17. Hofbauer-Kongress, Aufriss #4: Brennendes Verlangen…
…das keine Erfüllung zu finden vermag und sich dramatisch auf gefährlichen Pfaden Bahn bricht, ist etwas, dem man auf den Hofbauer-Kongressen oft begegnet. Selten hingegen wurde dieser sehnsüchtige, aber auch peinvolle Daseinszustand jedoch eindringlicher beschrieben, als von Wes Craven in seinem einzigen Hardcore-Film, Angela, the Fireworks Woman (1975). Der wilde zweite Langfilm des zukünftigen Horror-Auteurs, zwei Jahre nach The Last House on the Left unter dem amüsanten Pseudonym „Abe Snake“ gedreht, verdichtet melodisch die Tagträume, die Irrwege, das coming of age und den Liebesschmerz der jungen Angela (Jennifer Jordan), die unrettbar, mit Haut, Haaren und der ganzen Kraft ihrer widerstandsfähigen Seele ihren älteren Bruder Peter (Eric Edwards) liebt. Als sie noch Mädchen und Junge waren, entdeckten sie gemeinsam den Sex, doch Peter folgte später dem Ruf des Herrn und wurde Priester. Über der spirituell auferlegten Enthaltsamkeit des Geliebten verliert die ihrerseits in nicht nur fleischlicher, sondern auch spiritueller Liebe entbrannte Angela zunehmend den Verstand. Sie tritt eine von leidvollen und beunruhigenden erotischen und emotionalen Erfahrungen gesäumte Reise entlang der amerikanischen Nordostküste an, die sie am Ende zurück zu und über sich selbst hinaus zu Peter führen wird. Diese Reise inszeniert Craven als somnambule Passionsgeschichte in d-maj7, als inneren Sturm einer Sehnsucht, die ihre Träger vollkommen überfordert. Sehr lange schon steht dieser außerordentliche, elegische Film hoch in der Gunst des Kommandos (Marian und ich bekennen uns dazu, ihn für Cravens vielleicht beste Arbeit zu halten) und daher auch auf seiner Wunschliste, doch eine Filmkopie war schlicht nicht aufzutreiben. Diesem beklagenswerten Umstand konnte nun erfreulicherweise dank des Einsatzes von Simone Starace und Gary Vanisian Abhilfe verschafft werden, sodass wir Angela, The Fireworks Woman in fieberträumerischen, körnigen 35mm-Bildern am 07.01. um 21 Uhr begegnen werden – eine in Deutschland bis auf Weiteres sicherlich einmalige Gelegenheit!
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