zeit und Raum spielen keine Rolle. Zu unglaublich scheint es, zu erschreckend. Jemand kann sich hier nicht von den Bildern und ihrem Inhalt lösen. Immer wieder wird geprüft, dass sich die vorangegangen Blicke nicht geirrt haben. Und mit jedem neuen Blick wird es schlimmer, rauschhafter. Tief in den Gedärmen packt Fulci zu und lässt das Fieber auf den Zuschauer los. Einer der schönsten Filme, den es je gab. Eine Parallelwelt in traumhaften Bildern. Es gleißt, hackt, irritiert und ist wie die Wunde, die heilen würde, wenn man sie nicht immer wieder aufkratzen würde. Ein Wunderwerk.
(Ron Clements u.a., USA 1986) [DVD] 17
ok +
Mein Opa wurde Mitte der 90er Mitglied eines Buchclubs. Recht schnell begann er für seine Enkel Videos zu kaufen. Diese stürzten sich darauf und guckten fast ohne Unterlass, wenn sie zu Besuch waren. Vor allem hatte er sich eine fast vollständige Disneyfilmsammlung angeschafft und gab seiner Nachkommenschaft die Möglichkeit Filme zu sehen, gegen deren Free-TV-Ausstrahlung sich Disney bis heute standhaft wehrt (auch wenn sie anscheinend zunehmend nachzugeben, da ich vor kurzem auf Kabel Eins oder so ALADDIN sah). Ein Film, den ich immer wieder (gern) sah, war BASIL, DER GROßE MÄUSEDETEKTIV. Er war lange Zeit mein liebster Disneyfilm und das Finale weiß mich bis heute zu packen, wenn der Bösewicht Professor Rattenzahn/Ratigan seine schön gestaltete Oberfläche verliert und die Nackenhaare durch seine Kleidung reißen, wie seine tollwütige Raserei durch seine Kultiviertheit. Ein atavistischer Moment, kongenial eingefangen in der Szenerie. Der Kampf zwischen Basil und Ratigan verlagert sich von einem unerbittlichen Uhrwerk, dass Basil fast zermalmt, zu den Zeigern von Big Ben, die keinen Halt mehr bieten. Die Haupthandlung lässt mich aber ratlos zurück. Die netten, süßen Momente interessieren mich nicht. Die Figurenzeichnung ist plump und grenzt an Propaganda über die natürliche Verkommenheit der Schurken. Da ist kaum etwas Packendes oder Naives. Vielleicht spricht da aber auch nur die Enttäuschung, da ich ihn das erste Mal wieder seit über einem Jahrzehnt sah, da meine Cousine mir ihre DVD schenkte, und ich zudem noch in der Unfassbarkeit von Fulci schwebte. Die Szene in der Hafenbar war aber schon überraschend sleazig.
Freitag 12.10.
(Jean-Luc Godard, F/CH 1997) [DVD] 2
großartig +
Die Schönheit des Todes. Film will die Realität. Erschreckt setzt sich aber das Schwarz-Weiß durch, die Trauer. Film ist nichts anderes als unsere Träume … Alpträume der geregelten Realität. Er ist ein Ausbruch und Schrecken. Und gerade als ich dachte, dass Teil 2b in den vertrockneten, hochgradigen lustfeindlichen Schlock abdriftet, verwandelt er sich in einen Orgasmus aus eruptiv wirbelnden Bildern und dröhnender Musik. Zur Abrundung des Ganzen gibt Godard mal wieder den verknöcherten Clown. Vielleicht traue ich mich demnächst auch an einen der ungesehenen Essayfilme aus der Godard Edition 2. Vielleicht.
(Mario Bianchi, I 1982) [DVD, OmeU]
großartig
Luftig leicht irrwischt der Film durch das Schloss von Antonio Aguilar (Aldo Sambrell, der verdammt nochmal wie Oliver Stone aussieht). Der Plot so tief, wie ein Blatt Papier dick. Das Bild wechselt ungehemmt zwischen der manischen Phantasie der Betrachter und der „Realität“ (welche brutalen, wunderschönen Schnitte), sodass zwar zu keinem Zeitpunkt eine Frau vom Teufel umarmt wird, wie das Poster verspricht, sondern ein süßes Gefühl der manischen Begierde seine Arme nach dem Zuschauer ausstreckt.
Donnerstag 11.10.
(Jean-Luc Godard, F/CH 1997) [DVD] 2
großartig
Das Interview zu Beginn ist vielleicht typisch. Aber nur für die Dimension des Rationalen. Daney fängt es möglichst abgehoben an und Godard zieht mit. Sie reden und mir fehlt scheinbar die Grundlage. Es geht darum das Film wie keine Kunst vorher, Geschichte einfängt, weil es so vieldimensionale Informationen trägt und selbstreferenziell wie keine Kunst vorher war. Usw. usf. Verkürzt reden sie über ihnen bekannte Gedankengänge. Aber im Gegensatz zu den Essayfilmen in den 70ern will Godard keine Distanz schaffen, sondern locken, Assoziationen schaffen. Mit diesen betörenden Filmausschnitten und Bildern, von denen ich jetzt nur noch 2 auf ihre Quellen zurückführen kann – NIGHT OF THE HUNTER und CINDERELLA, was also nicht so schwer war. Vielleicht habe ich auch viele in dem wild, repetetiven Schnitt Orkan verloren. Wie die anderen Teile ist dieser wunderschön und es fällt mir schwer, mich nicht darin zu verlieren. Dadurch wird selbst dieses abgehobene, knöcherne Interview zu Beginn verführerisch, über das ich jetzt, 16 Stunden später, noch nachdenke, weil es diese Bilder, diese wunderbaren Bilder dazu gab. So viele Filme gibt es noch zu entdecken. So viele…
(Heißt es, dass wenn dieses Essay mit Hardcoresexszenen ein FSK 0 bekommt, dass es niemand mehr guckt, als Bedrohung erachtet?)
Sonntag 07.10.
(Iwai Shunji, J 2001) [DVD, OmeU]
gut
Gaanz langsam sprang ein Funken über. Am Ende war ich doch etwas geflasht, während ich den Großteil des Films nichts gefühlt habe. Die Teenage Angst ist komplett irrational. Wunderbar. Die Jugendlichen des Films reden in einem Forum über Sängerin Lily Chou-Chou und teilen ihre Suche nach Kommunion, nach Sicherheit und Verstandenseinwollen miteinander. Teilweise in esoterischen Formulierungen, versuchen sie sich mitzuteilen, ohne Scham. Sobald sie aber in einem sozialen Umfeld agieren, in dem sie nicht durch einen Benutzernamen geschützt und ein gemeinsames Interesse verbunden sind, werden ihr Handlungen verunsichert und verunsichernd, beschämend und verstörend, kaum nachvollziehbar und so gut zu verstehen. Wie eine Wand steht dabei der weinerliche, Debussy totnudelnde Musikeinsatz zwischen mir und ALL ABOUT LILY CHOU-CHOU, ähnlich wie schon bei YENTOWN / SWALLOWTAIL BUTTERFLY. Zu oft wird damit nur (mich) nervende Rührseligkeit erzeugt, die zu selten gebrochen wird. Welche Kraft der wohl erzeugen würde, wenn ich mich mit dieser Musik aussöhnen könnte…
Sonnabend 06.10.
