13. außerordentlicher Filmkongress des Hofbauer-Kommandos: Die Aufrisse




Alle Monate wieder, respektive drei wundersame Male im Jahr, laden wir, das hochwohllöbliche Hofbauer-Kommando, im Kommkino/Filmhauskino Nürnberg und im Uferpalast Fürth, zu unseren längst umjubelten außerordentlichen Filmkongressen, in deren Rahmen wir dem Schmierigen, dem Zärtlichen und dem Verstrahlten zu neuer Ehrerbietung zu verhelfen trachten. Besucher wie Veranstalter schätzen sie als ein Happening, das mit lustbetonten filmischen Schauwertigkeiten die Herzen zu öffnen und die Hosen zu sprengen vermag – aber das haben wir hier weiß Gott ja schon oft genug betont! Wie inzwischen stets, werden wir auch diesmal vorab in den sog. „Aufrissen“ in aller Ausschweifung Auskunft über die besonderen Filmgenüsse geben, die wir vom 24. bis zum 27. Juli mit vor Stolz geschwollenem Busen auf der großen Kinobildwand präsentieren werden. Da diese Texte ursprünglich auf Facebook erschienen sind, bzw. erscheinen, und auch dafür konzipiert wurden, bitten wir um Verständnis für ein besonders hervorstechendes Maß an informeller Flapsigkeit und diverse Schnodderismen.





13. Kongress, Aufriss #1: Entgegen unserer stolzen Ankündigung…

…dass im Juli erstmals ein Hardcore-Spielfilm im Rahmen des Kongresses zur 35mm-Aufführung gelangen würde, mussten wir dann doch feststellen, dass wir einen ebensolchen mit FERDINAND, DER PUSSYSCHRECK (1976), Alois Brummers wunderbarer Ode an Gurken und Bananen, bereits im Rahmen unseres 4. außerordentlichen Filmkongresses genossen hatten. Da allerdings zu jener Zeit die Kongresse noch ein spärliches Privatvergnügen und von den orgiastischen Happenings dieser Tage noch weit entfernt waren, entfiel uns dieser Fakt wieder, und erst, als wir schon – nun wieder frohlockend – im Begriff waren, den ursprünglich als Porno-Debüt geplanten, durch teuflischen Schimmel-Befall partiell annihilierten N. Y. BABES durch den strammen FERDINAND zu ersetzen, erinnerten wir uns – er war schon keine Kongress-Jungfrau mehr! Abermals sahen wir uns also genötigt, nach unverändert magischen Zauberstäben und frischen Vergnügungsspalten zu fahnden.

Da für Filmerzeugnisse aus unserer deutschen Heimat im furchteinflößenden 13. Kongressprogramm bereits überreichlich gesorgt ist, zog es uns abermals über den Ozean in die USA und mitten zwischen die einladend winkenden Schenkel von DIRTY LILLY (1978). Dieses kesse, von aufreizender Unbedarftheit beseelte und von Beth Anna zauberhaft verkörperte Geschöpf war – wie etwa auch porn’s most indefatigable couple JACK’N’JILL – eines der vielen charmanten Geschenke, die Chuck Vincent, ein Meister der „porn comedy“ der Filmwelt machte.
„Lolita teased, Candy tempted, now Lilly delivers“, versprach die amerikanische Tagline unbescheiden und erlegte unserer Heroine, gerade erst dem zarten Backfisch-Alter entwachsen, eine fürwahr pralle Veranwortung auf. Wie uns allerdings schon Lillys österreichische Cousine Josefine Mutzenbacher nachdrücklich bewies: unter der Jugend müssen selbst die höchsten und die dicksten Dämme brechen!

