Sollte man sich freuen…

…dass der deutsche Major Kinowelt von Studio Canal und damit von einem französischen Major übernommen worden ist?
Darf man utopische Hoffnungen hegen, dass mit der ewigen Kinowelt-Lieblosigkeit im Verleih aktueller Filme und Heimvideo-Veröffentlichung von Backkatalog-Titeln nach Vorbild der stellenweise dezent überlegenen französischen und britischen Branches ein wenig aufgeräumt wird? Werden wir plötzlich ganz viele ganz tolle Studio Canal-Titel aus dem französischen und britischen Programm abbekommen? Wird Kinowelt jetzt aufhören, eine Schlock-Firma zu sein? Werden die Franzosen machen, das alles wieder gut wird? Besteht eine winzige Chance, dass sich irgendetwas am Firmenprofil der Kinowelt ändert, dass nicht gleich das Anschwellen des kapitalistischen und kunstfeindlichen Blutegels, dieses nimmersatte Weiterexpandieren, Weiterglobalisierung der Filmdistribution, zur Folge hat? Ist es nun ein kontinental-exotischer Thrill, als deutscher Filmvorführer eine deutsch synchronisierte 35mm-Kopie des sehr schäbig nach Sozialporno aussehendem MEIN STÜCK VOM KUCHEN zu starten und dann diese „himmlische“ Verleihmarke zu sehen, die man persönlich in erster Linie von (britischen) Import-DVDs diverser europäischer Kanon-Filmklassiker im Gedächtnis abgespeichert hat? Haben Studio Canal in Frankreich ein ausgeprägteres Profil als die Kinowelt in Deutschland? Würden französische Filmemacher und Cinemenschen von diesem Imperium Gutes berichten?

Nein, möchte ich sagen. Es ist nicht beruhigend, darüber nachzudenken. Deswegen auch keine Filmecho-Gesten hier. Ich finde es nur eigenartig, dass diese Übernahme, bzw. die endgültige Umbenennung, meiner Wahrnehmung nach im deutschen Netz kaum kommentiert worden ist, nicht zuletzt auch von „Menschen vom Fach“. Vielleicht muss ich eben doch öfter Blickpunkt Film oder das Filmecho lesen, wenn mich sowas interessiert (tut es, eigentlich, nicht). Es ist doch schließlich bemerkenswert und eigentümlich, dass der größte deutsche Filmverleih ausgerechnet mit seinem, mehr oder minder, französischen Pendant fusioniert ist. Wenn die Kinowelt nun bei Warner läge oder mit Concorde einen deutschen Gesamtkoloss gebildet hätte – aber nein, also ausgerechnet bei Studio Canal . Und das schon seit 2008! Als ich das, in einem Gespräch mit einem Kinobetreiber, im August erfuhr, habe ich erstmal einige Minuten lang die Stirn gerunzelt.

Film und Buch (#9): Samo Rugelj, Marcel Štefančič, jr. – Stari, kje je film? (2006)

Das erste slowenische Buch zum jüngeren südkoreanischen Kino war sicherlich eine der ersten nicht-englischsprachigen Publikationen außerhalb Koreas, die sich mit dem überraschenden Boom der nationalen Filmindustrie Südkoreas innerhalb eines überschaubaren Zeitrahmens auseinandersetzte (in diesem Fall geht es vorwiegend um die Jahre 1995 – 2005). Als publizistische Pionierleistung anzusehen, wird während der Lektüre zunehmend klarer, wie es ein solches Werk auf den slowenischen Buchmarkt schaffen konnte. In erster Linie scheint es nämlich nicht primär um die Darstellung der südkoreanischen Filmwirtschaft und Filmgeschichte zu gehen, als vielmehr um ein Plädoyer für eine zu ändernde slowenische (und im Grunde auch europäische) Filmpolitik. Geschrieben wurde es von zwei der profiliertesten slowenischen Filmautoren der letzten 20 Jahre, die beizeiten den Eindruck erwecken, den slowenischen Filmbuchmarkt seit der Unabhängigkeit von Jugoslawien im Jahre 1991 fast im Alleingang hervorgebracht zu haben.
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