(Roger Corman, USA 1954) [DVD, OF]
gut +
(Michelangelo Antonioni, I 1960) [DVD, OmeU] 3
fantastisch
Antonioni hätte vor einer Woche hundertsten Geburtstag gehabt. Deshalb L’AVVENTURA mal unter ordentlichen Voraussetzungen geguckt, d.h. nicht wie beim ersten Mal von einem der räudigsten, ausgelutschtesten VHS-Bänder, die vorstellbar sind, und nicht wie beim zweiten Mal synchronisiert. Über L’AVVENTURA oder den größten Teil von Antonionis Filmen traue ich mich nicht zu schreiben. Es ist für mich immer noch ein Mysterium, wie einfach das bei Michael Althen klang. Aber zum Glück ist er auch der Einzige, von dem ich so treffende Worte gelesen habe. Ich könnte das nicht. Da würde ich mich nur blamieren oder, viel schlimmer, tendenziell die Bilder in meinem Kopf zerstören. Die Magie, die durch Michelangelo Antonionis Filme zieht, lässt mich sprachlos zurück. Wunderbar ist L’AVVENTURA mindestens aufgenommen, geschnitten und geschrieben. Das Meer, so schwarz, aus demselben Stein, wie die felsigen Inseln, die sich darin befinden. Wie Marmor, nur das Menschen eindringen können. So unwirklich… Fast ist er zu schön, zu perfekt, wäre da nicht diese heilige Langeweile. Würde diese Geschichte, mit all diesen Bildern, Gesten, Sätzen, die so viel bedeuten können, aber nicht müssen, die so frei atmen, würde das alles also auch noch lebhaft und „spannend“ inszeniert werden, welch ein Monstrum würde entstehen, welch ein elephantiasischer Film. Ein Korn von „Häßlichkeit“ bedarf es. Antonioni ergibt sich seiner Dekadenz und lässt L’AVVENTURA langsam vergehen, teilweise fast im Stillstand verweilen. Er gibt den Bildern und Gesten Unmengen an Platz, ohne sie beliebig sein zu lassen. Sie werden nicht bedrängt. Gleichzeitig beiläufig und fokussiert ziehen diese Rätsel und Geheimnisse vorbei, mit zarter Hand präsentiert, als ob sie bei zu festem Griff zerbröseln.
(Ringo Lam, HK 1987) [DVD, OmU]
fantastisch
„Was ist denn das für ein Film?!?“, sagte mein Mitbewohner relativ zeitig, während Chow Yun-Fat auf dem Klo sitzt (nur etwas von hüfthohen Trennwänden bedeckt) und kräftig furzt, während er einem neuen Freund/Mitgefangenen neben ihm (Lebens-)Tipps gibt. Hongkong, ich liebe es immer mehr. Niederschmetternd fotografiert. Chow Yun-Fat spielt wahrlich in seinem eigenem Sonnensystem der Coolness. Ringo Lam tritt mit traumwandlerischer Sicherheit auf Gaspedal und Bremse. Sprich, er wechselt atemberaubend zwischen furiosen Schlägerein, fast antik-griechischen Konflikten und charmanten Buddygeschichten. Das Finale taumelt weit über die Grenzen des Wahnwitzes dahin. Mit einem Mal werden die Erniedrigungen und Schikanen nicht mehr ertragen und danach mit einem Lächeln weggewischt. Mit einem Mal bricht das Trauma des gesamten Films, der so fröhlich im Grundton schien, ungehindert heraus und verwandelt die Massenzelle in eine Hölle. Blut und Wasser an der Oberfläche, Feuer innen drin.
Freitag 05.10.
(Roger Corman, USA/UK 1964) [DVD, OF]
großartig +
Edgar Allen Poes DIE MASKE DES ROTEN TODES lebt von seiner Dezenz, den atmosphärischen Schwaden, die irgendwo zwischen den Zeilen morbide schweben. Roger Corman ging wohl davon aus, dass die meisten seiner Landsleute respektive Zeitgenossen Dezenz nicht mal mitbekommen würden, wenn sie von dieser von oben bis unten vollgekotzt würden. Der Erfolg scheint ihm Recht zu geben. Statt auch nur zu versuchen das Vorbild nochmal (angemessen) zu erzählen, erfindet THE MASQUE OF THE RED DEATH den Stoff vollkommen neu. In Farben wird sich gesuhlt. Rauschhaft schlieren sie über die Leinwand / den Bildschirm. In ihnen steht mehr geschrieben als im Plot. Wie bei Poe muss dies gefühlt werden und nicht erdacht. Darin gleicht er ihm vielleicht noch am meisten. Die dekadente Überlebtheit der Adligen in der Vorlage verschwindet aber fast vollständig. Ganz zu schweigen von der Klaustrophobie. Und auch wenn Vincent Price noch so oft Satan sagt, das ist nicht was THE MASQUE OF THE RED DEATH ausmacht. Es ist der sadistische Price, der sein Umfeld quält. Überdruss und Satan treiben ihn nicht an, sondern einfach nur die Lust, die Gefühle, die er sich an die Wand klatscht. Moral und Psychologie prallen an ihm ab. Er ist Vincent Price und das war’s. Niemand kann so lässig die Niederbrennung eines Dorfs fordern. Der Schrecken liegt nicht in seinen Augen, sondern in seiner Stimme. Das entdeckte nicht erst Michael Jackson. Er kann der größten Widerlichkeit eine Selbstverständlichkeit geben, die mich erschüttert, die mir nur das Lachen lässt. Wie soll solch ein unanalysierbarer Schrecken auch anders verarbeitet werden. Ein Urböse sein, dass sich jeder Erklärung versperrt. Kein Wunder das der Rote Tod daneben zum Helden wird. Der andere Handlungsstrang, der auf Poe basiert, ist so viel zynischer, weil es keine Erlösung gibt. Aus HOP FROG wird Hop Toad und er tötet auch brutal mit einer List, aber es wird nicht kunstvoll erzählt, sondern brutal und ohne Ästhetisierung. Vielleicht der erschreckendste Moment in seiner Sinnlosigkeit, seiner Häßlichkeit, seiner sadistischen Dummheit, der mitten im Film auftaucht, kaum etwas mit dem Rest der Geschichte zutun hat und so unvermittelt wie er geschah, wieder hinter den Farben verschwindet. Bunte Verkommenheit. So was muss geliebt werden.
Donnerstag 04.10.
(Abel Ferrara, USA 2005) [DVD, OF]
(großartig –)
Ich bin definitiv nicht eingeschlafen. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt, dass etwas an mir vorbeigegangen ist. Vielleicht habe ich zu wenig von Juliette Binoches Englisch verstanden. Bin jedenfalls ratlos. Größtenteils schlockt Ferrara überraschend gekonnt. Genre, Schmutz und Wahnsinn brechen aber immer fort über sein moderates Seelendrama ein. Komplett irrational und sich jeder Erklärung verschließend. Sie reißen die klaren Konturen auf … in der Geschichte und bei den Figuren. Die Menschen werden von ihnen verändert, ihre klare Welt hat keinen Bestand mehr und MARY verliert seine Fassbarkeit. MARY ist dabei anscheinend nicht mal kryptisch, aber was passiert da, was machen diese Menschen? Ist Forest Whitaker durch sein Leid zum erzkonservativen Katholiken geworden, ist Matthew Modine durch seine Egozentrik ohne Gott verrückt geworden, verlässt Juliette Binoche die Welt d(ies)er Männer oder ist gleich in der Zeit zurückgereist? Was passiert hier?
Mittwoch 03.10.
