Top 100 – 2ter Versuch

Dieser Artikel ist eine Ergänzung und Erweiterung eines früheren Beitrags von mir, gepostet im November 2008: Ein Versuch

Damals wollte ich meine aktualisierte Top 100 posten, d. h. die 100 Filme die mir gerade am meisten bedeuteten. Da die Formatierung und ein paar andere ästhetische Gesichtspunkte zu diesem Zeitpukt jedoch etwas zu kompliziert zu bewerkstelligen schienen, verschob ich die vollständige Auflistung aller Filme immer weiter in die Zukunft, wobei sich verständlicherweise die Zusammenstellung und Platzierung der Filme wieder zu ändern begann.

Da meine Einstellung und mein Blick auf einzelne Filme stimmungs- und sichtungsabhängig ist, und jeder Tag die Welt verändern kann, handelt es sich bei solchen Listen meist um Momentaufnahmen. Daher habe ich mich nun entschlossen, die vollständige Auflistung, wie ich sie im November letzten Jahres notiert hatte, zu veröffentlichen. Der jetzige Zeitpunkt benötigt zwar eine neue Zusammenstellung, doch wäre diese nicht mehr oder weniger relevant als die Letzte. Somit unternehmen wir also noch einmal eine kurze Zeitreise…

21. Hakob Hovnatanyan 
Sergej Paradjanov  Sowjetunion  1965
22. Possession
Andrzej Zulawski  Frankreich  1981
23. La Jetée
Chris Marker  Frankreich  1962
24. Trys dienos  Drei Tage
Sharunas Bartas  Sowjetunion  1991

25. Dead Man
Jim Jarmusch  USA  1995
26. Moe no Suzaku  Die Ahnung Suzakus
Naomi Kawase  Japan  1996
27. Elvira Madigan
Bo Widerberg  Schweden  1967
28. Au-delà de la haine  Beyond Hatred
Olivier Meyrou  Frankreich  2005
29. Hao nan hao nu  Good Men, Good Women
Hou Hsiao-hsien  Taiwan  1995
30. Pola X
Léos Carax  Frankreich  1999

31. Wandâfuru raifu  After Life
Hirokazu Koreeda  Japan  1998

32. Zabriskie Point
Michelangelo Antonioni  USA  1970
33. Few of Us  Wir sind wenige
Sharunas Bartas  Litauen  1996
34. Nema-ye Nazdik  Close Up
Abbas Kiarostami  Iran  1990
35. Groundhog Day  …und täglich grüßt das Murmeltier
Harold Ramis  USA  1993
36. Bonnie and Clyde  Bonnie und Clyde
Arthur Penn  USA  1967
37. Umberto D.
Vittorio De Sica  Italien  1952
38. Les quatre cent coupes  Sie küßten und sie schlugen ihn
François Truffaut  Frankreich  1959
39. Ben-Hur
William Wyler  USA  1959
40. Midaregumo  Zerrissene Wolken
Mikio Naruse  Japan  1967

41. The Wizard of Oz  Der Zauberer von Oz
Victor Fleming  USA  1939
42. Örökbefogadás  Adoption
Márta Mészáros  Ungarn  1975
43. Loulou  Der Loulou
Maurice Pialat  Frankreich  1980
44. Eureka
Shinji Aoyama  Japan  2000
45. Batalla en el cielo  Battle in Heaven
Carlos Reygadas  Mexiko  2005
46. Andrei Rublyov  Andrei Rubljow
Andrej Tarkowskij  Sowjetunion  1966
47. Heaven’s Gate  Das Tor zum Himmel
Michael Cimino  USA  1980

48. Novecento  1900
Bernardo Bertolucci  Italien  1976
49. Der Aufenthalt
Frank Beyer  DDR  1983
50. Klassenverhältnisse
Danièle Huillet, Jean-Marie Straub  BRD  1984

51. La pirate  Die Piratin
Jacques Doillon  Frankreich  1984
52. Paris, Texas
Wim Wenders  BRD  1984
53. Hotaru no haka  Die letzten Glühwürmchen
Isao Takahata  Japan  1988

