Neues zu My son, my son, what have ye done? (Lynch/Herzog)



Auch wenn ich angefangen habe mich ein wenig von Herzog zu entfremden, so freue ich mich nach seinem soliden, oscarnominierten ENCOUNTERS AT THE END OF THE WORLD (auf den man in Deutschland als Kino- oder wenigstens DVD-Start immer noch vergeblich wartet), schon sehr auf seine Neuverfilmung, bzw. Fortsetzung von Abel Ferraras BAD LIEUTENANT, der nicht nur seinen ersten Zusammenprall mit Hollywood markiert (RESCUE DAWN als Quasi-Remake seines eigenen Werkes, noch dazu im Dschungel gedreht, zählt irgendwie nicht so richtig), sondern auf den ich vor allem wegen des Aufeinandertreffens von Herzog und dem Handlungsort New Orleans sehr gespannt bin. Wer immer noch Zweifel daran hegt, ob eine Quasi-Fortsetzung von Ferraras Meisterwerk Sinn macht, der sollte sich vielleicht einmal Herzogs gewohnt coole Reaktion auf den Ferrara-Diss, der der Crew der Neuverfilmung den Tod an den Hals wünschte, durchlesen.

Und Herzog befindet sich schon wieder inmitten der Dreharbeiten zu einem neuen Projekt mit dem Namen MY SON, MY SON, WHAT HAVE YE DONE?, einem Low-Budget-Horrorfilm, der sich um einen Mann dreht, der inspiriert von einem Sophoklesdrama seine eigene Mutter mit einem Schwert köpfte. Angekündigt wurde das Projekt auf dem letztjährigen Filmfestival in Cannes von Herzog und dem Produzenten des Films – keinem geringeren als David Lynch persönlich.

Screen Daily und Fangoria berichten nun über den Cast des Films, der sehr spannend aussieht: Michael Shannon, Willem Dafoe, Chloe Sevigny, Grace Zabriskie und Udo Kier sind mit dabei.

Und als ob das alles nicht schon aufregend genug wäre kehrte Herzog für die Dreharbeiten zu MY SON auch noch zum legendären Urubamba-Fluss zurück, wo er schon AGUIRRE und FITZCARRALDO drehte, wie er in einem Interview mit dem BFI verriet. Gefilmt werden soll übrigens ähnlich wie bei INLAND EMPIRE komplett in DV. Wenn man es so nennen will also nach NOSFERATU Herzogs zweiter Ausflug ins Horrorgenre und es spricht einiges dafür, dass MY SON, MY SON, WHAT HAVE YE DONE ähnlich außergewöhnlich geraten wird.

Dieser Beitrag wurde am Samstag, Februar 7th, 2009 in den Kategorien Aktuelles Kino, Alexander P., Blog, Blogautoren, Filmschaffende, Hinweise veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

5 Antworten zu “Neues zu My son, my son, what have ye done? (Lynch/Herzog)”

  1. Alexander Schmidt on Februar 16th, 2009 at 02:40

    oh mann, das hört sich ja suuuuuuuuuuuper an!!!
    als ebenfalls großer herzogfan (und lynchfan) hatte ich natürlich schon von diesem projekt gehört, aber diese neuen infos über cast und location lassen meine herz nochmal höher schlagen! willem dafoe und udo kier in einem horrorfilm von herzog und lynch am urubamba, was kann man sich besseres wünschen???
    😎 *ekstatischer freudentaumel*

  2. Christoph Wirsching on Februar 16th, 2009 at 15:11

    Lynch soll erstmal mit Jodorowsky zu Potte kommen, dem er doch zu einem Comeback verhelfen wollte. Der hat das nämlich weit nötiger und fraglos eher verdient als Herzog, der sich ja nun in Hollywood seine Brötchen abholen kann und somit nicht zwingend auf die Unterstützung des Neoprätentions-Kaisers angewiesen ist.^^

    Wie auch immer, prinzipiell klingt das alles zunächst doch sehr reizvoll (sowohl die Beschreibungen als auch Udo Kier auf der Besetzungsliste lesen sich sehr appetitlich), aber der Name Herzog führt bei mir schon beinahe instinktiv zu allergischen Reaktionen. Hätten sich er und Kinski doch bei den Dreharbeiten zu FITZCARRALDO wirklich gegenseitig umgebracht, so hätten sie sich beide ihre schlimmsten Peinlichkeiten erspart und obendrein in dem potentiell sehenswertesten professionellen Snuff-Film aller Zeiten als Darsteller mitgewirkt.