(Raoul Walsh, USA 1952) [DVD, OmU]
großartig
Abenteuerkino kann kaum besser erzählt werden. Raoul Walsh legt ohne intellektuelles Trara los und ist ebenso ungehobelt, gewitzt wie voll Herz, wie seine Hauptfigur. Eine der besten Jack London Verfilmungen, die dabei gar nicht London sondern Rex Beach verfilmt. Über Letzteren kann bei Wikipedia gelesen werden, dass es bei ihm um starke starkbehaarte Männer geht, die haarige Taten begingen. Gregory Peck ist zwar nicht so haarig, aber das stört wohl niemanden. Dafür ist er herzlich, kindisch, verrückt und begeht haarige Taten. Umgeben wird er von Psalm-schwingende Säufern, Betrügern und anderen haarigen Unholden, denen niemand böse sein kann. Und natürlich, wir sind ja in einem Raoul Walsh Film, mit einem Tierstimmenimitator.
(Alfred Vohrer, BRD 1964) [TV]
gut
(Alfred Vohrer, BRD 1965) [TV] 2
großartig –
(Dennis Dugan, USA 2010) [TV]
ok –
(Woody Allen, USA 2012) [DCP, OmU]
nichtssagend –
Mit TO ROME WITH LOVE hat Woody Allen das Gegenstück zu MIDNIGHT IN PARIS geschaffen. Letzterer war fast schon ein Befreiungsschlag. Er begann als Woody Allen-Film, aus dem Owen Wilson aber floh und es sich in einer naiven Ode bequem machte. Trotz der Postkartenberühmtheiten, die er aufsuchte, war MIDNIGHT IN PARIS ein sympathisches Lob der Phantasie, das sich brennend gegen drögen Realismus stellte. Er fiel zwar dem typischen Woody Allen-Syndrom zum Opfer, dass er wie seine besten Filme wie CRIMES AND MISDEMEANOURS kaum vorhält und schnell verarbeitet ist, aber trotzdem war es ein guter Film. TO ROME WITH LOVE ist nun ein typischer Woody Allen-Film, aus dem niemand flieht. Die Woody Allen-Figur des neurotischen Plapperers ist gleich 4-5-mal vorhanden. Die Woody Allen-Hölle für manch einen … wie mich. Ohne Phantasie wälzt sich der Film durch alles Altbekannte und ist dabei alles andere als originell oder faszinierend. Die Handlungen, die Atmosphäre, der Witz sind genauso frisch wie Allens Gesicht.
Dienstag 02.10.
(David Fincher, USA 1992) [DVD, OmU] 9
nichtssagend +
Netter Religions-/Endzeitschangel zu Beginn. Wer will, kann da auch gerne einen Kommentar zur Nation of Islam reinlesen. Der charismatische religiöse Führer der Verlorenen hat mit seiner Hornbrille auf jeden Fall schon einmal die Uniform an, die auch Malcolm X so prominent trug. Hatte ich bisher übersehen. Wahrscheinlich weil ich ihn seit zehn Jahren nicht mehr gesehen habe; also bisher nur in Zeiten totalen Unwissens oder Fantum über den Bürgerrechtler. Fand durch diesen Hohenpriester des unwahrscheinlichen Seelenheils ALIEN3 immer toll und wusste nicht warum. Jetzt sehe ich ihn aus einer viel distanzierteren Perspektive und finde ihn viel kläglicher (konzipiert). Mich interessiert nicht mehr die Chance auf Heilung der eigenen Verkommenheit, was mich früher scheinbar arg faszinierte. Der viel persönlichere Handlungsstrang um Ripley und den Gefängnisdoktor Clemens (Charles Dance) ist da viel spannender. Mit dessen Tod stirbt dann auch der Film. Er fällt in ein riesiges Loch, indem weder Charaktere, Geschichte, Kinetik, Bilder oder sonst was Esprit verbreitet oder bloß Interesse wecken. Wenigstens erreicht ALIEN3 nie die kaum erträgliche Qualität der Filmmusik von Elliot Goldenthal.
September
Sonntag 30.09.
(Royston Tan, SGP 2007) [DVD, OmU]
gut +
Dass ein Film über Sängerinnen im Untertitel BORN TO DANCE genannt wird, zeigt mal wieder mit welchem Herzblut (asiatische) Filme in Deutschland veröffentlicht werden.
(Cheang Pou-Soi, HK 2009) [DVD, OmeU]
großartig +
Vielleicht gibt es ja bei Milkyway ein Verbot, Filme über Dialoge zu erzählen. Dieses Licht-Erkenntnis-Paranoia-Gekröse, welches den ganzen Film durchzieht, schafft es jedenfalls das Wachs der Flügel der langweiligen Sicherheit zu schmelzen. Der Plot greift den Zuschauer bei der Hand und will ihn vor der um sich greifenden Paranoia retten. Er bevorzugt die mediokren Flugbahnen und droht Licht, Schnitt und Bildgestaltung zu entmachten. Effektiv, ohne zu aufdringlich zu sein, erzählen sie alles und sind zudem elegant und augenumschmeichelnd. Sie stellten sich gegen den simplen Plot, der nur auf Befriedigung aus ist. Sie sind die Risse in der Sicherheit. Sie sind die Phantasie, die Wahnvorstellungen und die Verblendung, die wie eine Wand schreien: „Was passiert hier?!?“.
Sonnabend 29.09.
(Samuel Fuller, USA 1951) [DVD, OmeU]
großartig –
Es gibt eine Szene, in der ein koreanischer Junge frontal in die Kamera lächelt. Ganz naiv und glücklich schaut er aus. Dieses Bild ist cheesy ohne Ende. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Fuller genau hinter so einem Bild steckt. Sicherlich ist sehr viel von ihm in den manischen, verrohten Klugscheißer mit der Zigarre im Mund eingegangen, der als Hauptfigur dient. Der mit simplen bis zynischen Wahrheiten um sich schmeißt und dem egal ist, wie er wirkt. Er ist so rasend, dass er sich nur noch in seine grobschlächtige Lethargie retten kann, um zu überleben. Gleichzeitig sind Fullers Filme aber auch so fröhlich und naiv … irgendwo. Ich habe, wenn ich Filme wie THE STEEL HELMET sehe, die Hoffnung, dass er dabei innerlich auch so gelächelt hat, dass er naiv und glücklich hinter der Kamera stand und uns seine düstere Welt zeigte, seine simple Welt voll hölzerner Belehrungen, die einem manchmal auch den Spaß nehmen können, hinter denen aber eine kaum greifbare Unschuld zu liegen scheint. Ein Freund von mir hat vor einigen Wochen ein paar Filme über den Korea-Krieg geschaut und empfand THE STEEL HELMET als einen der lächerlichsten Kriegsfilme, den er je gesehen hat. Lächerlich ist hier wirklich vieles, Fullers Faust ist eben nicht sehr grazil. Aber der Film ist es deshalb nicht. Wie Mahler Jahrmarktsmusik in seine Musik aufnahm und Schönberg Disonanzen, so bekämpfte Fuller, ob bewußt oder nicht, Heroismus und Schönheit, mit ausgesuchter Unbeholfenheit und Häßlichkeit. Wertvolle Dinge, wenn es um so ernste Themen geht.
Mittwoch 26.09.