Leider weigerte sich selbst das allmächtige Internet, uns Näheres über die „wilden Abenteuer der Dirty Lilly“ (so der deutsche Titel) mitzuteilen, doch anhand einzeln verstreuter Impressionen am Wegesrand deduzieren wir, dass hier mit fröhlichem Verve die ikonische Geschichte einer Unschuld vom Lande erzählt wird, die mit großen Augen und juckender Neugierde in das Gefühlsleben der großen Stadt – natürlich New York – eintaucht und dort wertvolle Erfahrungen in Liegenschaftsangelegenheiten sammelt. Ihr feuchtfröhlicher, naßforscher Weg nach oben ist dabei gesäumt von heißgeliebten Stars und Sternchen des „Golden Age of Porn“ wie der herben Sharon Mitchell, dem gemütlichen Robert Kerman, dem sachlichen Eric Edwards und vielen anderen mehr. Wie wir im Leben stets, stößt auch Lilly auf ihren Wegen und Stiegen nicht immer nur auf den süßen Grund von Honigwaben, sondern gelegentlich auch in das sprichwörtliche Wespennest, doch Verdruß ist ihre Sache nicht – das Leben geht weiter, auf und ab und auf und ab und auf und ab!

Obgleich man der in den hiesigen (wie laut Kartonaufschrift offenbar auch belgischen!) Bahnhofslichtspielen der 80er Jahre offensichtlich exzessiv gespielten 35mm-Kopie, mit der wir in der Nacht vom 26. auf den 27. Juli die Leinwand des Uferpalasts besudeln werden, bereits überdeutlich ansieht, von wievielen einsamen Hosen sie im Laufe der Zeit genossen wurde, werden Lillys spritzige Abenteuer für euch dennoch in den leuchtendsten Farben erstrahlen, derer Fuji-Material fähig war – und da der Uferpalast über eine der sicherlich wenigen Kinoleinwände Deutschlands verfügt, auf denen das Porno-typische „academy ratio“ 1:1,37 größer als alle anderen Formate projiziert werden kann, lässt sicherlich sagen: SO groß habt ihr ihn noch nie gesehen! Den Film, natürlich.

Verzeiht den letzteren Kalauer. Der erste Aufriss einer jeden Kongress-Saison bringt die nach Monaten des Verzichts unvermeidlichen Aufwärmübungen mit sich, während derer unweigerlich so mancher Scherz am Rande abfällt.

Im Übrigen sei noch versprochen, dass dies nur der erste von mehreren Hardcore-Filmen sein wird, die wir euch in der Kongress-Zukunft in 35mm vorsetzen werden. Nach diversen stählernen Vorkostungsrunden in den letzten Jahren, in denen die Labsal von der Trübsal getrennt wurde, sind wir endlich im Stande, euch mit den saftigen Früchten unserer harten Bohrungsarbeiten zu verwöhnen!


Dieser Beitrag wurde am Freitag, Juni 6th, 2014 in den Kategorien Blog, Blogautoren, Das Hofbauer-Kommando, Festivals, Hinweise veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

Eine Antwort zu “13. außerordentlicher Filmkongress des Hofbauer-Kommandos: Die Aufrisse”

  1. Lillylover on Juli 20th, 2014 at 13:58

    Kleine Fußnote: Adult-Auteur Charles Vincent Dingley aka CHUCK VINCENT schenkte uns u.a. nicht nur Dirty Lilly, sondern war (wahrscheinlich) auch Schöpfer dieses Stop-Motion-Exzesses, der – glaubt man den kurzen Ausführungen hier – nur noch von dem Aberwitz des dort ebenfalls kurz erwähnten „Le Toy Shop“ übertroffen wird… Letzterer wurde von youtube allerdings wohl aus Sorge um die geistige und moralische Gesundheit seiner Viewer inzwischen gelöscht…
    Deswegen im Anschluss noch eine kurze Clipshow aus Vincents Kasperei „American Tickler“ (1977), auch wenn nicht ganz auf Kentucky- oder gar Python-Niveau – aber die Abspann-Begräbnisszene zu Beginn ist einfach zu herzerwärmend:

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