54. Marseille
Angela Schanelec  Deutschland  2004
55. Topâzu  Tokio Dekadenz
Ryu Murakami  Japan  1992
56. Meikyu-tan
Shuji Terayama  Japan  1975
57. Suna no onna  Die Frau in den Dünen
Hiroshi Teshigahara  Japan  1964
58. Sans soleil
Chris Marker  Frankreich  1982
59. Ying chun ge zhi Fengbo  Der Letzte Kampf des Lee Khan
King Hu  Taiwan, Hong Kong  1973
60. Dzieje grzechu  Geschichte einer Sünde
Walerian Borowczyk  Polen  1975

61. The Thief of Bagdad  Der Dieb von Bagdad
Ludwig Berger, Michael Powell, Tim Whelan  UK, USA  1940
62. Zina
Ken McMullen  UK  1985
63. Conan the Barbarian  Conan, der Barbar
John Milius  USA  1982

64. Mia aioniotita kai mia mera  Die Ewigkeit und ein Tag
Theo Angelopoulos  Griechenland  1998
65. Tarzan, the Ape Man  Tarzan, Herr der Affen
John Derek  USA  1981
66. Tenshi no tamago  Angel’s Egg
Mamoru Oshii  Japan  1985
67. Offret  Das Opfer
Andrej Tarkowskij  Schweden  1986

68. Moonlighting  Schwarzarbeit
Jerzy Skolimowski  UK  1982
69. Majo no takkyûbin  Kikis kleiner Lieferservice
Hayao Miyazaki  Japan  1989

70. The Night of the Hunter  Die Nacht des Jägers
Charles Laughton  USA  1955

71. Forrest Gump
Robert Zemeckis  USA  1994
72. The New World
Terrence Malick  USA  2005
73. Koridorius  Korridor
Sharunas Bartas  Litauen  1994

74. Joshuu sasori: Kemono-beya  Sasori: Den of the Beast
Shunya Ito  Japan  1973

75. Bad ma ra khahad bord  Der Wind wird uns tragen
Abbas Kiarostami  Iran  1999
76. Notorious  Berüchtigt
Alfred Hitchcock  USA  1946
77. Ran
Akira Kurosawa  Japan  1985
78. Saikaku ichidai onna  Das Leben der Frau Oharu
Kenji Mizoguchi  Japan  1952
79. Monsieur Hire  Die Verlobung des Monsieur Hire
Patrice Leconte  Frankreich  1989
80. Idioterne  Idioten
Lars von Trier  Dänemark  1998

81. The Reflecting Skin  Schrei in der Stille
Philip Ridley  UK, Canada  1990
82. Trilogia I: To Livadi pou dakryzei  Trilogie: Die Erde weint
Theo Angelopoulos  Griechenland  2004

83. Kôfuku no kane  Blessing Bell
Sabu  Japan  2002
84. Tokyo senso sengo hiw  The Man Who Left His Will on Film
Nagisa Oshima  Japan  1970

85. Wong gok ka moon  As Tears Go By
Wong Kar Wai  Hong Kong  1988
86. Sud pralad  Tropical Malady
Apichatpong Weerasethakul  Thailand  2004
87. To vlemma tou Odyssea  Der Blick des Odysseus
Theo Angelopoulos  Griechenland  1995

88. Xiao cheng zhi chun  Frühling in einer kleinen Stadt
Mu Fei  China  1948

89. Zwischen zwei Kriegen
Harun Farocki  BRD  1977
90. Suspiria
Dario Argento  Italien  1977

91. Gertrud
Carl Theodor Dreyer  Dänemark  1964
92. Le chiavi di casa  Die Hausschlüssel
Gianni Amelio  Italien  2004
93. Demanty noci  Diamanten der Nacht
Jan Nemec  Tschechoslowakei  1964
94. Bu jian  The Missing
Lee Kang-sheng  Taiwan  2003

95. Dai-bosatsu toge  The Sword of Doom
Kihachi Okamoto  Japan  1965
96. The Wind  Der Wind
Victor Sjöström  USA  1928
97. Invisible Waves
Pen-Ek Ratanaruang  Thailand  2005
98. Magnificent Obsession  Die wunderbare Macht
Douglas Sirk  USA  1954
99. Sanma no aji  Ein Herbstnachmittag
Yasujiro Ozu  Japan  1962
100. Die Erben
Walter Bannert  Österreich  1982

Filmtagebuch (2)

Konnte mal wieder nicht einschlafen. Gestern ist mir schon das gleiche passiert, und ich habe mir endlich einmal das Berlinale Programm näher angeschaut. Sah ziemlich gut aus, was wohl primär mit meiner guten Laune angesichts der Tatsache, dass ich mich – zwei Tage vor Beginn – endlich aufgerafft hatte mich mit dem Programm zu beschäftigen, zusammenhing. Heute ging mir dann auf, dass meine Schlaflosigkeit wohl mit der lauernden Kunstgeschichtsklausur am kommenden Freitag zusammenhängt. Und was macht man um die miese Stimmung zu vertreiben?