(Benny Chan, HK 1990) [DVD, OmeU]
fantastisch
Die Bilder haben diesen Hauch von Golan-Globus, nur noch wärmer, noch spröder, noch einladender, noch verführerischer. Dazu kommt das dreckige Neon eines Abel Ferrara, nur noch mehr neon und noch rauchiger. Wie IM GEHEIMDIENST IHRER MAJESTÄT wird wild geschnitten … teilweise auch mit diesen dekadenten kurzen Ellipsen in den Actionszenen, wodurch er dieses Unwirkliche bekommt, so eindringend. Die Peckinpahschen Zeitlupen, in Hongkong vollendete, welche die hypnotische Hektik und das ruhige Schwelgen abrunden. Er ist dabei so sehr Hongkong. Und damit einfach einer der schönsten Filme, die es gibt. Eine verführerische Schönheit, in die ich reinspringen möchte, die bei aller schäbigen, naiven Anmut, zwar selten wirklich herausragende Megaultrabilder produziert, aber dafür diese zurückhaltende, simple Wärme hat, die wie ein Offen in einer regnerischen Nacht ist. Nebenher gab es natürlich auch noch eine Geschichte. Der Widerspenstigen Zähmung (nur ist hier der Herr widerspenstig) und Romeo und Julia und Triadenactiondrama und natürlich dieser schwer greifbare Augenblick des Glücks in seiner tragischen Flüchtigkeit. Dazu noch die typischen Hongkongzutaten, die sich für nichts zu fein sind: Albernheiten, plötzlich einbrechender Postkartenkitschromantik. Am besten gleich nochmal gucken…
Dienstag 25.09.
(Drew Goddard, USA 2011) [DCP]
nichtssagend –
Mit Horrorfilmen die Welt erklären zu wollen, ist ein gewagtes Unterfangen. Komplett überzogen, aber das ist ja mal was. THE CABIN IN THE WOODS scheitert aber unansehnlich, weil es seine zugegebenermaßen interessante Idee routiniert und uninteressiert abspult. Ganz ohne Faszination, ohne Interesse daran Fragen zu stellen. Überall lauern neunmalkluge Antworten. Genreregeln werden gegen eine eingebildete Realität ausgespielt (in der Menschen sich nicht dumm verhalten und gegenüber der sich Drehbuchautoren für keine „unrealistische“ Handlung, keinen „unrealistischen“ Schicksalsschlag zu schade sind, um die Geschichte voranzutreiben). Das hat schon fast etwas von der Herablassung Hanekes. Das „Horrorgeschichtenerzählen“ wird zwar im großen Ganzen nicht verteufelt, aber die Moral ist eine Generöse, die sich herablässt, den Menschen Geschichten zu lassen, obwohl sie so dumm sind. THE CABIN IN THE WOODS will ein Plädoyer für Horrorfilme sein. Ist aber nur eine gnädige Geste. Ohne Unschuld. Sich an der eigenen Idee selbstgefällig behagend. Gesten von Coolness, die nur die Leere und Öde dahinter offenlegen. Aber vielleicht fehlt sie mir, die Unschuld. Vielleicht nehm ich diese selbstverliebte Metaebene, die einen ohne Raffinesse oder Übermut anspringt, zu ernst. Vielleicht verlier ich deshalb auch den Kontakt zu den Figuren, die ohne Thrill durch ein gescheitertes Metagebilde stolpern, weshalb auch der Grusel oder einfach nur die Geschichte zu kurz kommt und auf kurz oder lang egal ist. Nette Anspielungen auf alles was im Horror gerade geht und selbst Lovecraft wird in den Strudel der Schlaumeierei gezogen. THE CABIN IN THE WOODS hat alles und ist schön durchnummeriert. Alles ist an seinem Platz … ohne Leben. Ein Einhorn rettet ihn. Irgendwie. Zumindest vor dem Totalausfall.
Montag 17.09.
(Francis Ford Coppola, USA 1983/2005) [DVD, OmU] 2
großartig
Ich kann mich nicht erinnern einen solchen Film schonmal gesehen zu haben. Hatte nur diese Studie für RUMBLE FISH in Erinnerung, von einer dieser Sichtungen: müde vor dem nach mitternächtlichem Fernseher, wenn Traum und Realität des Filmes verschwimmen können. Vll. ist es erst in dieser „Redux“-Fassung so deutlich geworden, aber ich habe noch keinen (vor allem us-amerikanischen) Film gesehen, in dem so massiv Zärtlichkeiten zwischen Männern ausgetauscht werden. Die drei Curtis Brüder (C. Thomas Howell, Rob Lowe, Patrick Swayze) liegen sich dauernd in den Armen, weinen zusammen und kuscheln. Zudem so schwülstig, dass es fast schon radikal, aber auf jeden Fall gewagt ist. Coppola, im Grunde ganz unten, hebt noch mal an etwas zu schaffen, mit letzter Kraft den Wahnsinn zu stemmen, bis er leider vertrocknete und ihn der Kleinmut vor allem, was ihn vorher auszeichnete, packte, möchte mir scheinen.
Sonntag 16.09.
(Faruk Aksoy, TR 2012) [DVD, OmU]
nichtssagend
(Jeff Nichols, USA 2011) [DVD, OmU]
großartig
Samstag 15.09.
(Herbert Ross, UK/USA 1976) [DVD, OmU]
ok –
„Es sind nur Pferde.“ „Keine gewöhnlichen. Es sind die intelligentesten Pferde der Welt und man hat sie gelehrt zu töten.“
Am Beginn steht die ultimative Ausgangssituation: Sherlock Holmes ist in seiner Kokainsucht komplett in die Paranoia abgeglitten. Am Ende gibt es nette kleine Auflösungen nach einem netten kleinen Fall. Nette kleine Banalitäten.
ok
ätzend
ok –
Freitag 14.09.
großartig
Langsam bekommt die Vernunft wieder die Zügel in die Hand. Aber auch mit dem düstersten Moment der Serie, als zombieartige Sklaven im untersten Deck eines Piratenschiffs über Angélique herfallen. Oder als sie in einem arabischen Kerker von Katzen gefoltert wird. Langsam, ganz langsam.
„Die Phantasie der Drehbuchautoren war in diesem vierten Teil der Serie unbezähmbar. Aber Rücksichtnahme auf historische Authentizität wäre vielleicht auch zu viel verlangt. – Treibholz auf dem Meer der Leidenschaft“ cinema.de
„Auch der vierte Teil der profillosen Romanverfilmung bringt keine Vertiefung des Stoffes, dagegen eine gehäufte Darstellung von brutalen und zum Teil scheußlichen Aktionen. Wertlos und für Jugendliche wie Erwachsene in jeder Hinsicht überflüssig.“ Evangelischer Film-Beobachter
gut
Der letzte Film der Angélique-Reihe macht den Schluss verkraftbar. Er ist ein normaler Film, mit netten Ausstellstücken. Zu sehr verlässt er sich auf die Exotik der arabischen Welt und seiner Wüste. Die Phantasie war verebbt. Kein Treibholz mehr auf dem Meer der Leidenschaft.
„Aufwendig, abenteuerlich, unwahrscheinlich“ cinema.de
„Diese schön bunt fotografierte fünfte Fortsetzung der Angélique-Serie berichtet, ohne die Kombinationsfähigkeit der Zuschauer besonders zu bemühen, von der Entführung Angéliques nach Tunis, ihren dortigen Haremsabenteuern und der Rettung und glücklichen Heimkehr in die Arme ihres rechtmäßigen Ehemannes. Anderthalb Stunden lang gepflegte Langeweile!“ Evangelischer Film-Beobachter
Donnerstag 13.09.
nichtssagend
fantastisch –
Mit dem dritten Teil kippt Angélique vollends ins Delirium ab. Im Grunde eskaliert die Reihe mit jedem Teil mehr. Jegliche Hemmungen werden abgelegt. Hier geht es erst um einen persischen Bey, der Angélique haben möchte und zwar mit Gewalt. Er bekommt auch nur einen hoch, wenn im Hintergrund Frauen ausgepeitscht werden. Und als sie ihn um den Finger gewickelt hat, hetzen die Gerüchte, sie sei die erste Mätresse von Ludwig XIV, ihr eine satanistische Sekte auf den Hals. Am Ende stellt sich natürlich heraus, dass ihre große Liebe gar nicht auf dem Scheiterhaufen starb (sicherlich keine Spoiler). Und das ist nur das grobe Gerüst der Handlung, das noch mit jeder Menge Unfassbarkeiten angefüllt wird. Die Dialoge, die Menschen, das Delirium.
