Da weiß man, was man hat!

Das Fantasy Filmfest 2012 und die Segnungen der Digitalisierung

Vorabankündigung auf der FFF-Homepage zu den 71 Filmen des durch sieben deutsche Städte tourenden Programms:

„Die Nostalgiker unter uns können sich auf 35mm freuen bei: ACE ATTORNEY – A CHINESE GHOST STORY – EVA – GOD BLESS AMERICA. Alle anderen Filme werden als DCP gezeigt.“

Was man so aus diversen Städten hört und mitbekommt:

Mehrere komplett ausgefallene Vorstellungen in verschiedenen Städten wegen nicht funktionierender DCP-Schlüssel.

In München konnte ein asiatischer Film nur völlig ohne Untertitel gezeigt werden, in Köln ebenfalls.

Mehrere 3D-Filme konnten in manchen Städten nicht in 3D abgespielt werden (PIRANHA 3DD, UNIVERSAL SOLDIER 3D) und wurden entgegen ihrer Konzeption lediglich in 2D gezeigt.

Trotz „sauberer“ digitaler Bildränder ist ein allseitig unnötig stark beschnittenes Projektionsbild nach wie vor keine Seltenheit in manchen Sälen. Besonders auffällig in den letzten Jahren vor allem bei Filmen mit „randnah“ platzierten Untertiteln, die entsprechend an- oder abgeschnitten waren, was nicht in allen Fällen behoben werden konnte.

In Nürnberg ist bereits die Trailershow vor dem Eröffnungsfilm zur Einstimmung mehrmals ins Stocken geraten und eingefroren.

Auch jenseits der Tücken der Technik begeistert der Glanz des „Fortschritts“ die Zuschauer:

Einschätzung eines FFF-Vielsehers im Fanforum f3a.net: „Die Digitalprojektion tut manchen Filmen einfach nicht gut, insbesondere nicht denen, die kein großes Studio für die Postproduction hinter sich haben. Look und Farben sehen durch die Digitalprojektion gleich nochmal billiger aus (extrem beispielsweise bei CRAWL), der Schwarzwert wird nicht zufriedenstellend wiedergegeben (bei THE AWAKENING lief ein großes Ameisenrennen auf der Leinwand) und wenn man dann auch noch bei einigen Filmen die Pixel auf der Großleinwand sieht (EXCISION, THE PACT), frage ich mich, ob der reguläre Eintrittspreis von 9 Euro gerechtfertigt ist, ganz gleich, wie gut der Film ist. Kino erlebe ich dann doch gerne in besserer Qualität.“

Einschätzung eines befreundeten FFF-Vielsehers in Nürnberg, der sich in der Hoffnung auf eine 35mm-Henkersmahlzeit dieses Jahr zum vermutlich letzten Mal eine Dauerkarte besorgt hatte, während die Projektionssituation erst nach Ende der Bestellfrist bekannt wurde: „Waren schon einige gute Filme dabei bisher, aber ist halt so fast ohne Filmprojektion schon eher scheiße, wenn dann kaum einer wirklich gut aussieht.“

Einschätzung von Christoph zum DCP von THE TALL MAN: „Als ob man eine einen Meter starke Plexiglasscheibe über das Bild gelegt hätte.“

Was hingegen bei 35mm projektionstechnisch passieren kann:

Ein analoges worst-case-Szenario trat unterdessen tatsächlich bei ACE ATTORNEY auf, der in der ersten Stadt der Tour teilweise vom Teller fiel (Hinweis: diese Information wurde offenbar nicht korrekt kolportiert, siehe dazu Kommentar #6), woraufhin ein paar Stellen wegen Zerknitterungen herausgeschnitten werden mussten. Einige Kratzer und kleine Sprünge sind vor allem im letzten Akt kaum zu übersehen, die Fehlstellen machen aber kaum mehr als 20 Sekunden aus. Trotz dieses extrem seltenen Desaster-Szenarios lässt sich der Film jedoch in den weiteren Städten noch problemlos und letztlich fast verlustfrei vorführen und ansehen. Wäre ein DCP heruntergefallen und zerdellt, könnte man weitere Vorführungen wohl gänzlich abschreiben.

Was man daraus schließen kann:

„Eine 35mm neu gezogen für ein Festival ist eine Seltenheit daher ist die DCP Qualität immer besser als eine 35.“ (Aussage des FFF-Teams auf Facebook)

Mit Verweis auf den Zwischenfall bei ACE ATTORNEY hieß es dann offenbar auch prompt am Eröffnungsabend in Köln: „Da wisst ihr mal wieder, was ihr an der Digitaltechnik habt!“