Genau. Noch ein guter Vorsatz. Nun aber nicht zu Neujahr, sondern gleich fürs ganze Jahr: wieso hab ich eigentlich so einen riesenhaufen Filme bei mir rumliegen? Und wieso hab ich die wenigsten davon überhaupt gesehen? Wie viele Audiokommentare hab ich in meinem Leben eigentlich angehört? 2, 3? Fragen über Fragen, und mir ging abermals auf dass ich wohl was unternehmen sollte. Schlafen konnte ich ja nicht. Also weiteren Vorsatz für 2009 gefasst. Ich habe definitiv über 1000 Filme in meinem kleinen Zimmer (wahrscheinlich eher um die 1300, aber so genau weiß ich das nicht), und da ich schon seit ein paar Wochen dabei bin die Filme zu zählen und zu katalogisieren, könnte ich vielleicht auch anfangen sie mir anzuschauen. Zum Beispiel systematisch.

Gesagt – getan. Schwupps stand ich am Regal, und die Idee gefiel mir. Wer kennt das nicht: im Supermarkt oder im Kaufhaus – zu Hause passiert sowas wohl nur Verrückten wie mir – kann man sich nicht entscheiden was man denn nun kaufen soll. Was will ich essen, was anziehen; überall ein Überangebot. Früher ging mir das nur mit Büchern so, zuerst in der Bücherei oder Buchhandlung, später dann auch mehr und mehr zu Hause. Dass es mit Filmen mal soweit kommen sollte. Als ich vor Jahren meine ca. 900 Filme umfassende VHS Sammlung größtenteils der Gelben Tonne im Hof überließ, deutete sich so was wohl schon an. Da hatte ich um die 100 Filme noch nicht gesichtet, als ich den Bandsalat ins Nirvana verschwinden ließ. Damals wars mir egal, später fand ich das schade; heute kann ich darüber nur lachen. Stand der Dinge ist: Hab von meinem momentanen Filmwulst höchstens ein Drittel gesehen, und das Meiste auch nicht vom angeschafften und sich stapelndem Bildmedium in der Wohnung, sondern entweder schon früher, oder im Kino. Dass ich das Zeug noch nicht mal mehr zählen kann, sagt wohl alles.

Aber genug der Abschweifungen, hier war der Plan: Ich würde einfach der Reihe nach alle meine Filme Stück für Stück abklappern. Mit allem Bonusmaterial und zusätzlichen Brimborium das sich darauf Befand. Ausgeschlossen die DVDs (oder VHS, SUPER-VCDs, Laserdiscs und was es sonst noch gibt – ihr werdet es nicht glauben, aber ich besitze sogar Filme die per Videokamera auf High 8 Digitalkasseten von mir vor dem Fernseher sitzend abgefilmt worden sind. Da hatte ich noch nicht mal nen Videorekorder, und das meiste sind auch alte Episoden der Simpsons, die ich mit 10 für mich entdeckt hatte…), welche ich bereits gesichtet habe (was sich aber definitiv im zweistelligen Bereich bewegen dürfte). Natürlich bin ich dieser Aufgabe im Jahr 2009 allein nicht gewachsen, und ich werde wahrscheinlich bis Dezember nicht mehr als Hundert Bildträger abklappern können – man muss ja schließlich noch ins Kino und auf Festivals – aber ein Anfang wäre gemacht. Und was für einer. Nie mehr die leidige Frage: „Was schaue ich mir heute nur verdammt noch mal an?“. Nie mehr die Qual der Wahl, kein verschwendeter Gedanke, kein Bereuen oder Ärger über den Film mehr möglich.