„Auf Schauwirkung bedachte Fortsetzung der „Angelique“-Serie in der üblichen Mischung aus pseudo-historischem Bilderbuch und Erotik.“ kabel 1-Filmlexikon
Mittwoch 12.09.
gut +
Dienstag 11.09.
großartig +
Nochmal eine Schippe drauf. Der kann doch nicht wirklich so populär gewesen sein. Sex um nicht gefoltert zu werden, Sex um erfolgreich zu sein, Sex um Rache zu nehmen … und vor allem ohne Verurteilung. Welch moderne Heldin. Und die ganzen großen Gesten, Ansprachen, schmierigen Dialoge. Wunderbar sowas.
„Draller Kostümschund.“ Cinema.de
„Für Jugendliche wegen vieler Brutalitäten ungeeignet und für Erwachsene ohne jede Empfehlung.“ Evangelischer Film-Beobachter
Montag 10.09.
gut +
Das Hypnotische, welches der Trailer versprach (natürlich zusammen mit der Tatsache, dass er von Milkyway produziert wurde), fehlte. Weniger Plot hätte nicht unbedingt geschadet. Stattdessen gab es einen soliden bis tollen Polizei-/Autofilm, dessen Optik bis ganze Szenen (Billardsalon) manchmal aus 90er Jahren Werbespots entwendet zu sein schienen.
Sonntag 09.09.
gut
Mitunter werden die wenig manischen Abbiegungen genommen. Trotzdem ist EL SEDUCTOR voll Freude, wenn er Biester aufeinanderprallen lässt, die in einer Mischung aus Sturheit und Unfähigkeit zu kommunizieren gar nicht verstehen, was vor sich geht.
fantastisch –
Unfassbar, dass Petzold nur ein Jahr vorher so vorhersehbaren, wie drögen Betroffenheitsschlock wie WOLFSBURG verbrechen konnte. Hier ist alles anders. So frei atmend. So zart inszeniert. Der Wind in den Büschen. Die Vergänglichkeit. So groß die Hoffnung, so fragil das Glück. Wunderbar.
verstrahlt
Ein wahnwitziger Fiebertraum, der durchgehend von fast schon enzianischem Unverständnissex unterbrochen wird.
großartig
Traumwandlerisch schwebt die Kamera durch eine sie kaum interessierende Handlung. Das Whodunit hält selten falsche Fährten bereit. Der Mörder ist im Grunde schnell klar. Aber die Atmosphäre, die Atmosphäre! Wie die Kamera ist auch niemand der Betroffenen an der Aufklärung interessiert (außer der Detektiv, der mal einen Fall knacken möchte). Sie sitzen alle da und warten in ihrer Sackgasse. Entspannt und abgehoben driften sie langsam Richtung selige Paranoia, in der sie einfach verweilen.
großartig –
verstrahlt
Die beiden Hofbauer-Kommandanten neben mir sahen Enzens zweites Meisterwerk nach Herbstromanze. Dafür war er mir zu kunstvoll & fast schon thielisch, antonioniesk (also für Enzverhältnisse). So schangelig & beinahe von Leben erfüllt. Wo war die überbordende Tristesse? Wo war der erstickende Mief?
Sonnabend 08.09.
gut
ok –
Sehr oft sitzt der vom Serienkiller aufgenommene Junge da – in einer Ecke – und hält seine Beine vor seinem Körper verschlossen. Sein Ziehvater möchte ihm das Töten lehren, auf das er selbst ein guter Vater sei und zudem einen Komplizen bekomme. Die Frage ist, ob der Junge Angst vor den Strafen seines „Vaters“ hat oder vor der eigenen Libido, die ihn vom Opfer zum Täter machen würde. Dieser Frage wird aber auch kaum nachgegangen. Und bei aller Dämonisierung der Familie (bzw. des Dämons Vater) bleibt CHAINED einfach zu sehr Routine mit netten Bildern.
großartig
Ab und zu bin ich eingeschlafen. Vielleicht passt das bei keinem anderen Film so sehr, wie bei diesem. Die Phantasie des Unterbewusstseins geht so mit der kargen, irrealen Handlung (?) eine wilde Symbiose ein. Langsam und unaufgeregt spinnt sich das traumwandlerisch entrückte Geschehen ab. Unvorstellbar, dass es solch unbegreifliche Filme gibt, die so simpel scheinen.
verstrahlt
„Ein Inferno der guten Laune.“ (Robert)
„In der Folterkammer der Lebenslust“ (Christoph)
Im Würgegriff des fröhlichen Eheschließungsreigen … inklusive eines väterlichen, allverständlichen Kaiser Franz Joseph I. Das Ende von Enz‘ DIE LIEBESVÖGEL auf 97 Minuten ausgedehnt.
Freitag 07.09.
ok
Beginnt als komplett überdrehte, alberne Farce, aber dann schlägt der Erklärbär zu und erklärt wirklich alles. Keimfrei. Wie der faschistische Bösewicht lässt ACE ATTORNEY keinen Zweifel an nichts. Nur eine Szene, eine wunderbare Szene bleibt unberührt, als eine Blüschhand aus dem Nichts den richterlichen Hammer aufhält…
gut
radioaktiv
Ein Inferno. Weil ein Restaurant nicht funktioniert, kommen ein paar Prostituierte und bauen das Lokal in einen Wirtspuff um. Nie wird jemand kommen und sich empören. Es kommen einfach immer mehr Kunden, die direkt am Tisch oder auf dem Klo „bedient“ werden. Im Lokal wird ungestört ein entbehrungsreiches Fest des lustvollen Lustunverständnisses gefeiert. Jeder hat Sex, jeder präsentiert seine Geilheit, alle täuschen nur vor. Wie die Fliegen kommen die verlorenen Seelen in diese Vorhölle der Triebe und stellen sich zur Schau. Enz‘ Lieblingsmärchen war „Des Kaisers neue Kleider“, ich bin mir immer sicherer … oder er hätte es gehasst. Seine Filme beten nicht vorhandene Kleider an. Die Scham vor den eigenen Gefühlen wird mit selbstsicheren Gesten von Begierde kaschiert, Gesten die dem Zuschauer perplex zurücklassen müssen, zu brutal, zu deplatziert, zu übertrieben, zu leblos sind sie. Vielleicht ist Enz auch der einzige Sexfilmer, der den Mut hat auf Hochglanz zu verzichten. Sex in all seiner verkommenen, schmutzigen, verlorenen, wunderbaren Pracht. Der realistische Horror eines selbstgedrehten Homepornos in bestialischen Bildern. Enz so unerbittlich wie nie.
Donnerstag 06.09.
fantastisch –
Die erste Hälfte hat schon etwas von Blier. Die seltsame Welt, die seltsamen Menschen, die in der zweiten Hälfte dann in ihre Einzelteile zerfallen, wie die Sprache und die Welt des Hauptdarstellers. Entrückt und wunderbar.
Mittwoch 05.09.
fantastisch –
Was ist das? Eine Dystopie? Realismus, der schrecklich schief geht? Ein wunderbarer Traum über eine langsame Eskalation. Brennen unter der Haut.
Dienstag 04.09.
großartig –
Wieder einmal ein Wunderwerk aus Einfachheit, Naivität, Doppelbödigkeit, Witz, Sarkasmus im Kleid von Liebenswürdigkeit und Lebensfreude von den Archers. Nur das Gerichtsverfahren trübt das Gesamtbild. Zu sehr wird sich da an Nationalitätsantipathieunfug festgeschossen. Selbst im Himmel (in David Nivens Kopf) bleiben die Menschen verbohrt. Wie beruhigend.
