Zeitnah gesehen: Der Fall Collini (2019)

Fabrizio Collini (Franco Nero) schreitet stoischen Schrittes durch einen trotz Cinemascope ins Erdrückende verengten Hotelkorridor, die Lichtverhältnisse durch die eigene, von hinten angestrahlten Umrisse ein wenig weiter abdimmend, ganz einem gedungenen Killer aus Hollywoods Thrillerschule gleich. Plötzlicher Schnitt zu dem Mann, der ihn später, da ist er den vorgezeichneten Weg des Mörders längst zu Ende gegangen, vor Gericht verteidigen wird – Jungjurist Caspar Leinen (Elyas M’Barek). Agil graziöse Schlagübungen aneinanderstrickend testet dieser seine Grenzen in einer nach allen Seiten offenen Halbnahen aus, bemerkt dabei gar nicht, wie sich sich von einem Moment zum anderen die Einstellungsgröße verschiebt. Von der Raumdecke aus wirkt das den Boxer so ermächtigende Ringviereck nun winzig, Leinen ist im wahrsten Sinne des Wortes eingefangen worden in einer Supertotalen. Collini indes hat es nach der Tat in die Hotellobby verschlagen, wo er sich in einem bequemen Sessel niederlässt. Cool, calm, collected, würde Mick Jagger das wohl nennen, befreit – man ahnt es lange bevor der Film sich ins Narrative stürzt – von einer Last in einer weiteren halbnahen Aufnahme, die das Treiben um ihn herum schlicht ausblendet. Weiterlesen…