Schließlich hab ich mir die ganzen Filme ja gekauft, weil ich sie sowieso sehen will. Also warum nicht so? Die Bildträger sind zwar alle nach Medium sortiert, aber innerhalb der Kategorien herrscht ein bewusst gehaltenes fröhliches Durcheinander. Hat nicht jeder schon mal versucht seine Sachen zu ordnen? Früher saß ich oft stundenlang vor meinen hunderten von Büchern, und ordnete sie ein Jahr mal nach Größe, das andere nach Autor, das dritte nach Kategorien, und so weiter, bis ich irgendwann langsam aber sicher aus der Pubertät herauskam und entdeckte, dass man Bücher am besten einfach ins Regal stellt. Und Filme natürlich auch. Ungeordnet – zufällig – wie auch immer. Kategorien funktionieren vielleicht bei Leuten ohne Sammelbedürfnis. Aber sobald die vierstelligen Bereiche überschritten sind, erweist sich eine Kategoriezwang meist als kontraproduktiv und äußerst zeitraubend. Aber ich schweife schon wieder ab.

Mit den DVDs würde ich anfangen. Von denen gabs am meisten. Und am einfachsten wäre es natürlich mit einer der Wandreihen anzufangen, auf denen die Filme zumindest schon einmal fein säuberlich nebeneinander geschichtet sind. Und mit was wird die unterste Reihe agbestützt. Mit der Bette Davis Collection natürlich. Also, raus damit und reingeschaut. Erster Film ist „Günstling einer Königin“ (1939), den ich schon letztes Jahr im Rahmen einer kleinen privaten Michael Curtiz Werkschau herausgekramt hatte. Nicht schlecht; bin ich doch glatt schon beim zweiten Film angekommen. „Der versteinerte Wald“, 1936 (oder 35? Im Booklet steht etwas von Notice, aber da kann ich jetzt nicht genaueres zu sagen), mit Leslie Howard und Humphrey Bogart, anscheinend in seiner ersten Hauptrolle. Ich mochte Bogart in seinen Schurkenrollen der 30er Jahre schon immer sehr, weil er darin für mich nie etwas Bogie-typisches hatte, sondern meist nur eine kleine fiese Ratte war, die im Laufe des Films auch zur Strecke gebracht wurde. (Man denke nur an Curtiz‘ „Angels with Dirty Faces“ von 1938, oder an Raoul Walshs ein Jahr später entstandenen „The Roaring Twenties“. Um einen Imdb User zu zitieren: „Cagney ALWAYS kills Bogart in the 1930s“.) Regie führte Archie L. Mayo, der mir in meiner bisherigen Cineastenkarriere soviel ich weiß noch nicht wirklich über den Weg gelaufen ist, dessen Name aber durch diesen frühen Vertreter/Vorläufer des Film Noir durchaus bekannt ist (und der außerdem den letzten Film der Marx Brothers, „A Night in Casablanca“ von 1946, inszeniert hat). Mal schauen wann er mir das nächste Mal über den Weg läuft. Viel gedreht hat er auf jeden Fall. In 4 Jahrzehnten über 80 Filme. Damals nicht unüblich, aber dennoch beachtlich.

Auf der DVD befinden sich zusätzlich noch ein Kurzfilm, ein Cartoon, ein Ausschnitt aus einer damaligen Wochenschau (ich hasse! es, dass Warner Brothers uns wohl zu träge halten uns die kompletten 10 Minuten einer damaligen Wochenschau zu präsentieren. Aber was beklag ich mich; wenigstens gibt’s ein bisschen Wochenschau, was immer noch besser als gar nichts ist, und mehr als die meisten anderen Labels zu bieten haben), und natürlich – es darf auf diesen WB Kompilationen nicht fehlen – das meist langweilige Gelaber von Dauergrinser Leonard Maltin. Aber ich werds mir natürlich trotzdem ansehen, und eigentlich hab ich auch nichts (oder nicht zu viel) gegen Maltin. Nur scheint er für manche Sachen irgendwie dauergebucht zu sein, und vor allem seine Disney-Auftritte gehen einem nach einiger Zeit ziemlich auf die Nerven (bei Disney kann man die ja – wie so vieles: ich sage nur Trailer!!! – meist nicht überspringen). Aber erfreulicherweise befindet sich auch ein Audiokommentar auf der Disc – und nicht von Maltin, sondern von Bogart-Biograf Eric Lax! Na das wird dann wohl mein dritter Audiokommentar. 😉

Die obligatorische „Original“-Dokumentation darf bei solch einer Zusammenstellung natürlich auch nicht fehlen. Aber da weiß man ja meist, was davon zu erwarten ist…