Sonntag 02.09.
ok
großartig
Völlig durch. Jeder in der Trapp-Familie ist nach nicht mal einer halben Stunde gründlich auf Uppern. In Realität wäre das alles fürchterlich, als Musical ist es wunderbar. Zuckersüß mit wunderbar schmierigen Unterklängen. Die Nazis am Ende sind völlig überflüssig, aber selbst das ist egal.
Sonnabend 01.09.
ok
Die Begierde schwappt nur selten über. Das Unbehagen ist auch etwas lasch. Aber der Baron mit seinem „Fantômas der Lüste“-Gesicht ist natürlich herrlich.
großartig
„Love’s gonna get you.“
August
Donnerstag 30.08.
fantastisch –
“Brachial-Albernheiten und irres Slapstick-Tempo” (Andreas)
Aber auch betörend schön.
Mittwoch 29.08.
nichtssagend
Macht wie einige Naziploitations den Fehler sich über die Nazis lustig machen zu wollen. Was an sich nichts Falsches ist, aber dadurch heuchelt ILSA vor, dass er auch die Geilheit, die er porträtiert, verabscheut. Er tut so, als ob er etwas Besseres wäre, als eine eklige Peepshow … durch ironische Distanz. Dadurch wird er steril, langweilig und überflüssig. Statt sich in die Verkommenheit zu begeben, ziert er sich davor, hat Angst. Er wird so vielmehr selbst lächerlich. Warum will er sich nur nicht ernst nehmen? Wenn er nur Slave of Love ernst nehmen würde, wie schrecklich er wäre.
gut +
Dienstag 28.08.
großartig +
Herzzerreißender Western über Liebe, Träume, das Leben & Inzest, Ehre & Durchtriebenheit. Kirk Douglas spielt einen Träumer. Ihm sitzt der Stachel der Unzufriedenheit im Fleisch. Ein Idealist, der gegen die Wand der Wirklichkeit läuft. Rock Hudson spielt einen pragmatischen Helden. Der nicht aus Idealismus den Schuldigen für den Tod seiner Schwester jagt, sondern weil es seine Ehre gebietet. Er ist die Gesellschaft, die Kirk Douglas auf immer auflaufen lässt. Dorothy Malone bringt das Melodrama. Die Frau, die sich damit abgefunden hat, dass die Gesellschaft keinen eigenständigen Platz für sie bietet. Die mit Männern sich abfinden muss, die wenigstens ertragbar sind. Alle drei prallen aufeinander und auch wenn natürlich Hudson als schillernder Held dargeboten wird, sind es der sinistre Träumer Douglas und die ihre Gefühle, ihren Sex schmerzhaft unterdrückende Malone, die diesem Film seine Kraft geben.
gut +
Sonntag 26.08.
ok –
Die ganze Zeit gewartet, wann die Jagd los geht, doch am Ende ist sie kurz wie unspektakulär, denn die Jagdszenen waren die ganze Zeit zu sehen. Die Ausgrenzung und das Hacken auf jeden, der nicht der sozialen Norm entspricht, sind diese Jagd, durch die das Leben in dem Dorf zu einem Spießrutenlauf wird. Der Film ist aber nicht anders: jede Szene ist eine Denunziation. Sicherlich gibt es fürchterliche Muster und das ausgrenzende Leben in einem Dorf kann auch übel sein (überschreitet meine Erfahrung), aber er schaut hin und findet in jeder Handlung nur das Verabscheuenswerte. Er wiegelt ab und stachelt auf. Das Schlimme ist gar nicht, dass der Film Vorwürfe macht, sondern wie. Statt es einfach zu sagen, versucht er einen manipulativen Weg. Der Ablauf der Geschehnisse fordert den Zuschauer auf, seine eigenen Schlüsse zu ziehen, er bietet aber nur die Dinge an, welche die eigene Meinung unterstreichen. Es ist schon jede Menge strampeln nötig, um da Distanz wahren zu können.
gut
Gegen Ende habe ich kurz überlegt, ob ich die Außerirdischen in MÜNCHEN verpasst habe.
großartig
„You have to fuck life in the gallbladder.“ So geht das.
Sonnabend 25.08.
ok +
Die Guten sind nur gut und fallen ihrer Tugend oft zum Opfer, da die Bösen einfach böse und hinterhältig sind. Am Ende gewinnen sie aber und lassen die Bösen ernten, was sie säen. Schon wieder diese Opferthematik bei Chans Helden (POLICE STORY oder auch DER RECHTE ARM DER GÖTTER) – sehr faszinierend.
großartig –
Faschistische Phantasie über einen Polizisten (Maurizio Merli), der sich in einer Vigilantenvereinigung selbst verwirklicht. Blind eskaliert er. Dass er selbst und sein Handeln Teil des Problems sind, sieht er wohl als einziger nicht … er und seine Komplizen. Rauschhafter Traum, in dem nur die Verbrecher Unschuldigen Übles tun. Merli schadet nie „Unschuldigen“ und trotzdem erscheint er als widerlich – fast schon virtuos.
nichtssagend
Mir zu verkopft. Ich fühle nichts, wenn ich es sehe. Regt die Phantasie kaum an. Christoph hat ja mal geschrieben, dass seine Lust zu interpretieren bei ihm immer mehr nachgelassen hat. Habe ich nie wirklich gehabt, die musste immer erst geweckt werden. Dies tut hier niemand. Einige tolle Szenen (der Beginn, die Interviews) und dazwischen kryptisches, das poetisch sein möchte, aber überfrachtet ist mit egalen Anspielungen auf die eigene Verkapselung. Nichts Wildes, Spannendes oder Unfassbares. Nur Zeug, dass vll. tolles bedeutet, mich aber nicht interessierte.
radioaktiv
Krank. Verstörend. Albern. Was für eine Mischung. Welche Übergänge von schillernder Komödie zu verkommensten Handlungen. Blut. Soviel Blut. Und Folter. Polizeigewalt bis zum abwinken. Anthony Wongs Figur gehört zum unangenehmsten, was ich je sah.
radioaktiv –
…die naiv, gutherzigen Szenen zwischen all der kranken Gewalt…
Donnerstag 23.08.
gut
Montag 20.08.
ok +
ätzend
Extremst kitschige und langweilige Propaganda.
Donnerstag 16.08.
ätzend
Meinung siehe hier
großartig +
Mittwoch 15.08.
fantastisch
Dienstag 14.08.
großartig –
Religion, Gore und möchtegern Epik. Hundertmal besser als erwartet.
Montag 13.08.
großartig –
Sonntag 12.08.
ätzend
ok
fantastisch
„Wenn ich mir was wünschen dürfte, käm ich in Verlegenheit.
Was ich mir denn wünschen sollte, eine schlimme oder gute Zeit.“
Ein wunderschön persönlicher Horrorfilm, der auf ewig seinen Schrecken nicht verlieren wird, weil er nicht alles erklärt und sein Horror süß, zart und verführerisch ist. Wie sagt schon Hark Bohm in DIE DRITTE GENERATION: „Am Ende braucht man, was man früher zum Kotzen fand.“
großartig
Camp. Kitsch. Exotik. Kitsch Victor Hugo. Kitsch Romantik. Kitsch Balzac. Verständnisvolle Dialoge. Soap Opera, Schicksalsschläge, Intrigen & Kostüme. Alles bis zum Ende aufgedreht.
