Kasperljagd auf St. Pauli
Man kann es diesem Film wahrlich nicht vorhalten – er ist eine grundehrliche Haut, präsentiert bereits in den ersten Einstellungen freimütig, was ihn fortan immerzu plagen wird. Fritz Honka (Jonas Dassler) säuft und mordet in seinen beschaulichen vier Wänden, eingepflanzt wie lediglich halb vom Gewebe angenommen inmitten der kulissenhaften Raumgestaltung einer beliebigen Bühneninszenierung. Das ist es, was Fatih Akins in der Essenz stets bleibt – abgefilmtes Theater, dem zu den Möglichkeiten einer Kinokamera zuverlässig bloß Halbtotalen und Nahaufnahmen mit abgespreiztem Finger einfallen, manchmal ein wenig näher, dann ein wenig weiter in der Ferne, von der Freddy Quinn vom Plattenteller aus singt. Weitestgehend zentriert auf oder knapp unterhalb der Augenhöhe vor den Tristtischen, von denen der Frühstückskorn gleich als veritabler Wasserfall strömt. Ein wenig erinnert das an Peter Steiners Theaterstadl, den ich als junger Bub so genoß – keine schöner Erinnerung, denn nicht einmal die wenigen, rein ausschnittsweise das Räumliche durchziehenden Schwenks schaffen Filmisches, folgen allein den Figuren auf ihren Wegen von einem Schnapsschrank zum nächsten. Weiterlesen…
„Rumpelstählchen“ möchten wir die zentrale Figur unseres von einigen verlorenen Seelen sicherlich schon sehnsüchtig erwarteten #StÜF, unseres „stählernen Überraschungsfilms“ taufen, denn Stillhalten ist seine Sache nicht. Rumpelstählchen ist ein gar rastloses Kerlchen mit dubiosen Idealen, welches sich in seinem schmutzigen und schwachsinnigen Tun von niemandem beirren lässt. Unerbittlich verfolgt er seine kümmerlich patriarchalischen Ziele mit Methoden, unter denen sich das Gebälk der Filmerzählung und die Sinnhaftigkeit der Komik biegen. Stets unter sicht- und leider auch hörbaren Mühen an den Grenzen des Menschenverstands und des Menschenwürdigen entlanghysterisierend, ist Rumpelstählchen eine enervierende Gestalt, mit der nicht gut Nutella essen ist (s. u.). Dies vermochte jenen grundverdorbenen, das Zersetzende stoisch erduldenden Altmeister und Schlüsselregisseur des HK-relevanten Kinos, der für diesen StÜF verantwortlich zeichnete, jedoch nicht davon abzuhalten, Rumpelstählchen in den Mittelpunkt eines seiner infernalischsten Werke zu stellen – eine Prüfung von Film, auf die aus gutem Grund heutzutage keine Hymnen mehr angestimmt werden, dem in internationalen Fachkreisen liederlichen Renommee seines mysteriösen Schöpfers zum Trotz. Weiterlesen…
Dezember 19, 2014 | Veröffentlicht in
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