Von der schlummernden Mauer – Freddy und die Melodie der Nacht (1960)

    So geh ich allein und frage mich:
    Gibt’s ein Herz, das mich vermisst?
    Und wo ist der Mensch, der zu mir hält
    der genau wie ich, einsam ist?

    (Freddy Quinn – Melodie der Nacht)

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100 deutsche Lieblingsfilme #67: Freddy, die Gitarre und das Meer (1959)

Ein bisschen der neorealistische „Grosse Freiheit Nr. 7“. Helles, natürliches Licht, Schatten, die niemandem einen Schrecken einjagen, die geheimnislosen Kontraste der Wirklichkeit in ungewohnt schmucklosem Schwarz-Weiß. Die geschäftige Ruhe der 1950er Jahre dehnt sich aus auf Märkten, den Mündern der Schausteller, in Kneipen, einem Zeitenbild, dessen Lokalkolorit wie unsimuliert erscheint. Wenn Käutners Ode auf die Individualität Wunschbild aus dunklen Zeiten ist, drängt sich hier das Wort Abbild auf. Eine von oben herab den Pfad statt den Rhythmus des Gehetzwerdens zwischen Fischbuden nachmessende – eben nüchtern abbildende – Verfolgungsjagd wirft Ausschmückung dazu. Filmische Bewegung, Kranfahrten, die glanzvolle Raffinesse alter Meister. „Freddy, die Gitarre und das Meer“ ist ein Film der Gegensätze. Des Titelhelden gedrungener Körperbau und seine sanftmütigen Züge vor dem fürsorglichen Seelenleben – schon ganz für sich ein wunderbarer Kontrast. Alle löst Wolfgang Schleif sie gleich auf, Minus mal Plus ergibt bei ihm doch immer nur Plus – nicht Naivität, schiere Warmherzigkeit. Die ist eine Bulette auf die Faust und bloß maskiert hinter Peter Carstens schnoddrigem Seemannsgebell, der distinguierten Schmierigkeit Harry Meyens. Wirklich jedem zaubert sie früher oder später ein Lächeln ins Gesicht, die Musik, biegt sie die Minen alarmierter Nachtwächter und Kommissare kraft ihrer animierenden Wirkung ins Gegenteil. Weiterlesen…

13. Hofbauer-Kongress, Aufriss #2

Hannelore – sie traf uns frontal, ins Herz und in die Hose. Hans Billians DIE LUSTIGEN WEIBER VON TIROL war eine unserer schönsten Entdeckungen im vergangenen Jahr. Und Hannelore schwebte rosig-spritzig über die Leinwand. Es war nicht nur ihr sinnlicher Liebreiz oder ihre betörende Natürlichkeit, die uns umschmeichelten und entflammen ließen. Da war mehr. Wenn sie lächelte, lächelte die Welt. Wir trauten ihr alles zu. Solch eine blonde Venus muss Raymond Chandler im Sinn gehabt haben, als er über ein Früchtchen sinnierte, das einen Bischof dazu bringen kann, mit einem Ball ein Loch in ein Kirchenfenster zu schießen. Ihrem heutigen Gemahl Heino erging es ähnlich: “Sie sah so unwahrscheinlich schön aus, Brigitte Bardot hätte sich hinter ihr verstecken müssen. Dabei strahlte sie diese natürliche Erotik aus.“ Es war der 4. April 1977, als er bei einer Fernsehshow der damaligen österreichischen Prinzessin Hannelore von Auersperg erstmals begegnete. Auf diese Prinzessin waren alle heiß, aber Hannelore wollte nur Heino. Und nicht nur seinen blauen Enzian. So verließ Hannelore ihren Prinzen Alfi, den professionellen Großwildjäger, und ging zu Heino. Es war die große Liebe. Aber wer Großes will, muss zunächst verzichten. Weiterlesen…