„[…]die abenteuerlich-erotische Unterhaltung ist schwerfällig, mit fast stupide wirkendem Ernst erzählt und verzerrt bewußt die sozialen Hintergründe.“ Lexikon des internationalen Films
Sonnabend 11.08.
großartig
Was für eine abgefahrene Soap Opera. An Verschwörungen, Hintergehungen und Schicksalsschlägen kann selbst Dallas nicht mithalten. Kitschiger Tearjerker von fast schon surrealer Sorte. Raum und Zeit sind gegen Ende traumhaft schwebend, an irdische Regeln hält sich Matarazzo jedenfalls nicht mehr.
großartig –
Freitag 10.08.
gut
Ein Film über die Dummheit einiger Männer, die einem Schmollmund & schwachen, traurigen Augen alles glauben. Der ruhige, plaudernde Tonfall ist wunderbar, aber auch etwas langatmig
großartig +
A CHINESE GHOST STORY in komplett überdreht. Da wird von einem Witz unvermittelt in eine Folterszene geschnitten … während noch gelacht wird, wird die Frau ausgepeitscht. Das Lachen bleibt stecken, wie ein U-Boot in der Wüste. Düster, romantisch, witzig und mit diesen wunderbaren Liedern.
fantastisch
Donnerstag 09.08.
gut +
gut –
Faszinierend auf welches Amateurlevel Ken Russell in den 80ern wieder kommen konnte. Die Phalli, der Schangel, Christus, Sex in unfassbaren Bildern. Leider mit Langeweile und leeren Handlungen aufgefüllt.
fantastisch
großartig +
Wahrheit und ihre Entstehung in einer schillernden, schwebenden Nacht.
Mittwoch 08.08.
gut
Anfang und Ende sind egal. Der impressionistische Teil als die Magd aufsteht und den Tag vorbereitet, ohne Dialog, gehört zum Tollsten, was es im Kino gibt. Das Melodrama danach ist auch schön, aber viel zu lange ist er nur egal.
ok –
Wieder einmal wird so viel verschenkt. Bane ist einfach nur ein Kraftklops und seine Pseudorevolution wird vollständig ignoriert. Catwoman ist fast noch mehr verschenkt als TwoFace. Zu lang. Zu wischiwaschi. Optisch ein unfassbarer Langweiler. Da wird Batman das Rückgrat gebrochen und das wird inszeniert, als ob Bane ihm eine Tasse Kaffee reicht. Wenigstens wird die Endlüge von THE DARK KNIGHT als Korrumption und Faschismus enttarnt. ROCKY III war besser (wobei Banes „Helm“ eine nette Hommage an Mister T. darstellt).
fantastisch –
Voller Dopplungen und Spiegelungen. To rauscht durch die ganzen Ebenen und hält sie zusammen, als ob es nichts wäre. Nebenbei zerstört er einfach mal jeden Glauben an Wahrheit. Schön, herausfordernd und dabei täuschend simpel.
Dienstag 07.08.
ok
Montag 06.08.
großartig –
Die Gesten, die Mimik, die Sprüche, hat sich alles eingebrannt.
fantastisch
Die beste Soup Opera der Welt. Farbirrsinn. Mit zunehmender Laufzeit wird Visconti auch zunehmende dekadenter. Die kleinen Gesten werden immer wichtiger. Am Ende eine aufgeblähte, schwammige Feier der Verkommenheit, die fast vollständig anhält. Schweißdramaturgie der Extraklasse. Alles schmiert.
Sonntag 05.08.
großartig +
(gut)
Unterirdische englische Synchro. Sonst super unausgegoren. Kann wirklich eklig werden, damit der Spaß nicht zu groß wird, was bei KZ-Filmen ja wohl nötig ist.
Freitag 03.08.
gut
Donnerstag 02.08.
fantastisch –
gut +
Wieder einmal verkackt Firstenberg den Einstieg. Er baut dann aber ordentlich auf und verwandelt den dritten Teil in einen Geisterfilm voll Rauch, Spuk und Haarspray.
großartig
Unaufgelöstes Durcheinander. Großschangel, elegische Eleganz, niemand weiß sicher, wo es hingeht. Als ob mehr als zwei Regisseure daran gearbeitet und nichts von der gegenseitigen Arbeit gewusst hätten.
Mittwoch 01.08.
radioaktiv –
Ein liebenswerter Film.
fantastisch
Juli
Dienstag 31.07.
nichtssagend
Es ist von Anfang an klar, der Stiefvater ist ein brutales Alphatier, das alles um ihn unterdrücken und Morde begehen wird. Das wird so langsam, ernst und anständig erzählt. Spaß macht es nicht … soll es auch nicht. Aber es fasziniert auch nicht und will einem auch nichts Neues, Spannendes erzählen. Kurzel scheint einfach nur in seiner elitären Herablassung baden zu wollen, die ihm und dem potentiellen Zuschauer versichert, etwas Besseres zu sein.
gut –
Die DVD hat die west- und ostdeutsche Synchro. Welch ein Spaß.
gut +
Montag 30.07.
ätzend
nichtssagend –
nichtssagend
Sonntag 29.07.
großartig +
nichtssagend
Lächerlich in jeder Hinsicht. Vor allem weiß SAND SHARKS, dass er Mist ist und nimmt sich kein Stück ernst. Er unterstreicht seine Lächerlichkeit krampfhaft und möchte ausgelacht werden. Dadurch verliert er aber nicht nur das letzte Quäntchen Würde, sondern verhagelt den Spaß, den eine ernsthafte Version gemacht hätte.
gut
Sonnabend 28.07.
fantastisch +
Das Portrait einer düsteren Welt in der jeder nur überleben kann, wenn er sich prostituiert oder eh schon zum Abschaum gehört. Eine Welt voll schäbiger Männer. DIRTY LOVE erzählt aber in einer unfassbar lässigen Art, voll Naivität und Freude an dem kleinen Glück. Wie eine Blume im Müll ist diese Freude. Riesiger Soundtrack auch und die unfassbaren Dialoge zwischen dreckiger Phantasie und wahrem Realismus.
nichtssagend
ätzend
fantastisch
Freitag 27.07.
gut
Donnerstag 26.07.
ok –
So sehr ich die Irren und die Angst (Scarecrow) mag, so sehr missfällt mir der glatte Eso-Selbstfindungskitsch, der Dramatik und Tiefe vorgaukelt, aber von der Figur eines moralischen Überwesens (dem langweiligsten Wayne/Batman aller Zeiten) ausgehebelt wird. „Wir sind nicht, was in uns vorgeht, sondern unsere Taten bestimmen uns.“ Genau das ist es, was BATMAN BEGINS lähmt, dass in ihm Großes passieren soll, aber die Taten sprechen eine andere Sprache. Batman sagt zwar, er hätte innerlich zu kämpfen (in der üblen Anfangshälfte stimmt das vll. auch), aber er tut nichts, was darauf schließen lässt. Er ist ein Hochglanzheld, ohne Fehl und Tadel. Keinen Schatten hat er und wir reden hier von Batman. Das ist nicht nur verschenkt, sondern komplett heuchlerisch. Die One-liner sind fast durchgehend ohne Esprit. Fast schon beängstigend schlecht. Gespenstisch, ohne Seele als ob Nolan zu ihnen gezwungen wurde. Und damit stehen sie sehr gut neben der lustlos (hilflos?) inszenierten Action.
