Ausgerechnet bei diesem glumsigen und trüben Film fielen mir die Schuppen von den Augen, was 35mm-Projektionen betrifft. Es war in einem Aachener Kino vor drei Jahren. Der Vorführer war wohl abgelöst worden, denn nach verschwommenen ersten zehn Minuten wurde der Film auf einmal stechend scharf. Die Farben und Strukturen spritzten und schossen nur so in uns rein.
Das schwelende Rotbraun der 70er Jahre-Holztäfelungen und wild gemusterten Orientteppiche, die ochsenblutfarbenen Relieffliesen, die psychedelische Freitreppe in Peter Bonds schmieriger Schneckenhauswohnung: ein holographischer Fiebertraum. Weiterlesen…
Dezember 2, 2014 | Veröffentlicht in
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Einen Film, der „die Tür zu den verbotenen Leidenschaften und verborgenen Wünschen öffnet“, werde man sehen, das versprach dem frisch sensualisierten deutschen Kinopublikum des Jahres 1968 die Verleihwerbung der „Neue Fortuna Film Holger Nocke“.
Wie Kenner des Werks von Erotik-Pionier Joseph W. Sarno (1921 – 2010) bestätigen werden, eine nicht einmal unpassende, sondern beinahe kongeniale Tagline. Ungeheure Gefühle, erzwungenermaßen heimlich hinter Hosenställen und Miederwaren köchelnd, die sich irgendwann unweigerlich und gegen alle gesellschaftlich bedingten Hemmungen und Bedenken ihren Weg an die erogene Oberfläche stoßen, waren stets Sarnos großes Thema, dem er meist erstaunlich ehrlich unter Verzicht auf Kolportage und albernen Schnickschnack mit empathisch genießendem und stilbewusstem Kameraauge nachfühlte. Um nur einige der zahlreichen psychosexuellen Verhaltensforschungsarbeiten zu nennen, die Sarno in jenen Tagen fertigte: SIN IN THE SUBURBS (1964), NACKT FÜR EINE NACHT (1965), GRÜNE WITWEN – BILLIG ZU HABEN (1966), PORNOSPIELE MIT STOCK UND PEITSCHE (1967), VERDAMMT ZUR LUST (1967), MY BODY HUNGERS (1967), INGA – ICH HABE LUST (1967), KATJA – ALLE BRAUCHEN LIEBE (1968), MICH WILL JEDER (1968), ALL THE SINS OF SODOM (1968), DIE LIEBESORGEL (1968), PASSION IN HOT HOLLOWS (1969) oder natürlich auch der ewig gehandelte und dann doch nie gezeigte Kongress-Wunschfilm REITET DAS ROSAROTE PFERDCHEN (1967), den wir jedoch ganz bestimmt irgendwann auch noch vor euren liebesbedürftigen Augen ausbreiten werden. Weiterlesen…
Ängstlich und aufgeregt hervorquellend fixierten am 9. Mai dieses Jahres um 19 Uhr drei Augenpaare im HK-Filmfahndungs-Livestream ein ebay-Angebot, welches im Begriff war, um 19:01 auszulaufen. Würde das im Fieber der Lust bereits in obszöne Höhen getriebene Maximalgebot ausreichen, um das 35mm-Objekt der Begierde seiner einzig wahren Kongress-Bestimmung zuzuführen? Eine Minute später wurde das KommKino-Büro von grenzenlosem Jubel und überschwänglichen Brunftlauten durchtost: die heißersehnte Kopie von GIULIA (Desiderando Giulia, Andrea Barzini, 1986) war unser!
Das Verlangen nach diesem uns noch kurz zuvor völlig unbekannten Film kam schnell und heftig. Der eine Hofbauer-Kommandant entdeckte das erwähnte Angebot, nahm eine Textrecherche vor und schlug zaghaft vor, einen Kauf in Erwägung zu ziehen. Der andere setzte noch einen drauf (der unvermeidliche Lauf der HK-Dinge), indem er in einem zwielichtigen Winkel des Internets eine ungeheuerliche Szene des Films ausfindig machte, die alsbald sowohl den einen, als auch den anderen um den Verstand brachte. Unvorstellbar, längere Zeit auf den Genuss des Films zu warten – er musste gleich unseren nächsten, den 13. außerordentlichen Filmkongress bekränzen! Weiterlesen…