    @ Alex P.:

    Wie stehst du eigentlich zu Ferrara? Von seinem BAD LIEUTENANT war ich ausgesprochen enttäuscht aber der kürzlich gesichtete DRILLER KILLER hat mich dann doch davon überzeugt, dass er einer ausgiebigeren Beschäftigung bedarf, besonders reizen mich momentan MARY und THE ADDICTION, der Reputation / den Kritiken nach.

  3. Sano Cestnik on Februar 20th, 2009 at 01:39

    Hmm, klingt natürlich gewohnt bizarr die ganze Sache. Passt also zu Herzog. Und Jodorowsky braucht anscheinend keine Hilfe mehr. So weit ich informiert bin, ist sein Filmprojekt nun doch noch „in production“. Wer hätt’s gedacht.
    Wobei ich zwar sagen muss, dass ich mich auf einen neuen Film von Jodorowsky schon mehr freue als auf Herzog und Lynch, aber beim Stichwort DV steigen meine Hoffnungen auf eine wunderbare Ästhetik wie bei „Inland Empire“. Wenn das der Fall sein sollte, geh ich ins Kino, und schau mir das Teil an.
    Mein letzter „aktueller“ Herzog im Kino ist ja schon ne Weile her (2001 muss das gewesen sein), der ziemlich dufte INVINCIBLE, damals ja leider eher mäßig aufgenommen.

    Was hat dir denn an BAD LIEUTENANT nicht gefallen Christoph?
    Der wartet bei mir schon seit ein paar Jahren auf meinem DVD Regal – serbische Scheibe in sehr guter Quali. 🙂

  4. Alexander P. on Februar 22nd, 2009 at 05:27

    Die beiden Projekte hat Lynch ja damals zeitgleich in Cannes vorgestellt und da der Cast zu KING SHOT von Anfang an feststand dachte ich immer, der sei in der Produktion schon viel weiter fortgeschritten, aber das scheint wohl doch nicht so zu sein. Ich bin skeptisch wegen DV, ich glaube das ist unterbewusst auch der eigentliche Grund, warum ich INLAND EMPIRE immer noch nicht gesehen habe.

    Christoph, welche späten Filme von Herzog findest du denn peinlich? Finde eigentlich, dass er gerade im Bereich der Kurzfilme, bzw. Kurzdokus (wenn man das so nennen kann bei ihm) seine besten Filme nach FITZCARRALDO gedreht hat (TOD FÜR FÜNF STIMMEN, GLOCKEN AUS DER TIEFE und v.a. ECHOS AUS EINEM DÜSTEREN REICH). Die sind mir dann doch lieber als der potentielle Snufffilm, obwohl ich mir da keine Sorgen gemacht hätte, da Herzog ja einen kompletten Indianerstamm hinter sich hatte (wobei Kinski es in Rage vielleicht auch mit denen aufgenommen hätte…). 😉

    Von Ferrara kenne ich auch noch nicht viel. BAD LIEUTENANT fand ich großartig, müsste ich allerdings mal wieder auffrischen, da er sich in meiner Erinnerung mit Bildern aus dem französischen Thriller A CRIME (auch mit Keitel), der u.a. auch so eine Art Hommage an Ferraras New York Filme ist, vermischt hat. BODY SNATCHERS und DRILLER KILLER mag ich auch, nur mit seinem vorletzten Film GO GO TALES konnte ich überhaupt nichts anfangen, fand ich belanglos, ermüdend und lieblos inszeniert. MARY reizt mich auch sehr, aber vor allem KING OF NEW YORK müsste ich endlich einmal sehen.

  5. Sano on Februar 5th, 2010 at 17:14

    Hatte den Film schon beinahe vergessen, bin aber gerade auf den ofiziellen Trailer gestoßen. Unglaublicher Exploitation-Trash den sich Hollywood hier bei der Vermarktung geleistet hat. Mutet fast schon ein bisschen wie die zahlreichen humoristischen Fake-Trailer auf Youtube an. 🙂

    Der Film scheint bisher ja nicht viel Furore gemacht zu haben. Under the radar, oder einfach uninteressant? Hat ihn einer von euch inzwischen gesehen?

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