Dienstag 24.07.
gut
großartig
Sonntag 22.07.
großartig
großartig
gut +
nichtssagend
gut
Trufte Betroffenheitsaction ohne Sinn und Verstand. Total verstrahlt und komplett irrealer Versuch, die Welt zu erklären und zu bessern, ohne es auch nur ansatzweise hinzubekommen.
fantastisch
Godard, Straub-Huillet, Helge Schneider, Hardcore-Porno, Tristesse, Traum(a), Dekonstruktion, das Ende des Kinos, der Anfang des Kinos, “Ich bin so geil”, verstrahltes Übermeisterwerk. Wie ein Traum, von innen ergibt er Sinn, macht Spaß und bombt einem alle Synapsen weg, aus ihm heraus ist es unglaublich, was zu sehen war. Es bleibt auch nicht viel zurück. Wie ein Traum verflüchtigt sich sein Körper, sein Inhalt, sein Sein. Zurück bleibt Gefühl.
Sonnabend 21.07.
nichtssagend
großartig –
(?)
Die Kälte…
gut –
großartig –
Freitag 20.07.
großartig
großartig
Unfassbare Widerlichkeit aller Charaktere. So wahr, so wild, so klar. Vergewaltigung, Mord, Kidnapping, Reden, Leben, alles over the top.
großartig –
verstrahlt
Unfassbarkeit über einen ultrawiderwärtigen, notgeilen Mann, der repetitiv den ganzen Haushalt durchfickt. Bezeichnenderweise stirbt er, als er zum ersten Mal mit derselben Frau schlafen möchte. Sein im Rollstuhl sitzender Sohn, wird hingegen von allen Frauen abgewiesen. Weil er nicht in die Fußstapfen seines Vaters passt, endet alles …der Film, das Kino, die Welt … mit dem unfassbarsten aller Sätze.
Mittwoch 18.07.
großartig
Dienstag 17.07.
gut –
Wild zusammengesetzter Propagandafilm, über die Besiedlung, Kolonialisierung der Mandschurei durch Japan. Fancks Version ist in die Richtung vll.die schlimmere. Itami lässt vor seiner Version des Films einblenden, dass es sich um den Traum eines Ausländers handelt, da der Film im Grunde gegen seine eigene Überzeugungen verstößt. Haben sich auch darüber überworfen und wollten nicht mehr während des Drehs miteinander reden. So grob zusammengeschustert, aus dem eigenen und dem Gedrehten von Fanck. Pabst-Drama trifft auf Fanck-Bergfilm mit Japanern und durchgedrehten Schangel.
Donnerstag 26.07.
großartig +
Sonntag 15.07.
großartig
„Dir mache ich auch noch ein Kind!“, sagt Mane Krug zu einem Typen, der ihm, besoffen auf der Straße liegend, die Tür vor der Nase zuschlägt. So geht das.
Sonnabend 14.07.
gut
gut +
Freitag 13.07.
fantastisch +
Donnerstag 12.07.
ok –
Vielleicht hat der junge, ungestüme Godard so lange gehört, dass er intellektuell sei, dass er es irgendwann geglaubt hat. Typisches verkopftes 70er Werk. Nette Gedanken über Bildinhalte und ihre Wahrnehmung, die sich in ihrer Sphinxhaftigkeit verschanzen und anmaßend sagen: „denk doch selber mal!“.
nichtssagend –
Mittwoch 11.07.
fantastisch
Schöne Filme über Konzentrationslager sind schrecklich.
Dienstag 10.07.
großartig –
Montag 09.07.
nichtssagend
Bully-Version eines Kaurismäki. Gerade der ständig präsente Wille witzig sein zu wollen, ist so traurig und enervierend, weil einfach nicht witzig.
Freitag 06.07.
ok
Donnerstag 05.07.
großartig +
Dienstag 03.07.
großartig +
Oh, eine ANGELIQUE-Reihe! Ich hab die Filme immer sehen wollen. Seit ich mit einem Mädchen befreundet bin, das von ihrer Mutter nach den Angelique-Büchern und Verfilmungen benannt wurde, sowieso. Und das WEISSE RÖSSL! Aber ich hab noch nicht alles gelesen. Ich werd bestimmt noch ziemlich neidisch, merkte ich schon beim Überfliegen.
War für mich auch sehr verwunderlich die Reihe.. Vor allem weil ich dachte, die Filme größtenteils zu kennen, aber ich hatte nur den 2. Teil mal gesehen und nicht mal mehr eine Ahnung, welche entspannte Wildheit da auf mich zukam. ♥
Ich wünsche dir mehr Spaß als Neid beim durchschauen. Ich denke, bei den Träumern habe ich noch die normalsten Titel im Gepäck 😉 Die kommen ja immer mit ganz anderen Geschützen um die Ecke.
Sehr schön. Merke beim wiederholten lesen, dass du von allen Träumern wohl die esoterischsten STB-Einträge schreibst. Wenn ich dich nicht kennen würde, würde ich nichts verstehen. Die Worte dringen also direkt ein und fräsen an den Gedankengängen, auch wennsich mir ein rationales Verständnis verschließt. Den Sinn muss man eben mehr erfühlen, ertragen, erschließen; durch deine Texte muss man sich hier im Idealfall durchwühlen – passend zur Filmkunst. 🙂
😀 Made my day. Habe in letzter Zeit irgendwie die Furcht mit mir rumgetragen, dass ich zu analytisch, verkopft und offensichtlich schreibe und nicht so assoziativ, wie ich gerne wöllte … und dann das. Ich würde wirklich mal zu gerne wissen, wie das alles hier von außerhalb meines Kopfes aussieht. 😀
edit: (Der Assoziationswust in meinem Kopf ist natürlich viel schlimmer, als die Versuche verständlich zu sein hier oben … vielleicht deshalb die Unsicherheit, ob da was übrig bleibt)
Jaja, so ist das immer. Was man selbst denkt, und was die anderen von einem halten – manchmal sind das zwei Planeten die sich in ihrerr umlaufbahn nie kreuzen…
Die 17 hinter dem Mäusedetektiv erstaunt mich gerade sehr. Vor allem in Kombination mit dem „ok“. Bittebitte ein paar Worte dazu. Wieso hast du ihn überhaupt schon wieder geguckt? Wollte ihn vor kurzem auch mal wieder sehen, entschied mich dann aber für den mir noch unbekannten und äußerst konfusen TARAN UND DER ZAUBERKESSEL. Ob das die richtige Entscheidung war? Ich weiß es nicht…
(falls du es noch nicht gesehen haben solltest, ich habe deine Fragen versucht direkt mit einem kurzen Kommentar zu Basil zu beantworten.)
Habe jetzt auch mal nach TARAN UND DER ZAUBERKESSEL geforscht und ich bin perplex, weil ich noch nie von dem gehört habe (oder schnell wieder vergessen, was ich hörte und sah). Wahrscheinlich weil er gefloppt ist, ist er nicht so präsent. Deinem Kommentar nach zu urteilen, ist es aber auch nicht schlimm, wenn ich ihn nicht an die spitze einer fiktiven zu-sehen-Liste setzen würde.
Habe mir auch mal die Liste der Disney-Filme angeguckt und noch einen Film entdeckt, von dem ich nie hörte: DIE ABENTEUER VON ICHABOD UND TADDÄUS KRÖTE (mit Basil Rathbone und Bing Crosby als Erzählern). Den werde ich mir aber mal angucken, wenn ich Zeit finde. 😉 Kopflose Reiter in Sleepy Hollow in einer Disney-Version, das hört sich ja mal nach was an
Boah, du bist schnell, Robert. Das macht Spaß, das alles, kaum ist man zu Hause vom Hofbauerkongress, dadurch wieder auffrischen zu können. Fandest du SÜNDE MIT RABATT auch so großartig! Ich bin gespannt auf deinen Text. Ich hab auch auf der Heimfahrt im Zug sofort mit meinem drüber angefangen.